Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens
wünschen.«
»Aber schließlich weißt du nicht viel über 408
karpatianische Gefährten. Wenn meine Tochter seine Gefährtin ist und sich für ihn entscheidet - und es wird ihre Entscheidung sein, egal, was mein Mann und Gregori denken -, wird sie die am besten behütete Frau der Welt sein. Und sowie sie gelernt hat, mit ihm zurechtzukommen, auch die glücklichste.«
»Du hast mehr Vertrauen als ich.«
»Das liegt daran, dass ich sie besser kenne als du. Gib dir ein bisschen Zeit und leg um Himmels willen das Gewehr weg. Da draußen ist nichts«, schalt Raven sie.
»Du bist nur nervös, weil Jacques nicht bei dir ist.«
In der Nähe schlug ein Blitz ein, und die Hütte erbebte unter einem ohrenbetäubenden Donnerschlag. Raven drehte sich um und ging zu einem Sessel. »Irgendetwas ist auf jeden Fall los. Das da draußen ist einer von uns.«
Shea legte unwillkürlich eine Hand an ihre Kehle. Sie konnte die düsteren Vorahnungen nicht abschütteln. Sie wandte sich zu Raven um. »Was meinst du damit?«
Warum hatte sie bloß zugestimmt, hier zu bleiben und auf Raven aufzupassen? Etwas Böses belauerte sie, aber sie konnte es nicht aufspüren. Jacques, wo bist du ?
»Der Donner und der Blitz«, antwortete Raven unbefangen. »Einer unserer Männer ist in Rage.«
»Na, toll. Wutanfälle, das hat uns gerade noch gefehlt«, brummte Shea gereizt. Jacques hatte ihr nicht geantwortet. Wo war er? Spürte er nicht, wie sehr sie ihn brauchte?
Raven lachte. »Darin sind sie ganz groß, stimmt's?«
Die Tür flog so heftig auf, dass die erst vor kurzem reparierte Holzfüllung zersplitterte. Shea fuhr herum und stellte sich instinktiv zwischen Raven und den Eingang. Im Türrahmen stand Don Wallace, ein 409
Maschinengewehr in der Hand, hinter sich einen älteren Mann. Shea hörte das irre Lachen der beiden und sah die Bosheit und den Abscheu in ihren Augen.
Jacques! Sie schrie seinen Namen im selben Moment, als das Gewehr losging. Die bösartigen Geschosse trafen sie an Arm und Schulter und schleuderten sie zurück, sodass sie mit Mik-hails Gefährtin zusammenstieß.
Raven, die den größten Teil der Ladung abbekam, wurde beinahe an die Wand geschleudert. Shea landete in einer Blutlache. Überall war Blut, unter ihr, auf Ravens Brust und Bauch, von wo es auf den Holzboden tropfte. Raven war still und leblos, ihr Gesicht weiß und ihr Puls nicht zu fühlen, als Shea danach tastete.
Don Wallace packte sie an den Haaren und zog sie von Ravens regungslosem Körper weg. Mit einem verächtlichen Lachen stieß er mit einem Fußtritt Ravens Bein aus dem Weg. »Ich wusste doch, dass ich Sie erwischen würde, Doc. Die Welt ist klein, was ?«
Jacques! Mein Gott, er hat Raven getötet! Gregori! Es tut mir leid! Ich konnte sie nicht retten. Shea wehrte sich mit aller Kraft, indem sie um sich schlug und mit den Füßen trat. Ihr war nicht einmal bewusst, was sie tat, bis Wallace ihr mehrmals ins Gesicht schlug.
»Halts Maul! Hör mit dem Gekreische auf, sonst schlage ich dich k.o.!« Er schlug noch zwei Mal zu. »Ihr verdammten Vampire bildet euch ein, furchtbar schlau zu sein. Es war ganz leicht, stimmt's, Onkel Eugene?«
Shea, die unkontrolliert schluchzte, war fast immun gegen die Schmerzen, die Wallace ihr zufügte, indem er an ihrem verletzten Arm zerrte. Plötzlich regte sich Wärme in ihrem Bewusstsein. Shea ? Wir müssen den Mann anschauen, der dich hält, uns gründlich in der Hütte 410
umschauen und alles genauso vor uns sehen, wie du es siehst.
Jacques' Stimme war ruhig und unbewegt, sie verriet mit keinem Anzeichen Wut oder Zorn, nur kühle Logik. Wir drei sind alle geistig mit dir verbunden und können dir beistehen.
Raven ist tot! Sie haben sie erschossen!, rief sie ihm hysterisch zu. Sie hatte Angst, sich zu bewegen oder irgendwie auf sich aufmerksam zu machen und dadurch Jacques in Gefahr zu bringen.
Tu einfach, was ich dir sage, mein Liebes. Schau dich im Zimmer um. Sieh deinen Feind genau an und präge dir jedes Detail ein, damit wir ihn sehen können. Jacques war sehr beherrscht und atmete langsam und regelmäßig, um ihr zu helfen, selbst wieder ruhig durchzuatmen. Du musst alles andere abblocken. Was sie sagen und tun, ist egal. Gib uns die Informationen, die wir brauchen.
Shea holte tief Luft, schloss die Augen und versuchte, Jacques' Anweisungen zu befolgen. Es war schwer, das Grauen über Ravens gewaltsames Ende und den Verlust des so unendlich wichtigen Kindes zu überwinden. Sie verschloss ihr
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