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Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens

Titel: Karparthianer 02 Dunkle Macht des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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presste sich sorgenvoll zusammen, als sie ihre präzisen, kleinen Stiche überprüfte. Sie war so schön, dass es ihm den Atem nahm.
    »Jacques? Was ist los?« Ihre Stimme strich wie eine Lieb- kosung über seine Haut.
    Keine Erinnerungen, keine Fähigkeiten. Die simpelste Aufgabe ist mir unmöglich. Sein Daumen strich hauchzart über die Innenseite ihres Handgelenks.
    »Du wirst wieder gesund, Jacques. Verlier nicht die Geduld. Wenn du etwas brauchst, kann ich es dir bringen.« Seine Berührung ließ Schmetterlinge in ihrem Bauch flattern. Es verstörte sie, dass sie so empfänglich für seinen Charme war. Das war gar nicht ihre Art.
    Obwohl seine markanten und sehr sinnlichen Züge unbewegt blieben, schmolz etwas in seinem Inneren, und er empfand eine derartige Freude, dass er am liebsten allem anderen zum Trotz gelächelt hätte. Der Schmerz verlor an Bedeutung, seine bruchstückhaften Erinnerungen und sein hilfloser Zustand wurden zu reinen Unannehmlichkeiten, die er im Lauf der Zeit überwinden würde. Shea war das Einzige, das zählte.
    Öffne die Tür, damit ich die Nachtluft einatmen kann , sagte er 138

    und versuchte, sie nicht mit den Augen zu verschlingen.
    Sie erkannte offensichtlich allmählich, dass sich niemand
    - schon gar nicht sie selbst mit ihrem warmen, mitfühlenden Wesen - seinem Willen widersetzen konnte, einem Willen, der im Höllenfeuer ständig stärker geworden war.
    Sie erfüllte ihm die Bitte. »Du hast doch nicht etwa versucht aufzustehen, oder? Das darfst du nicht, Jacques.
    Damit würdest du viel zu viel Schaden anrichten. Und wenn du noch mehr Xarbengewebe bekommst, siehst du irgendwann so aus wie Frankenstein.«
    Er hatte die Augen geschlossen, um die frische, klare Nachtluft einzuatmen. Karpatianer behalten keine Narben. Der Satz kam aus dem Nichts. Er war glücklich, weil er sich an etwas erinnern konnte. Er war sogar glücklich, sich an Frankenstein zu erinnern.
    Ihre Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Ach ja? Was hat es dann mit dieser dünnen Linie um deinen Hals auf sich? Man kann sie kaum sehen, aber sie ist da.«
    Seine schwarzen Augen öffneten sich blitzschnell und glühten vor Zorn. Shea trat sofort mit klopfendem Herzen zurück. Sie konnte in den Tiefen seiner Augen tatsächlich rote Flammen lodern sehen. Er sah wie ein Dämon aus, wie ein unbesiegbares Raubtier. Der Eindruck war so stark, dass sie unwillkürlich eine Hand an ihre Kehle legte, um die Wundmale dort zu bedecken.
    Jacques nahm weder Shea noch das Zimmer, nicht einmal seinen eigenen geschwächten Körper wahr. Das Gefühl, einen tödliehen Kampf auszufechten, beherrschte ihn. Er berührte die dünne weiße Narbe, die sich um seine Kehle wand. Der Ein druck von Gefahr war so intensiv, dass er spürte, wie das Tier in ihm um die 139

Oberhand rang. Lange Reißzähne bildeten sich in seinem Mund, und seine Fingernägel verlängerten sich zu Krallen. Seine Muskeln bebten und zuckten, und seine ungeheure Kraft vereinte sich kurz mit seinem Willen.
    Ein langsames, bösartiges Zischen entrang sich ihm.
    Dann erinnerte ihn das Schmerzen von Muskeln, die freigesetzt werden wollten daran, dass er hilflos im Bett lag. Vor seinem geistigen Auge tauchte vage das verängstigte Gesicht einer Frau auf, von Tränen, die in ihren großen blauen Augen schwammen. Er sollte wissen, wer sie war. Er musste sie kennen! Seine Hände ballten sich zu Fäusten, als er den rasenden Schmerz begrüßte, der die bruchstückhafte Erinnerung verdrängte.
    Shea sah, wie seine Hände nach oben tasteten und sich an seine Schläfen pressten, als wollte er den Schmerz unterdrücken. Sofort war sie bei ihm und strich ihm tröstend das Haar aus der Stirn. »Quäl dich nicht länger, Jacques. Dir wird alles wieder einfallen. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche. Alles kommt zurück.« Shea lief quer durchs Zimmer zu ihrer Kommode und holte frische Sachen heraus. »Du willst dir einreden dass du das Trauma, das du erlitten hast, im Handumdrehen bewältigen kannst, aber dein Körper braucht Ruhe, um zu genesen, Ruhe und Pflege. Dasselbe gilt für deine Psyche.«
    Ich kann die Aufgaben, die ich erledigen muss, nicht erledigen. Ich kann mich an nichts erinnern, aber ich weiß, dass es Dinge gibt, die wir beide wissen müssen.
    Sie lächelte über seinen gereizten Tonfall. Jacques war ein Mann, der es nicht gewöhnt war, krank oder verwundet zu sein. »Du hast dich selbst als Karpatianer 140

    bezeichnet. Du weißt, dass du aus dieser Gegend kommst.

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