Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
Lippen und gab ihr von seinem Blut zu trinken.
Alexandria hatte noch genug Lebenswillen, um zu versuchen, die Ekel erregende Flüssigkeit nicht zu schlucken. Sie versuchte, ihren Kopf abzuwenden und ihren Mund zu schließen, doch der Vampir hielt sie mühelos fest und füllte ihren Mund mit seinem Blut. Dann strich er immer wieder über ihre Kehle, bis sie unwillkürlich zu schlucken begann. Er achtete allerdings darauf, ihr nicht die Menge 30
zu geben, die er ihr genommen hatte. Er wollte sie in einem geschwächten Zustand halten, damit sie sich seinen Befehlen nicht widersetzen konnte.
Paul Yohenstria ließ sein Opfer neben Joshua zu Boden sinken und hob dann den Blick zum pechschwarzen Nachthimmel. Er hatte sie gefunden. Ihr Blut war heiß und süß, ihr Körper jung und verführerisch. Sie würde dafür sorgen, dass seine Gefühle zurückkehrten. Er würde wieder etwas empfinden können.
Yohenstria stieß ein Triumphgeheul aus und schüttelte seine Faust gen Himmel, um Gott zu trotzen. Er hatte sich dazu entschlossen, seine Seele aufzugeben, doch das machte nun nichts mehr. Er hatte seine Gefährtin gefunden, die ihm zurückgeben konnte, was er verloren hatte.
Alexandrias schwache, unbewusste Versuche, sich von ihm zu entfernen, lenkten seine Aufmerksamkeit wieder auf sie. Alexandria kroch zu Joshua und nahm ihn beschützend in die Arme. Der Vampir knurrte eifersüchtig. Viele Männer würden sie begehren, doch sie gehörte ihm. Er würde sie mit niemandem teilen. Sobald die Umwandlung vollzogen war und sie sich endlich an ihn gebunden fühlte, würde er den Jungen loswerden. Er beugte sich hinunter, packte Joshua am Hemd und zog ihn von Alexandria fort.
Sie versuchte, sich aufzusetzen, doch alles drehte sich um sie herum. Dennoch spürte sie genau, wo Joshua sich befand. Sie würde keinesfalls zulassen, dass Josh das gleiche Schicksal bevorstand wie ihr. Wenn Yohenstria sie tatsächlich auch in ein Ungeheuer verwandeln konnte, blieb ihr nur der Tod als einziger Ausweg.
Ohne Vorwarnung stürzte sie sich vorwärts, packte Joshua und zog ihn an sich. Der Schwung ihrer Bewegung schleuderte Joshua und sie über die Klippe. Der Wind heulte um sie herum, und die Gischt sprühte ihr ins Gesicht und reinigte sie. Unter ihr tosten die Wellen, die sie in ihrem feuchten Grab willkommen zu heißen schienen, während sie donnernd gegen die Felsen schlugen.
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Plötzlich schlugen Klauen in ihre Schultern. Alexandria hörte das Rauschen großer Schwingen und spürte den übel riechenden Atem ihres Feindes. Sie schrie auf, als seine scharfen Krallen sie packten und der Unhold sie ihrer einzigen Hoffnung auf Erlösung beraubte.
Alexandria konnte es nicht über sich bringen, Joshua fallen zu lassen. Vielleicht gab es noch eine Chance, ihn in einem unbeobachteten Moment zu befreien. Sie umarmte ihren Bruder fest, barg das Gesicht in seinen blonden Locken und schloss die Augen.
Flüsternd bat sie ihn um Verzeihung, weil sie nicht stark genug war, ihn zu erlösen, während sie noch am Leben war. Tränen brannten in ihren Augen, und sie fühlte sich befleckt von dem Bösen, das in Yohenstria lebte und das sie nun durch sein Blut für immer mit ihm verband.
Der Ort, an den er sie brachte, war dunkel und feucht, eine Höhle tief in den Klippen, umgeben von der aufgewühlten See. Es schien keinen Fluchtweg zu geben. Er warf seine erschöpften Opfer achtlos auf den feuchten Sand am Höhleneingang und ging dann ruhelos auf und ab. Nur mit Mühe konnte er seinen Ärger über ihren Widerstand zurückhalten.
»Du wirst so etwas nicht noch einmal tun, oder ich werde deinem Bruder die Hölle auf Erden bereiten. Haben wir uns verstanden?«, herrschte er Alexandria an.
Sie versuchte, sich aufzusetzen. Noch immer fühlte sie sich durch den Blutverlust geschwächt. »Wo sind wir?«
»In meiner Höhle. Der Jäger kann mich hier nicht aufspüren, weil die Höhle von Wasser umgeben ist. Das Meer verwirrt seine Sinne.«
Paul Yohenstria lachte hämisch. »Er hat schon viele meines Volkes getötet, doch mich kann er nicht finden.«
Vorsichtig blickte Alexandria sich um. Soweit sie sehen konnte, gab es nur hohe Wellen. Die Klippen über ihr waren steil, schlüpfrig und unmöglich zu überwinden. Joshua und sie waren die 32
Gefangenen des Vampirs. Die Höhle war kalt, eisig kalt. Alexandria begann zu zittern. Ein leichter Nebel stieg in die Höhle, und sie zog Joshua an sich, um ihn vor der Kälte zu schützen.
Das Wasser stieg, und
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