Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
befreundet gewesen, als er noch ein Karpatianer gewesen war. Dieser Mann war etwa zweihundert Jahre jünger als er, und doch hatte er den Weg der Finsternis gewählt. Warum? Aus welchem Grund hielten manche Karpatianer ihr Schicksal aus, andere dagegen nicht? Lag es an der Stärke ihres Charakters, ihrer Willenskraft? Hatten sie den Glauben an eine bessere Zukunft verloren? Mikhail und Gregori bemühten sich, ihrem Volk neue Hoffnung zu geben, doch dieser Mann war der Beweis dafür, dass es ihnen nicht gelang. Zu viele waren bereits zu Untoten geworden, und ihre Zahl vergrößerte sich mit jedem Jahrzehnt, das verging.
Kein Wunder, dass Gregori es leid geworden war zu jagen, dass er kaum noch gegen seine dunkle Seite anzukämpfen vermochte.
Wie sollte es ihm auch gelingen, frühere Freunde zu jagen und zu töten, ohne selbst die Hoffnung zu verlieren?
Aidan musste nach Hause zurückkehren, in Alexandrias Arme.
Er brauchte ihre Wärme und ihr Mitgefühl. Er musste ihre Leidenschaft spüren, um sich zu vergewissern, dass er lebendig war.
So vielen Karpatianern hatte er den Tod gebracht, hatte sie gejagt, wenn sie zu Untoten geworden waren.
Aidan, komm zu mir. Du bist keine tödliche Gefahr, sondern liebevoll und gut. Denke doch nur daran, wie du mit Joshua umgehst, mit Marie und Stefan. Die Begegnung mit Gregori hat dich melancholisch gestimmt.
So viele Männer meines Volkes sind verloren, sagte er traurig.
Und deshalb darfst du nicht die Hoffnung verlieren. Wir haben einander schließlich auch gefunden, oder nicht? Anderen wird es ebenso ergehen.
Alexandria sandte ihm ein Bild von sich, wie sie ihren Pullover langsam zu Boden gleiten ließ. Sie stand im Badezimmer im zweiten Stock, das von Dampf erfüllt war, der aus dem warmen Whirlpool aufstieg.
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Aidan lachte leise, und seine schwermütige Stimmung verflog so schnell, wie sie gekommen war. Alexandria wartete auf ihn, sexy und verführerisch. Sie war das Licht in seiner Finsternis, das ihm den Weg zeigte.
Ich bin mehr als das, bemerkte sie neckend. Aidan sah einen Hauch von Spitze zu Boden flattern. Alexandrias
Brüste waren nackt und verlockend. Sie lächelte ihm einladend zu. Du lässt mich warten.
Zeig mir mehr. Aidan hielt ihr Bild in seiner Seele fest, während er sich von den Überresten des Vampirs entfernte und den Sturm zurückholte.
Alexandria ließ die Hände zum Verschluss ihrer Jeans gleiten.
Unendlich langsam öffnete sie die Knöpfe, und Aidan stockte der Atem, als sie schließlich die Jeans im Zeitlupentempo über ihre Hüften hinabgleiten ließ.
Komm nach Hause und sieh selbst. Sehnsucht lag in ihrer Stimme, die sein Blut erhitzte. Aidan hob das Gesicht gen Himmel und befahl den Wolken, sich zu sammeln. Hohe Wellen brachen sich an den Klippen und erfüllten die Luft mit einem Nebel aus Gischt. Donner grollte bedrohlich, und die ersten Blitze zuckten durch die Wolken.
Komm zu mir, Aidan. Sie war die lebendig gewordene Versuchung. Sie war das Licht, während er die Finsternis herbeirief.
Ein Blitz schlug in den Sand ein, und ein Funkenregen ging nieder. Flammen leckten über den Boden und berührten beinahe Aidans Füße. Er spürte Alexandrias Bewegungen in seinem Geist, ihre Lippen auf seiner Haut, und ihre Liebkosungen nahmen den Schatten des Todes von ihm. Er hatte einen alten Freund verloren, und die Trauer um die vielen Verluste, die sein Volk ertragen musste, drohte ihn zu überwältigen.
Aidan hob die Hand und sammelte die Funken zu einem Feuerball. Dann hob er das Gesicht dem tosenden Wind entgegen. Er konnte sich nicht vorstellen, jemals so vor Gregori zu stehen. Selbst wenn er ihn besiegen konnte, würde es ihm unmöglich sein, seinen 308
Freund zu vernichten. Doch wie oft hatte Gregori bereits einen Freund töten müssen? Wie viel Tod und Zerstörung konnte eine Seele überstehen, ehe es keine Erlösung mehr gab?
Ich bin bei dir, Aidan. Alexandrias Stimme war wie eine frische, reine Brise, unberührt von dem Bösen, das er vor sich sah. Deine Seele ist nicht verloren. Ich kann sie spüren und mit meiner Seele berühren. Du tust diese Dinge, weil es deine Pflicht ist, nicht weil du Vergnügen dabei empfindest. Und dein Freund kämpfi darum, sich selbst zu retten. Wenn er bereits verloren wäre, hätte er nicht versucht, mich zu beschützen. Er wäre dem zweiten Vampir gefolgt, um seine Lust an der Jagd zu befriedigen.
Doch er blieb bei mir, Aidan. Und nun sucht er die Einsamkeit an einem Ort, an dem er nicht von
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