Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
Gewalt und Tod berührt werden kann, um seinen Schwur einzulösen. Sein Schwur allein sollte euch beiden etwas sagen. Er ist kein selbstsüchtiger Untoter und wird sich auch nicht in einen verwandeln. Er denkt nur an seine Gefährtin. Erfülle deine Pflicht, so schrecklich sie auch sein mag, und dann komm zu mir nach Hause. Denk an mich.
Ich werde oft mit Blut an meinen Händen zu dir zurückkehren.
Alexandria schwieg kurz. Dann spürte Aidan plötzlich ihre Hand auf seiner Wange. Es erstaunte ihn, dass sie in der Lage war, ihn so zu berühren, obwohl sie es nie gelernt hatte. Mit den Fingerspitzen strich sie zärtlich über sein Kinn und seinen Hals. Ich war in der Gewalt eines Vampirs, Aidan. Du vergisst, dass ich das Böse kenne. Du glaubst, es sei auch in dir, aber das stimmt nicht. Du jagst, weil du es tun musst, nicht weil du töten willst. Vielleicht waren diese Vampire früher einmal gute, vertrauenswürdige Männer. Doch die Männer, die du kanntest, sind nicht mehr von dieser Welt. Vielleicht sorgst du dafür, dass sie Frieden finden.
Ihre Worte vertrieben den Kummer, der auf Aidans Seele lastete, und die schreckliche Furcht, die ihre Gegenwart in seinem Leben erst in ihm erweckt hatte. Aidan schüttelte den Kopfüber diese Ironie des Schicksals. Viele Jahrhunderte lang hatte er nichts empfunden, 309
doch jetzt, da Alexandria in sein Leben getreten war, fühlte er plötzlich die schwere Bürde und den großen Kummer des Jägers.
Er schleuderte den Feuerball auf die Überreste des Vampirs, der sich gleich darauf vor Aidans Augen in Asche und Staub auflöste.
Mit einem Wink rief Aidan den Wind herbei, der die Asche ins Meer wehte, damit die Wellen sie zu einer letzten Ruhestätte tragen konnten. Mit einer alten Beschwörungsformel reinigte Aidan sich und seinen gefallenen Freund. Dann atmete er tief durch, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und wandte sich in die Richtung, in der sein Zuhause lag.
Er hörte Wasser plätschern. Alexandria seufzte zufrieden auf, als sie in den Whirlpool stieg. Ihr verführerischer Duft lockte ihn an.
Lächelnd schwang er sich in die Lüfte und ließ den Nachtwind jede Spur des Bösen verwehen.
Kapitel 16
Alexandria saß in der großen Marmorwanne. Sie hatte sich die Haare aufgesteckt, und die Düsen des Whirl-pools kitzelten ihre Haut mit unzähligen Bläschen. Aidan blieb an der Badezimmertür stehen, um sie zu betrachten. Seine Züge wirkten angespannt, und in seinen Augen lag ein Ausdruck tiefer Trauer und Verzweiflung, den Alexandria für immer auslöschen wollte.
Als sie seinen überwältigenden Kummer gespürt hatte, hatten die erotischen Bilder, die sie ihm geschickt hatte, Aidan trösten sollen.
Aus der Entfernung hatte sie ihrer Fantasie freien Lauf gelassen, ohne Aidan dabei gegenübertreten zu müssen. Nur mit großer Scheu hatte sie an seine Rückkehr gedacht, da sie sich dann mit den Folgen ihrer erotischen Spiele auseinander setzen musste.
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Doch als sie nun in Aidans faszinierende Augen blickte, in deren Tiefen unfassbare Trauer verborgen lag, vergaß Alexandria jegliche Scheu. Sie hätte alles getan, um Aidan von seinen Dämonen zu erlösen.
Aidan war so erschöpft, dass er glaubte, sich vielleicht nie wieder bewegen zu wollen. Er konnte nichts tun, außer am Türrahmen zu lehnen und Alexandria mit ungläubigem Staunen anzusehen. Aidan konnte kaum glauben, dass sie wirklich bei ihm war und für immer zu ihm gehörte. Warum er? Warum strahlten Alexandrias große, saphirblaue Augen vor Freude auf, wenn sie ihn sah?
Warum war nicht Gregori ihr Gefährte, der seinem Volk so viel gegeben und dabei einen Teil seiner Seele verloren hatte? Warum nicht Julian, sein Seelenverwandter, sein Zwilling, der so einsam war? Warum hatte das Schicksal ausgerechnet ihn, Aidan, dazu auserwählt, glücklich zu sein?
»Weil wir zusammengehören«, antwortete Alexandria leise, als sie seine Gedanken gelesen hatte. »Gregori hat seine Gefährtin gefunden, Aidan, und sich dazu entschlossen zu warten, bis sie erwachsen geworden ist. Er wird durchhalten, denn er hat Hoffnung. Und deinen Bruder kenne ich aus deinen Gedanken und Erinnerungen. Er ist sehr stark und wird für immer kämpfen, wenn es sein muss.«
Mit zitternder Hand strich sich Aidan das zerzauste Haar aus der Stirn. Dann stützte er sich auf den Türknauf und beobachtete Alexandria schweigend. Sie war so schön und mutig. Hatte er in seinem langen Leben wirklich etwas geleistet, wofür er sie und
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