Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
dein Leben lang kennst. Wir mögen einander sehr und haben schon viel miteinander unternommen.« Aidan verließ seinen Körper und drang in Joshuas ein, um in dessen Seele die Erinnerungen zu betrachten, die der Kleine bisher in seinem jungen Leben zusammengetragen hatte. Es fiel ihm leicht, einige neue Erinnerungen einzufügen.
Aidan hielt Joshuas Blick fest. »Dein Freund Henry hatte einen Herzinfarkt und starb. Du warst sehr traurig darüber. Dann hast du mich angerufen, weil deine Schwester so krank ist. Du und Alexandria habt sowieso vor, bei mir einzuziehen. Einige eurer Sachen sind schon in meinem Haus, und du kennst meine Haushälterin Marie. Du hast sie sehr gern, und ihr Mann Stefan ist dein Freund. Wir kümmern uns schon seit Wochen um den Umzug.
Erinnerst du dich?« Aidan gab Joshua Erinnerungen an das Ehepaar, das sich um sein Haus kümmerte, damit sie dem Jungen vertraut wurden.
Josh nickte ernst.
Aidan strich ihm übers Haar. »Du hattest einen Albtraum, in dem es um Vampire ging, aber du kannst dich nicht mehr so richtig daran erinnern. Du hast mir davon erzählt, und falls der Traum je zurückkehren sollte, wirst du es mir gleich erzählen. Wir besprechen alles miteinander, auch Dinge, die manchmal keinen Sinn ergeben.
Du möchtest, dass ich für immer mit deiner Schwester zusammenbleibe. Wir sprechen darüber und sorgen gemeinsam dafür, dass sie bei mir bleiben und mich heiraten möchte, damit wir eine Familie sind. Du und ich sind beste Freunde, und wir passen immer auf Alexandria auf. Du weißt, dass sie zu mir gehört, dass niemand so für euch sorgen und euch beschützen kann wie ich. Das ist dir sehr wichtig, Joshua.«
Der Junge nickte zustimmend und lächelte. Aidan hielt seinen Geist noch einige Minuten länger fest, damit Joshua die geistige Verbindung als natürlich und beruhigend empfand. Das Kind hatte ein schreckliches Trauma durchlebt. Aidan sorgte dafür, dass Josh 54
den Transport nach Hause sofort vergessen würde. Er würde sich nur an eine Fahrt in einem großen schwarzen Auto erinnern, das ihm sehr gut gefiel.
Tatsächlich legten sie die Strecke mitten im Gewitter zurück. Die bedrohlichen schwarzen Wolken verbargen den großen goldenen Vogel und seine kostbare Last vor neugierigen Blicken. Aidan betrat sein Haus über den Balkon im obersten Stockwerk, damit die Nachbarn nicht bemerkten, wie er Alexandria und den Jungen hineintrug.
»Aidan!« Marie, die Haushälterin, eilte auf ihn zu, als er die Wendeltreppe hinunterging. »Wer sind diese jungen Leute?« Sie sah Alexandrias bleiches Gesicht, all die Blasen und Verletzungen. »O
mein Gott! Du hast den Vampir gefunden, nicht wahr? Geht es dir gut? Hat er dich verletzt? Ich rufe Stefan.«
»Es geht mir gut, Marie. Mach dir keine Sorgen um mich.« Aidan wusste, dass auch seine beruhigenden Worte nichts an Maries Besorgnis ändern würden. Sie und ihr Mann kümmerten sich nun seit über vierzig Jahren um ihn. Davor waren es Maries Eltern gewesen. Sein ganzes Leben lang war Aidan von Maries Vorfahren umgeben gewesen, die ihm treu gedient hatten, ohne dass er sie mit seinen Kräften dazu hatte zwingen müssen. Längst hatte Aidan die Familie mit so viel Geld versorgt, dass niemand von ihnen überhaupt hätte arbeiten müssen, doch Marie und Stefan hielten ihm und seinem abwesenden Bruder Julian die Treue. Sie wussten, wer und was Aidan war - sie waren die einzigen Sterblichen, denen er sich je anvertraut hatte -, doch es machte ihnen nichts aus. »Hat der Vampir sie verletzt?«
»Ja. Ich möchte, dass du dich um den Jungen kümmerst. Sein Name ist Joshua. Ich habe ihm Erinnerungen an seine enge Freundschaft zu mir gegeben, damit er sich hier sicher fühlt. Stefan muss zu ihrem Apartment fahren und ihre Sachen herbringen. Ihr Auto steht auf dem Parkplatz eines Restaurants.« Aidan nannte die Adresse. »Der Wagen muss dort abgeholt werden. Die Schlüssel sind 55
in Joshuas Hosentasche. Es wird lange dauern, bis seine Schwester geheilt ist, und er darf den Prozess auf keinen Fall stören. Ich muss jetzt nach Nahrung suchen. Sie braucht viel Pflege, also muss ich bei Kräften bleiben.«
»Bist du sicher, dass sie keine Untote ist?«, fragte Marie ängstlich und streckte Joshua die Hand entgegen.
Der Junge lächelte sie an und legte bereitwillig seine Hand in ihre. Er kam sogar näher und zupfte Marie verschwörerisch am Schürzenzipfel. »Er wird Alexandria wieder gesund machen. Sie ist sehr krank.«
Marie schob ihre
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