Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
sich an den Laken fest. Sie war zu schwach, um sich zu bewegen. »Joshua?«, rief sie leise, und ihr Herz begann ängstlich zu pochen, als sie merkte, dass sie tatsächlich wach war.
»Er ist in Sicherheit.« Da war wieder diese Stimme. Alexandria hätte sie überall erkannt, überirdisch schön wie die Stimme eines Engels, die zu ihr sprach. Doch sie kannte die Wahrheit. Er war ein Vampir mit übersinnlichen Kräften. Er konnte seine Gestalt wandeln und tötete, ohne zu zögern. Er ernährte sich von Menschenblut und konnte andere dazu bringen, alles zu tun, was er von ihnen verlangte.
»Wo ist er?« Sie versuchte nicht mehr, sich zu bewegen. Es hatte keinen Sinn. Er hielt alle Fäden in der Hand, also blieb ihr nichts anderes übrig, als abzuwarten.
»Im Augenblick isst er gerade eine gesunde Mahlzeit, die meine Haushälterin für ihn gekocht hat. Er ist in Sicherheit, Alexandria.
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Niemand in diesem Haus würde dem Jungen etwas antun. Im Gegenteil, wir alle würden unser Leben geben, um ihn zu beschützen.« Seine Stimme klang so sanft und ruhig, dass Alexandria spürte, wie sie ihre Seele beruhigte.
Sie konnte die Augen nicht mehr offen halten. »Wer bist du?«
»Aidan Savage. Dies ist mein Haus. Ich bin nicht nur ein Jäger, sondern auch ein Heiler.« »Was hast du mit mir vor?«
»Ich muss wissen, wie viel Blut dir der Vampir aufgezwungen hat. Ich vermute, dass Yohenstria nicht gerade freigebig damit umgegangen ist, da er dich sicher in einem geschwächten Zustand halten wollte. Du bist sehr schwach und dehydriert. Deine Augen sind eingesunken und deine Lippen aufgesprungen. Jede deiner Zelle schreit nach Nahrung. Wie auch immer, das Blut, das der Vampir dir gegeben hat, ist unrein, und du stehst kurz vor der Verwandlung.« Vorsichtig strich Aidan ihr eine Heilsalbe auf die wunden Lippen.
Die Bedeutung seiner Worte drang nur langsam durch den Nebel in Alexandrias Kopf. Doch schließlich blinzelte sie und sah Aidan entsetzt an. »Was soll das heißen? Verwandlung? Werde ich etwa so wie du? Wie er? Ich soll mich in einen Vampir verwandeln? Dann bring mich lieber um. Ich will nicht so sein.« Ihre Kehle war so Wund, dass sie kaum mehr als ein Flüstern zu Stande brachte.
Aidan schüttelte den Kopf. »Nein, du verstehst das nicht richtig, und es bleibt nur wenig Zeit, es dir zu erklären. Dein Wille ist sehr stark, viel stärker als der anderer Sterblicher. Du widerstehst jeglicher telepathischer Kontrolle, aber ich möchte dir helfen. Du wirst der Verwandlung auf keinen Fall entgehen können, aber sie wird leichter sein, wenn du mich dir helfen lässt.«
Alexandria schloss die Augen. »Mein Arm tut weh.«
»Das kann ich mir vorstellen. Vermutlich hast du überall Schmerzen.« Aidans Stimme schien unter ihre Haut zu dringen und den verletzten Arm einzuhüllen. Ein warmes Kribbeln begann sich auszubreiten und linderte die Schmerzen. »Dein Arm ist gebrochen, 59
doch ich habe bereits mit der Heilung begonnen. Der Bruch ist gerichtet, und der Knochen wächst schon wieder zusammen.«
»Ich möchte zu Joshua.«
»Josh ist noch ein kleiner Junge. Er glaubt, dass du irgendein Virus hast. Joshua darf nicht länger geängstigt und traumatisiert werden, meinst du nicht auch?«
»Woher soll ich wissen, dass du die Wahrheit sagst?«, fragte Alexandria müde. »Sind denn nicht alle Vampire Lügner und Betrüger?«
»Ich bin ein Karpatianer, kein Vampir, jedenfalls noch nicht. Ich muss wissen, wie viel Blut dir Yohenstria gegeben hat.« Aidan sprach geduldig und sanft, ohne je die Tonlage zu verändern. »Wie oft hat er einen Blutaustausch vollzogen?«
»Du bist sehr gefährlich, oder?« Alexandria presste die Lippen zusammen und stöhnte leise, als sie die Blasen und wunden Stellen berührte. »Du hast diese Art an dir, jeden dazu zu bringen zu tun, was du willst. Selbst dem Vampir hast du eingeredet, dass er dich auf keinen Fall besiegen kann.« Das Sprechen verursachte ihr Halsschmerzen.
»Ich nutze die Kraft meiner Stimme«, gestand Aidan ein. »Das macht die Jagd auf Vampire weniger lebensgefährlich, obwohl ich auch schon etliche Wunden davongetragen habe.« Er strich ihr sanft über die Stirn. »Erinnerst du dich nicht an die Geschichte, die du Joshua erzählt hast? Ich bin der Jäger, der kam, um die schöne Frau und ihren Bruder zu retten. Joshua hat mich gleich erkannt. Ist es nicht ein merkwürdiger Zufall, dass du mich so genau beschreiben konntest?«
Alexandria weigerte sich, darüber
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