Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
Als wir ihn nicht zu dir lassen wollten, hat er sogar die Polizei alarmiert. Gestern Morgen waren zwei sehr freundliche Beamte hier. Ich glaube, du kennst sie, Aidan.« Sie lächelte strahlend.
»Thomas Ivan war hier?«, murmelte Alexandria entsetzt.
»Ja, meine Liebe«, antwortete Marie unbekümmert. »Er war sehr in Sorge.«
»Er hat die Polizei gerufen ?« Alexandria konnte es kaum fassen.
»Zwei Beamte. Sie bestanden darauf, dass ihr euch bei eurer Rückkehr mit ihnen in Verbindung setzt. Wir sagten ihnen, dass Aidan dich in eine Privatklinik gebracht hat. Aidan unterhält ein sehr gutes Verhältnis zur Polizei, und ich glaube, Mr. Ivan hat sie mit seinen Anschuldigungen gegen Aidan ein wenig verärgert.«
»Das kann ich mir vorstellen«, bemerkte Aidan trocken und warf Marie einen finsteren Blick zu.
Die Haushälterin beachtete ihn kaum. »Ich finde es sehr nett von Mr. Ivan, dass er so um deine Sicherheit besorgt ist. Man kann es ihm ja auch nicht übel nehmen.« Sie lächelte. »Er wollte, dass die Beamten das Haus durchsuchen, aber sie haben es natürlich nicht getan. Mr. Ivan hat seine Nummer hinterlassen und möchte, dass du ihn anrufst. Er hat auch noch etwas anderes hinterlassen. Warte, ich hole es dir.« Marie klang wie ein übermütiges Schulmädchen.
Aidan lehnte sich entspannt an die Anrichte, doch sein Blick war alles andere als gelassen. Er beobachtete jeden Schritt seiner Haushälterin, und seine goldbraunen Augen glitzerten bedrohlich.
Stefan suchte besorgt die Nähe seiner Frau, doch Marie schien nichts von all dem zu bemerken, sondern lief eifrig zum Kühlschrank.
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»Ich muss mit der Polizei reden?«, fragte Alexandria eingeschüchtert. »Das kann ich nicht, Aidan.« Mit zitternden Fingern umfasste sie seinen Arm. »Wenn sie mir nun Fragen über Henry stellen? Oder über die toten Frauen? Thomas Ivan hat ihnen bestimmt erzählt, dass ich an dem Abend im Restaurant war. Ich kann auf keinen Fall mit der Polizei sprechen. Was hat er nur angerichtet?«
Beschützend legte Aidan ihr den Arm um die Schultern und zog sie an sich, um ihr Trost zu spenden. Marie öffnete den riesigen Kühlschrank und holte den großen Rosenstrauß heraus, den sie in eine Kristallvase gestellt hatte. Alexandria hielt vor Staunen den Atem an.
»Für dich«, meinte Marie, ohne auf Aidans wütenden Blick zu achten. »Dein Mr. Ivan hat sie gebracht.«
Alexandria löste sich von Aidan und durchquerte die Küche.
»Die sind ja wundervoll. Rosen . . . « , flüsterte sie atemlos. »Ich habe noch nie Blumen geschenkt bekommen, Marie. Niemals.« Sie strich über eine der samtigen Blüten. »Sind sie nicht schön?«
Marie nickte lächelnd. »Ich dachte, wir könnten sie ins Wohnzimmer stellen. Aber du kannst sie natürlich auch mit in dein Zimmer nehmen.«
Aidan hätte die Haushälterin am liebsten erwürgt. Er kannte Marie seit dem Tag ihrer Geburt - vor zweiundsechzig Jahren - und hatte sich noch nie mit ihr gestritten. Doch plötzlich konnte er seinen Zorn auf sie kaum noch kontrollieren. Er hätte Thomas Ivan gleich aus dem Weg räumen sollen. Rosen! Warum war er selbst nicht auf den Gedanken gekommen, Alexandria Blumen zu schenken?
Warum hatte Marie nicht erst ihm von den Rosen erzählt?
Warum hatte sie den Strauß überhaupt angenommen? Auf wessen Seite stand sie eigentlich? Rosen!
»Sieh nur«, rief Marie, »er hat sogar die Dornen entfernen lassen, damit du dich nicht verletzt. Wie umsichtig von ihm!«
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»Hast du mit den Polizisten eine bestimmte Zeit vereinbart?«, unterbrach Aidan sie, weil er befürchtete, sonst die Beherrschung zu verlieren. Er konnte kaum mit ansehen, wie Alexandria immer wieder über die Blütenblätter einer der Bosen strich.
Stefan räusperte sich und warf Marie einen warnenden Blick zu.
»Du sollst dich mit ihnen in Verbindung setzen, sobald du Gelegenheit dazu hast. Ivan muss sehr hartnäckig gewesen sein, zumal man nur wenige Kilometer von hier zwei verbrannte Leichen gefunden hat. Ich habe den Beamten gesagt, dass ich gerade Besorgungen machte, als ich das Feuer entdeckte und die Polizei vom Auto aus anrief.«
Alexandria wurde blass und blickte Aidan erschrocken an.
»Werden sie mir etwa auch dazu Fragen stellen?«
Beruhigend strich er ihr übers Haar. »Natürlich nicht, cara. Keine Angst. Sie glauben, dass du zu diesem Zeitpunkt bereits im Krankenhaus warst. Falls es nötig sein sollte, können wir dafür auch immer noch Beweise beibringen. Die Polizei möchte
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