Karparthianer 03 Der Fürst der Nacht
nur sehen, ob es dir gut geht, um Ivans unsinnige Anschuldigungen zu entkräften.
Ich habe ihm schon erklärt, dass dir nichts geschehen ist, doch er wollte mir einfach nicht glauben. Sein Verhalten war sehr beleidigend.«
Trotz ihrer Furcht musste Alexandria lachen. »Aber du hast ihn ja auch angelogen, du Esel. Mir ist etwas geschehen. Ich wurde von einem Vampir gebissen, erinnerst du dich?«
Aidan hob die Brauen. »Esel? In all den Jahrhunderten meines Lebens hat mich noch nie jemand als Esel bezeichnet.«
»Nur, weil alle anderen so große Angst vor dir haben. Thomas hatte allen Grund, dich zu verdächtigen. Benimm dich nicht wie einer dieser albernen Männer, die einander in früheren Jahrhunderten zu Duellen herausgefordert haben.«
»Ich habe schon viele Duelle ausgefochten.«
»Esel«, wiederholte Alexandria lächelnd. Dann beugte sie sich wieder über die Blumen und atmete deren süßen Duft ein. Als sie 196
den Kopf hob, bemerkte sie, dass Aidan sie mit einem leidenschaftlichen Blick bedachte, der ihr Herz schneller schlagen ließ. »Muss ich wirklich mit der Polizei reden? Kannst du das nicht übernehmen?«
Zwar verschaffte es Aidan etwas Genugtuung, dass Alexandria Thomas Ivan die Schuld an der bevorstehenden Befragung gab, doch er wünschte sich trotzdem, sie würde diese verdammten Blumen in Ruhe lassen.
Stefan schüttelte den Kopf. »Aidan, die Polizei untersucht diesen Leichenfund sehr gründlich. Offenbar sind sie auf sehr bemerkenswerte Weise verbrannt - von innen heraus. Es blieb nichts als Asche übrig, sodass sie die Leichen nicht mal anhand der Zähne identifizieren konnten. Ich fürchte, die Polizisten werden darauf bestehen, mit euch beiden zu reden.«
Alexandria lehnte sich Schutz suchend an Aidan. »Ich bin keine gute Lügnerin, Aidan. Man durchschaut mich immer sofort.«
Sie klang so niedergeschlagen, als wäre es ein schwerer Charakterfehler, kein Talent zum Schwindeln zu besitzen. Aidan musste lächeln. »Keine Sorge, cara mia, ich werde mich um die Polizei kümmern. Du musst nur im Zimmer sitzen und zart und zerbrechlich aussehen.«
Alexandria runzelte misstrauisch die Stirn. »Ich kann aber nicht zart und zerbrechlich wirken. Schließlich bin ich sehr robust.«
Ehe er sich zurückhalten konnte, lachte Aidan laut auf. Sein Lachen klang rein und samtig, sodass Alexandria auch lächeln musste, während sie ihm einen Rippenstoß versetzte. »Hör auf zu lachen! Wirklich, Aidan, du bist geradezu erschreckend arrogant.
War das schon immer so?« Sie blickte M a r i e an, und zum ersten Mal schien wirkliche Sympathie zwischen den beiden Frauen aufzukommen.
»Allerdings«, antwortete Marie neckend. Sie fühlte sich erleichtert. Erst in diesem Moment wurde ihr bewusst, wie sehr sie sich vor Veränderungen in ihrem Zuhause gefürchtet hatte.
197
Natürlich würde Aidan sie niemals entlassen, aber wenn es zwischen Alexandria und ihr ständig zu Spannungen gekommen wäre, hätten Stefan und sie sicher irgendwann ausziehen müssen.
Dabei war Aidans Heim schon immer ihr Zuhause gewesen. Als sie Stefan geheiratet hatte, war er eingezogen und hatte ihr Leben in Aidans Diensten ohne Schwierigkeiten akzeptiert und mit der Zeit selbst große Zuneigung zu dem Karpatianer entwickelt.
»Ich finde, die Blumen sollten im Wohnzimmer stehen«, meinte Alexandria. »Wenn Thomas mich besucht, sieht er gleich, dass ich sie bekommen habe.«
Aidan presste die Lippen zusammen, während Alexandria die Vase ergriff und aus der Küche eilte. Ehe Marie ihr folgen konnte, hielt Aidan sie am Arm fest, beugte sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: »Hättest du die verdammten Rosen nicht verschwinden lassen können?« Seine Worte klangen wie ein wütendes Knurren. »Und nur zu deiner Information, du Verräterin, Thomas Ivan ist nicht Alexandrias Gefährte. Ich bin es.«
Marie blickte ihn erstaunt an. »Nein, noch nicht. Ich glaube, dass du erst noch um sie werben musst. Außerdem würde ich so schöne Rosen niemals wegwerfen. Wenn ein Mann sich die Mühe macht, einer Frau Blumen zu schenken, sollte sie auch Freude daran haben können.«
»Ich dachte, du kannst diesen Kerl nicht ausstehen.«
»Er kann nicht so schlecht sein. Du hättest ihn sehen sollen, Aidan. Er macht sich wirklich Sorgen um Alexandria. Er scheint sehr von ihr eingenommen zu sein.« Marie verlieh ihren Worten absichtlich einen begeisterten Klang. »Wenn Alexandria mit ihm zusammen ist, brauchst du dir bestimmt keine Gedanken um ihre
Weitere Kostenlose Bücher