Karparthianer 04 Magie des Verlangens
in deiner Welt zu leben?«
Gregori neigte den Kopf zu ihrem zarten Hals hinunter. »Du bist meine Welt, ma petite, du bist mein Leben. Du allein machst meine Existenz erträglich. Du bist mein Licht, ja selbst die Luft, die ich atme.« Mit den Lippen strich er zärtlich über ihren Puls, ihr Ohrläppchen. »Du solltest niemals Tod und Zerstörung erleben.«
Savannah fuhr herum, und ihre blauen Augen schimmerten tief violett. »Wenn du dem Tod begegnen musst, Gregori, dann bin ich an seiner Seite. Dort gehöre ich hin. Ich bin deine Gefährtin. Es gibt keine andere. Ich bin deine Gefährtin.« Zornig hob sie die Hand. »Ich möchte nicht länger darüber diskutieren.
Als mein Gefährte bist du für mein Glück verantwortlich, und ich werde nicht glücklich sein, bis du mir gezeigt hast, wie ich mich vor der Entdeckung durch Vampire und Karpatianer schützen kann.«
Savannah ließ ihn stehen und ging zu Gary hinüber. »Komm, wir müssen von hier verschwinden.«
»Was ist, wenn man die Leichen findet? Die Polizei wird nach der Person suchen, die sie zuletzt lebend gesehen hat«, wandte Gary zögernd ein und kletterte ins Boot. Noch immer versuchte er, den letzten Schlamm aus Nase und Mund zu wischen.
»Niemand hat dich mit ihnen gesehen«, antwortete Gregori ruhig. »Die Passanten werden sich nur an zwei Männer erinnern, die das Hotel verließen, durchs French Quarter gingen 326
und mit einem Boot wegfuhren. Deshalb können wir auch nicht mit dem Boot zurückfahren.«
Gary blinzelte. »Undwas sollen wir tun? Fliegen?«, fragte er sarkastisch.
»Genau.«
Gary schüttelte den Kopf. »Mir wird das alles allmählich zu bizarr.«
»Möchtest du, dass ich dich in Trance versetze ?«, bot Gregori höflich an, obwohl seine Gedanken bei Savannah waren.
»Nein«, entgegnete Gary entschlossen. Er nahm den Laptop von der Sitzbank im Boot. »Aber warum bringst du mich nicht einfach in ein anderes Hotel? Ich glaube, du könntest etwas Zeit allein mit Savannah gebrauchen. Und um ganz ehrlich zu sein, würde ich auch gern ein wenig nachdenken. Es gibt viel zu verarbeiten.«
Gregori stellte fest, dass er den Sterblichen immer sympathischer fand. Er hatte nicht gewusst, dass ein Sterblicher so aufmerksam und verständnisvoll sein konnte. Raven, Savannahs Mutter, besaß diese Qualitäten zwar, aber sie war ein Son-derfall, eine Hellseherin. Gregoris Erfahrungen mit Sterblichen hatten sich auf die Konfrontationen mit Vampirjägern beschränkt, die immer wieder Karpatianer ermordet hatten. Für gewöhnlich zog er es vor, Abstand von den Sterblichen zu halten. Daher hatte er auch nicht erwartet, Gary Jansen so sehr zu mögen.
Savannah löste sich bereits in einen hauchzarten Dunst auf, der durch die Nebelschwaden aufs Wasser hinausströmte.
Gregori hob Gary hoch und schwang sich mit ihm in die Luft.
Gary stieß einen spitzen Schrei aus, ehe er es verhindern konnte. Angstlich klammerte er sich an Gregoris breite Schul-327
tern. Der Wind rauschte an ihm vorbei, und er kniff fest die Augen zu, um nicht nach unten sehen zu müssen.
Warte auf mich, Savannah, befahl Gregori in gebieterischem Ton.
Sie zögerte nicht einmal, sondern schwebte weiter über dem Fluss aufs French Quarter zu.
Savannah,! rief Gregori mit tiefer Stimme. Du wirst mir gehorchen.
Vergiss es, gab sie trotzig zurück. Ihre Stimme klang angriffslustig, doch es schwang auch tiefe Traurigkeit darin mit.
Gregori spürte die Tränen, die in ihrer Kehle brannten. Sie rannte nicht nur vor ihm davon, sondern auch vor sich selbst.
Gregori fluchte leise in diversen Sprachen. Zwing mich nicht dazu, gegen deinen Willen zu handeln, chérie. Warte auf mich, damit du in Sicherheit bist.
Vielleicht will ich ja gar nicht in Sicherheit sein, zischte Savannah, ohne innezuhalten. Vielleicht möchte ich ja zur Abwechslung mal etwas Verrücktes tun. Ich hasse das alles, Gregori. Ich hasse es.
Mon amour, du darfst nicht vor dem weglaufen, was wir miteinander teilen. Ich weiß, dass unser gemeinsames Leben nicht gut begonnen hat. Die Welt, in der wir leben müssen, hat sehr gefährliche und hässliche Seiten. Aber wir meistern sie gemeinsam.
Du gehst auf die Jagd. Savannah weinte, das spürte Gregori deutlich. Und ich bringe dich in Gefahr.
Gregori sandte ihr eine Welle tröstlicher Gefühle, doch es war nicht genug.
Gary, der sich noch immer verzweifelt an Gregoris Hemd festklammerte, rührte sich. »Äh, Gregori?«, begann er kaum hörbar, da der Wind seine Worte
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