Karparthianer 04 Magie des Verlangens
sofort davontrug. »Ich glaube, das alles hat Savannah ziemlich mitgenommen.«
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Gregori schwieg.
»Entschuldige, dass ich mich einmische, aber manchmal müssen Frauen sich einfach nur ausweinen.«
Savannah nahm den kürzesten Weg nach Hause. Als sie sicher angekommen war, brachte Gregori den Sterblichen in ein kleines Hotel. »Du weißt ja, dass du das Hotel nicht verlassen darfst, bis wir dich morgen Abend holen«, sagte der Karpatianer. Er war mit Savannah verbunden, sah, wie sie durch die Räume lief und die Wendeltreppe hinunterhastete.
Savannah riss die Tür zur Schlafkammer auf und öffnete die Erde mit einer Handbewegung. Sie kauerte sich in die heilende Erde und sank tief. Dann legte sie sich hin und weinte herzzerreißend. So viele Tode. Peter. Und was wäre gewesen, wenn sie Gary heute Nacht verloren hätten? Sie hätten ihn verlieren können, und sie wäre dazu verdammt gewesen, es hilflos mitzuerleben, weil Gregori ihr nicht erlaubte zu helfen.
Nachdem er Gary sicher untergebracht hatte, kam Gregori zu ihr, sanft, mit großer Zärtlichkeit. Er streichelte sie, während er sie auszog. Sie reagierte kaum. Gregori versuchte nicht, sie zu erregen, sondern zerrieb stattdessen Heilkräuter in kleinen Schalen, sodass die Kammer vom Duft der Wälder ihrer Heimat erfüllt war. Dann legte er sich zu ihr und zog sie an sich.
Savannah schmiegte ihren Kopf an seine Schulter. Sie hielt die Augen fest geschlossen und presste die Faust an den Mund. Sie schluchzte so heftig, dass ihr zierlicher Körper davon geschüttelt wurde. Gregori flüsterte ihr beruhigende Worte auf Französisch zu und strich ihr übers Haar, während er sie fest in den Armen hielt und darauf wartete, dass der Sturm vorbeizog.
Er kannte alle Methoden, die schrecklichste und gefährlichste aller Kreaturen, den Vampir, zur Strecke zu bringen. Er konnte Stürme herbeirufen, Blitze vom Himmel zucken und die Erde 329
beben lassen. Doch er hatte keine Ahnung, wie er diesen Tränenstrom aufhalten sollte. Hilflos hielt er Savannah in den Armen, und als er es nicht länger ertragen konnte, ließ er sich und seine Gefährtin mit einem einzigen Befehl in tiefen Schlaf sinken.
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KAPITEL 15
Das Gewitter zog vom Meer herein, und der Wind blies die dunklen Wolken schnell über den Kanal auf New Orleans zu.
Der Regen prasselte mit solcher Wucht auf die Straßen, dass sich augenblicklich tiefe Pfützen bildeten. Die enormen Abwasserpumpen der Stadt wurden kaum mit den Wasser-massen fertig. Blitze zuckten knisternd über den Himmel und tanzten als erhabenes Naturschauspiel in der Luft. Donner-schläge brachen los und erschütterten die Gebäude der Stadt in ihren Fundamenten.
Gregori ging barfuß durchs Haus. Er sorgte sich um Savannah. Sie war draußen im Innenhof, allein, schweigend, ohne die telepathische Verbindung zu ihm zu suchen. Zwei Mal hatte er bereits ihre Gedanken gelesen und nichts als Verwirrung und Trauer darin gefunden. Er hatte sich beide Male zurückgezogen, um ihr ein wenig Raum zu lassen. Sie verlangte von ihm das Einzige, was er nicht zu geben im Stande war: die Freiheit, an seiner Seite zu kämpfen. Allein der Gedanke, dass Savannah in Gefahr schweben könnte, raubte ihm den Atem.
Gregori wusste nicht, was er tun sollte. Trotz aller Weisheit und Macht schien er nicht in der Lage zu sein, die richtigen Worte zu finden.
Als ein frischer Wind aufgekommen war, hatte sich Savannah in den Garten zurückgezogen, um die dunklen Wolken zu beobachten, die sich am Nachthimmel auftürmten und das heraufziehende Gewitter ankündigten. Dann hatte es zu regnen begonnen, doch Savannah hatte sich einfach auf einen Stuhl gekauert und das Schauspiel betrachtet.
Gregori stand zögernd an der Tür und beobachtete sie.
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Savannah blickte zum Himmel auf und sah den Blitzen zu, ohne sich darum zu kümmern, dass das Wasser zentimeterhoch auf dem gefliesten Boden stand. Ihr Haar war völlig durchnässt, und die Bluse klebte an ihr wie eine zweite Haut.
Ihre Schönheit verschlug Gregori den Atem. Überall um sie herum brach die ungezügelte Naturgewalt los, und Savannah saß in der Mitte, als gehörte sie dorthin. Der Regen hatte die dünne Seide seines Hemdes, das sie übergestreift hatte, durchscheinend werden lassen, sodass sie den Blick auf Savannahs hohe, sanft gerundete Brüste freigab.
Sie wirkte gedankenverloren. Vorsichtig berührte Gregori ihren Geist, weil er die Verbindung zu ihr brauchte. Sie schien so weit von ihm entfernt zu
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