Karparthianer 04 Magie des Verlangens
gegen die Finsternis, die in seiner Seele lauerte. Er hielt so lange wie möglich aus, bis er wusste, dass er dem Lockruf der Finsternis bald folgen und nicht mehr die Weisheit und das Ehrgefühl besitzen würde, auf den Morgen zu warten und sein Leben zu beenden. Savannah war frei, doch Gregori hatte dafür beinahe seine Seele verloren. Nach all den Jahrhunderten des tapferen Kampfes riskierte er ewige Verdammnis, nur um ihr fünf Jahre Freiheit zu schenken.
Savannah saß still da und nahm Gregoris Erinnerungen in sich auf. Die einzige Freude in seinem tristen, einsamen Leben waren die Jahre ihrer Kindheit gewesen, als er die Gestalt ihres Wolfs angenommen und so ihr Leben geteilt hatte. Furchtlos hatte Savannah ihren Wolf geliebt, ihm alle Geheimnisse anvertraut und ihn bedingungslos akzeptiert. Es waren völlig neue Erfahrungen für Gregori gewesen, nach denen er sich nun verzweifelt sehnte. Doch er glaubte, dass Savannah sich ihm nie wieder so öffnen würde.
Er hatte sich damit abgefunden, dass sie ihn niemals heben und sich immer vor ihm fürchten würde. Es schien, als hielte er sich für unwürdig, überhaupt geliebt zu werden, da er in den Lauf der Natur eingegriffen hatte, um seine Gefährtin zu finden. Doch er war weder auf den tiefen Schmerz vorbereitet 126
gewesen, den ihre Zurückweisung ihm bereitete, noch auf die Stärke seiner Gefühle für sie. Savannah verhielt sich ganz still.
Sie stand kurz davor, eine große Entdeckung zu machen: Gregori wollte nicht einfach irgendeine Frau und schon gar keine willenlose Marionette, wie sie es ihm vorgeworfen hatte.
Er sehnte sich nach ihr, Savannah, nach ihrem Sinn für Humor, ihrem Stolz und Mitgefühl, selbst nach ihrem hitzigen Temperament. Keine andere Frau interessierte ihn auch nur im Geringsten. Keine andere würde ihm je genügen.
Verletzt. Gregori war zutiefst verletzt. Er empfand Savan-nahs Trauer um Peter. Er spürte ihre Angst und seine eigene Einsamkeit, hatte sich damit abgefunden, diesen Schmerz für immer in seiner Seele zu tragen. Niemals würde er Savannah damit belasten.
Vorsichtig zog sie sich wieder aus seinen Gedanken zurück, ehe er sie entdecken konnte. Gregori war so entsetzlich einsam, dass sie am liebsten für ihn geweint hätte. Und er hatte nicht die leiseste Ahnung, wie er sie lieben, mit ihr lachen und sein Leben mit ihr teilen sollte. Nur dass er sie unter allen Umständen beschützen musste, wusste er genau.
Schweigend blickte sie aus dem Fenster in den Wald hinein.
Gregori mochte vieles sein. Doch er war nicht das Ungeheuer, für das er sich nun hielt. Ganz sicher nicht.
Mit dem Fuß klopfte Savannah einen leisen Rhythmus auf dem Steinboden, und die Aste der Bäume draußen schienen sich im Takt zu wiegen. Savannah verstand, dass sie tatsächlich über viel mehr Macht verfügte, als sie je geahnt hatte. Gregori wollte sie. Mehr noch, er brauchte sie. Diese Erkenntnis veränderte alles und gab ihr die Kontrolle über ihr Schicksal zurück.
Savannah straffte die Schultern. Sie war nicht länger ein kleines Kind, das vor einer namenlosen Gefahr davonrannte. Sie war Gregoris Gefährtin, dazu auserkoren, an der Seite eines mäch-127
tigen, ehrenhaften Mannes zu stehen. Er war sinnlich und stark, brauchte sie jedoch mehr als alles andere auf der Welt.
Savannah atmete tief durch. »Gregori?«
Langsam hob er den Kopf, und sie spürte, wie er flüchtig ihre Gedanken streifte. Doch sie fürchtete sich nicht mehr vor der telepathischen Verbindung, sondern ließ sie zu, ohne davor zurückzuschrecken. »Du hast hier einen wunderschönen Zufluchtsort geschaffen.« Sie hörte ein leises Rascheln hinter sich, drehte sich aber nicht um. »Du bist ein Künstler.«
Sein Duft stieg ihr in die Nase, frisch und würzig. Männlich, warm, erregend. Savannah presste ihre Hand an die Steinwand und lächelte leise. Der glatte, harte Fels erinnerte sie an Gregoris Körper unter ihren Fingerspitzen.
»Es hat einige Monate gedauert, chérie, während ich darauf wartete, dass deine Show San Francisco erreichte.«
Seine Stimme war so schön. Savannah gestattete sich, ihm zuzuhören, und genoss die Reinheit und samtige Verführung.
»Es ist wirklich schön hier, Gregori. Wir könnten die Sommer hier verbringen, wenn wir in Amerika sind.«
Gregori berührte ihr Haar, weil er nicht anders konnte, und war überrascht, dass sie nicht zurückzuckte. Hatte sie sich damit abgefunden, ihr Leben an seiner Seite zu verbringen?
Ihre Worte ließen
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