Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst
Bienenschwarm zu schwirren, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte. Der Dämon ernährte sich wieder von seinen Kräften. Anton brauchte dringend Blut, um sich besser zu fühlen. Doch vor allem ein neues Opfer, denn bis zur Nacht des Blauen Mondes lagen nur noch zwei Nächte vor ihm.
Zielstrebig lief er auf den Wagen der Huren zu. Die Aussicht, von ihnen Blut zu trinken, beschleunigte seine Schritte.
Als er an den ersten Wagen vorbeilief, weckten aufgeregte Stimmen seine Aufmerksamkeit. Radu, der Anführer der Zigeuner, palaverte mit einem hochgewachsenen, rothaarigen Kerl, der eindeutig nach Vampir roch. Den hatte er noch nie hier gesehen. Einer Ahnung folgend, drückte Anton sich an einen der Wagen, um die beiden zu belauschen.
„Ich habe nichts mit der Sache zu tun. Will keinen Ärger mit euch Blutsaugern. Und schon gar nicht mit dem Fürsten.“ Radu hob abwehrend seine klobigen Hände. Die Haltung des Vampirs straffte sich. Anton spürte die feinen Vibrationen, die von ihm ausgingen. Der Vampir gierte nach Blut und vor ihm stand ein Opfer, das nichts von seinen Absichten bemerkte. Sterbliche waren noch dümmer als Werwölfe.
„Ist mir egal. Es ist hier im Lager geschehen. Die Hure hat es gesehen.“ Die Miene des Vampirs verzerrte sich. Seine Muskeln spannten sich an, bereit, sich auf den Zigeuner zu stürzen.
„Es war der Junge, der ihn vernichtet hat, keiner von uns. Begreifen Sie doch, niemand von uns wollte das.“
Du kannst dich verteidigen, wie du willst, es wird dir nichts nützen. Anton belächelte den Zigeuner.
„Das schert mich einen Dreck. Ihr müsst das vor dem Fürsten verantworten.“
Schon blitzten die Spitzen der Fangzähne unter der Oberlippe des Vampirs hervor. Jetzt erkannte das auch der Zigeuner und wich erschrocken zurück. Zu spät, der Vampir folgte ihm, Gier flackerte in seinen Augen.
„Was soll das?“ Der Zigeuner versuchte, auszuweichen, aber der Vampir versperrte ihm den Weg. Er drängte Radu immer weiter zurück, bis er mit seinem Rücken gegen einen Wagen stieß und nicht mehr ausweichen konnte. Diese Gelegenheit nutzte der Vampir, um sich fauchend auf den Zigeuner zu stürzen und in seinem Hals zu verbeißen. Radu schrie auf, seine Knie knickten ein.
Gelangweilt kehrte Anton den beiden den Rücken zu. Er hätte sich zwar auch gern an dem Blut gelabt, aber er zog es vor, dem anderen Vampir nicht in die Quere zu kommen. Doch dann stoppte er, kehrte um und wartete, bis der Vampir sich satt getrunken hatte, bevor er auf ihn zulief.
Der rothaarige Vampir hob den Kopf und fauchte ihn wütend an. Blut tropfte von seinem Kinn. Anton bemerkte die pergamentene Haut seines Gegenübers, die ihm verriet, wie ausgehungert der Vampir gewesen war. Das Blut des Zigeuners besaß eine bittere Nuance wie Rattenblut, die ihn abstieß.
Der Mann zuckte noch immer unter dem Vampir, als wäre der Blitz in ihn gefahren, obwohl seine Augen leblos gen Himmel starrten. Dieser Kerl war zäh wie eine Katze, das Richtige für die Zeremonie der Schattendämonen. Er war überzeugt, dass sie den nicht ablehnen würden. Welch brillanter Schachzug, mit dem er seine Feinde besänftigen könnte.
Anton blieb auf Distanz und deutete lächelnd eine Verbeugung an.
„Der Sterbliche hat Ihr Mahl überlebt, wie ich sehe. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir seinen Körper überlassen könnten. Sie verstehen?“
Er zwinkerte dem anderen verschwörerisch zu, der tief und dröhnend lachte, als säße er in einem Weinfass.
„Ich verstehe … ich ziehe Weiber vor.“ Mit diesen Worten erhob sich der Vampir und ließ Anton mit dem ohnmächtigen Zigeuner allein.
Nachdem Anton den Zigeuner in seine Kutsche getragen hatte, beschäftigte ihn immer noch das Gespräch der beiden von vorhin.
Was hatte dieser Zigeuner von einem Jungen geredet? Ein Kind, das einen Vampir vernichtete? Meinte der etwa den Hurenbastard Ileanas? Unmöglich, der Junge war keinem Vampir gewachsen. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit. Er musste Oana befragen, die würde ihm sicher alles bereitwillig erzählen. Sein Magen knurrte laut. Das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden war eine feine Sache. Lautlos betrat Anton den Wagen der Huren. Oana war allein. Sie kniete auf dem Boden und bürstete ihr Haar. Durch die transparente, weiße Bluse schimmerte ihre rosa Haut. Sie war noch eine Nuance bleicher als beim letzten Mal. Zu viele Vampire hatten von ihr getrunken. Antons Laune sank bei der Aussicht, ihr schales
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