Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst
Hand vor dem Bauch zusammen. Wenn sie vor dem Werwolf hätte fliehen müssen, dann nackt.
Als sie die Wagen der Zigeuner um das Lagerfeuer erkannte, seufzte sie erleichtert. Aber sie musste den Jungen zurückhalten, der zum Zelt der alten Zigeunerin stürzen wollte.
„Verdammt. Die Vampire sind bereits da. Wir müssen uns hier eine Weile verbergen, bevor wir zum Zelt hinüberlaufen können.“
„Ach, die sind doch nur bei den Huren und werden uns nicht beachten. Sieh mal, da hinten ist Radu.“ Roman streckte den Arm aus und deutete auf den grobschlächtigen Zigeuner, der breitbeinig am Feuer stand, als wäre nichts gewesen. Daniela ballte die Hände zu Fäusten. Dem würde sie noch eine Lektion erteilen. Radu hatte sie tatsächlich dem Werwolf überlassen, um seine eigene Haut zu retten. In ihrer Wut schoben sich die Reißzähne aus ihrem Oberkiefer, und sie fauchte. Ehe sie Roman zurückhalten konnte, rannte er über die Waldwiese auf das Zelt der alten Zigeunerin zu.
„Verfluchter, unvernünftiger Bengel. Wenn ich dich erwische, versohle ich dir den Hintern“, schimpfte Daniela, bevor sie sich mithilfe ihrer vampirischen Schnelligkeit hinter einen der Wagen bewegte, den Roman gerade passierte. Sie streckte den Arm aus, um ihn zu packen, aber jemand anderes war schneller und schnappte den Jungen am Kragen. Ein Vampir. Sein Fäulnisgeruch erfüllte die Luft. Leider war es nicht die Note, die Drazice anhaftete. Vorsichtig lugte Daniela hinter dem Wagen vor. Als Erstes erkannte sie die hochglanzpolierten Stiefel von neulich wieder. Es war dieser Petre, der Roman mit einer Hand hochhielt, dass seine Füße eine Handbreit über dem Boden schwebten.
Roman zappelte wie ein Fisch an der Angel, was den Vampir amüsierte.
Danielas Hand tastete nach dem Messer.
„Was für ein hübsches Fischlein ist mir denn da ins Netz gegangen?“ Petre lachte auf und schaukelte den Jungen hin und her.
„Lassen Sie mich runter. Was wollen Sie von mir?“, rief Roman heiser.
Daniela spürte, wie die Wut auf den Vampir wieder in ihr hochstieg. Sie würde ihn erlegen, wenn er dem Jungen auch nur ein Haar krümmte.
„Was ich von dir will? Das verrate ich dir schon noch. Hm …“ Der Vampir zog den Jungen näher an sich heran und schnupperte an seinem Kopf.
„Welch köstlicher Blutduft. Welch zarte Knabenhaut.“ Petre streichelte die Wange Romans, der versuchte, sich abzuwenden. Aber der Vampir umspannte seinen Nacken und zwang ihn, die Liebkosung über sich ergehen zu lassen.
„Bitte lassen Sie mich los. Wenn Sie Blut wollen, gehen Sie doch zu den Huren. Dort drüben.“ Roman zeigte mit dem Arm auf Ileanas und Oanas Wagen.
„Und wenn ich lieber deins will?“ Petres Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. „Und mehr.“ Die Stimme des Vampirs klang tief und heiser. So war es immer, wenn sie der Duft des Blutes erregte. Was für widerliche Kreaturen. Die Absicht des Vampirs war eindeutig und schürte Danielas Hass. Petre würde von dem Kind nicht ein Tropfen Blut trinken, dafür würde sie sorgen. Am liebsten hätte sie sich auf ihn gestürzt, aber sie musste vorsichtig vorgehen, wenn sie die Aufmerksamkeit der anderen Vampire nicht erregen wollte. Sie witterte den Duft mindestens zwei anderer im Lager und noch einen sehr eigenen, intensiven Geruch, den sie nicht einordnen konnte. Es war nicht der übliche Fäulnisgeruch, sondern eine herbe, aber durchaus angenehme Note, wie sie es noch nie zuvor wahrgenommen hatte. Die Vampire hielten sich in den Wagen der Huren auf. Ihr blieb das leise Stöhnen und Keuchen nicht verborgen, was menschlichen Ohren jedoch entging.
Romans Augen füllten sich mit Tränen. Der Junge zitterte vor Furcht und starrte seinen Peiniger an, wie eine Maus, kurz bevor sie von der Katze verspeist wird.
„Hab keine Angst, Bürschlein. Es tut auch gar nicht weh.“ Wieder strich die Hand des Vampirs über das tränenfeuchte Gesicht des Jungen und schob eine Haarsträhne hinter sein Ohr. Lüstern betrachtete er den Jungen, bevor er ihn wieder auf dem Boden absetzte.
Roman verschränkte die Arme vor seiner Brust, als könnte er sich damit schützen. Alles, was Daniela in diesem Moment fühlte, war Abscheu. Ja, sie hasste die Vampire mit jeder Faser ihres Herzens. Sie glaubten, sich alles nehmen zu können, was ihnen gefiel, ohne Rücksicht auf ihre Opfer. Wenn sie doch alle endgültig und für immer ausrotten könnte, so wie Drazice es mit ihren Gefährtinnen getan hatte.
Ihre Hand mit dem
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