Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst
unbeschadet ins Freie zu gehen.
Anton wollte Prinz Razvan heute einen Besuch abstatten, um sich mit ihm gegen den Karpatenfürsten zu verbünden. Die Gefahr, in die er sich begab, durfte er auf keinen Fall unterschätzen, denn die körperliche Kraft der Werwölfe überwog die der Vampire bei Weitem. Letztere hingegen glichen dieses allein durch ihre Schnelligkeit und ihre mentalen Fähigkeiten aus. Werwölfe wurden ausschließlich von niederen Instinkten geleitet. Im Grunde missfiel es Anton, auf das Wohlwollen dieser Kreaturen angewiesen zu sein, aber eine andere Lösung gab es nicht. Sein Clan war durch die Dceras minimiert worden und besaß gegen cel Bâtrân kaum eine Chance.
Er wusste, dass der Rudelführer stets in diesem Bordell seinen Lastern, dem Glücksspiel und der Wollust nachging. Es kam nicht selten vor, dass der Prinz eine Sterbliche nach dem Liebesakt im folgenden Blutrausch zerfetzte und das Fleisch von ihren Knochen nagte. Diese Fleischgier der Werwölfe stieß Anton ab. Er hatte gehört, dass nicht die Huren dafür geopfert wurden, sondern aus den Karpaten verschleppte Bauernmädchen.
Rotes, gedämpftes Licht empfing Anton, als er das Freudenhaus betrat. Eine Brünette mit üppigem Dekolleté, das aus einer grünen Korsage herausquoll, saß hinter einem Tresen und musterte ihn.
„Lusträume für Vampire im obersten Stock, Blutbäder im Kellergewölbe“, ratterte sie mit rauer Stimme herunter.
Anton blieb vor ihr stehen und verbeugte sich leicht.
„Vielen Dank, aber ich bin nicht als Freier hier, sondern möchte Prinz Razvan meine Aufwartung machen. Er weilt doch noch hier?“ Sein Blick schweifte durch den Raum mit den dicken Samtvorhängen vor den Fenstern, bis er wieder zu der Brünetten zurückkehrte.
„Der Prinz empfängt niemanden“, antwortete sie barsch. Sie spitzte ihren Mund, auf dessen Oberlippe ein Damenbart prangte.
„Also ist er hier.“ Die Brünette hatte sich ungewollt verplappert.
„Was wollen Sie von ihm?“
Anton beugte sich tief zu ihr hinunter. Der beißende Raubtiergeruch eines Werwolfs stieg ihm in die Nase und weckte Ekel.
„Das möchte ich ihm schon lieber selbst sagen“, antwortete er mit sanfter Stimme und lächelte die Werwölfin an.
„Prinz Razvan ist bereits gegangen.“ Sie sah an Anton vorbei zur Tür und spulte ihren Text herunter, als zwei Vampire eintraten.
Anton wusste, dass sie ihn anlog, denn sein Informant gehörte zu einer verlässlichen Quelle. Seine Hand schnellte vor und umspannte ihre Kehle. Mit dem Daumen drückte er gegen ihren Kehlkopf. Sie riss ihre gelben Augen weit auf und fletschte ihre Zähne. Ein tiefes, drohendes Knurren drang aus ihrer Kehle. Deutlich erkannte Anton die riesigen Fangzähne der Werwölfin, die seine bei Weitem in der Größe übertrafen. Doch längst schon spürte er wieder die Kraft des Dämons in sich, die das blaue Feuer in seinen Augen flackern ließ. Darüber war er sehr erleichtert, denn er hatte bereits befürchtet, der könnte ihn wieder im Stich lassen.
Das Dämonenfeuer verfehlte seine Wirkung nicht. Das Knurren erstarb schlagartig.
„Ich bin Anton Baron Drazice, der Gebieter Prags, und ich möchte mit Prinz Razvan sprechen. Sofort.“ Antons Stimme klang Oktaven tiefer und verzerrt und beeindruckte nicht nur die Werwölfin hinter dem Tresen, sondern auch die beiden jungen Vampire, die mit eingezogenem Kopf an ihm vorbei zur Treppe eilten. Der Geist der Werwölfin war leicht zu beeinflussen. Er starrte sie an, bis er in ihre Gedanken eingedrungen war. Sie war nicht so abgeklärt, wie sie es ihm weismachen wollte, sondern fürchtete sich vor ihm, oder vielmehr vor dem Dämon in seinem Inneren und das war gut so. Die Lippen der Werwölfin öffneten sich. Ein Röcheln drang aus ihrer Kehle. Es wäre ein Leichtes, sie zu töten. Schon spürte er ihre schwindenden Kräfte. Aber er konnte es sich nicht noch mit den Werwölfen verscherzen. Sein Griff um ihren Hals öffnete sich. Die Werwölfin griff sich an die Kehle und rieb die Stelle, an der sich noch eben Antons Daumen gepresst hatte und auf der ein roter Fleck prangte. Anton legte seine Hand auf ihre heiße Stirn und löschte die Erinnerung an dieses kleine Zwischenspiel aus. Die Angst wich aus ihrem Blick.
„Nun? Ist es möglich mit Prinz Razvan zu sprechen?“, fragte er freundlich. Seine Stimme klang wieder normal. Es dauerte einen Moment, bis die Werwölfin antwortete.
„Unser Herr befindet sich im Blauen Salon. Ich werde Sie zu ihm
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