Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst
Nähe des Barons. Die Aussicht, ihn bald zu finden und zu vernichten, beflügelte sie. Nur wenige Schritte trennten sie noch vom Ausgang.
18.
Anton war mit der Kutsche nach Bukarest gereist, denn der Schattendämon, der noch immer in ihm weilte, begann seine Kräfte abzusaugen, sodass ihm jede andere Fortbewegung schwerfiel. Sein Bündnis mit den Dämonen war zerbrochen, als er den geforderten Tribut in der Nacht des Blauen Mondes nicht geleistet hatte. Das auserkorene Opfer war eine Zigeunerhure gewesen, die sich damals in seiner Obhut befand. Zu seinem Ärger hatte sie sich in einer Nacht, als er einer Orgie beiwohnte, mit einem Werwolf eingelassen und es mit dem Leben bezahlt. Anton hatte den Dämonen seine Bluthure Oana vorgeschlagen. Ein lästiges Weib. Ihre Haut wurde immer bleicher und ihr Blut schmeckte schal. Aber diesen Ersatz akzeptierten die Dämonen nicht. Sie suchten sich ihre Opfer selbst aus. Welche Kriterien die Auswahl bestimmten, war Anton unbekannt. Aber das war ihm gleichgültig. Hauptsache, der Dämon in ihm gab ihm die Kraft, die er brauchte, um seinen Status als Herrscher über Prag zu festigen. Irgendwann würde ihm das nicht mehr ausreichen, denn sein größter Wunsch war es, alle Vampire zu beherrschen.
Nur jetzt hatte sich zu seinem Verdruss das Blatt gewendet, denn der Dämon ernährte sich von ihm. Verfluchte Hure. Er hätte sie festketten sollen.
Mit jedem Erwachen aus der Starre wurde seine Haut brüchiger und seine Kräfte schwanden. Das könnte einem cel Bâtrân nicht geschehen, denn Anton war durch das Blut eines Vampirs verwandelt worden, während der Karpatenfürst zu den Kindern Liliths gehörte.
Während Anton durch die Straßen Bukarests schlenderte, schwelte der Hass auf cel Bâtrân in ihm. Der Fürst hatte ihn hinausgeworfen wie einen räudigen Hund. Niemand setzte Anton Drazice vor die Tür. Dafür würde der Karpatenfürst büßen.
Zunächst musste Anton untertauchen, um den vielen Augen cel Bâtrâns zu entgehen. Bukarest erwies sich als geeignet, denn die Stadt gehörte den Werwölfen. Den Gegnern cel Bâtrâns gewährten sie gerne Unterschlupf. Glich Prag in seiner Lasterhaftigkeit und Verderbtheit Babel, dann war Bukarest dem biblischen Sodom und Gomorrha gleichzusetzen. Es besaß mehr Freudenhäuser, als im restlichen Rumänien zu finden waren. Allerlei zwielichtiges Gesindel trieb sich in den Straßen herum, das Ausbluten und Schlachten Sterblicher gehörte zur Tagesordnung. Drazice lächelte diabolisch. Hätte er damals gelebt, wäre er sicher ein häufiger Besucher dieser Städte gewesen.
Anders als in Prag lebten in Bukarest Vampire und Werwölfe auf engstem Raum zusammen. Eine gefährliche Mischung, die, ausgelöst durch eine Provokation, wie Zündholz brannte. Dieses Mal besaß dieser Umstand gewisse Vorteile.
Willst du jemanden besiegen, verbünde dich mit seinen Feinden. Ein weiser Spruch, der ihn beflügelte.
Das Bordell, das er betrat, lag in der Stadtmitte und war seit Jahrhunderten ein etabliertes Haus, das für die große Auswahl an Huren bekannt war. Vampire und Werwölfe suchten hier ihr Vergnügen. Die Gewalt über die Stadt oblag allein den Werwölfen. Zum Glück führten sie die Freudenhäuser für Vampire weiter.
Der Karpatenfürst hatte bislang nur wenige Male Bukarest besucht. Grund dafür war der ewig währende Hass, der zwischen ihm und den Werwölfen herrschte. Cel Bâtrân zog es vor, auf seiner imposanten Törzburg zu residieren, die sich seit dem Mittelalter in seinem Besitz befand, lange, bevor Anton als Mensch geboren worden war. Ebenso lange beanspruchten auch die Werwölfe dieses Gemäuer als das ihre. Doch immer wieder war es cel Bâtrân gelungen, die Burg erfolgreich gegen die Gegner zu verteidigen, bis ein Pakt den Waffenstillstand besiegelte. Als der Karpatenfürst den Werwölfen die Herrschaft über Bukarest zugestand, flaute der Zwist ab. Betraten die Werwölfe jedoch das Gebiet der Karpaten, mussten sie sich ihm bedingungslos unterwerfen. So stand es im Vertrag, der mit dem Blut Prinz Razvans besiegelt worden war.
Anton erinnerte sich gut daran, dass auch Jiri von Boskovic damals ein Feind des rumänischen Vampiradels gewesen war. Der Graf war ein illegitimer Sprössling des Vampiradels gewesen und von ihm verstoßen worden. Seine Mutter hatte ihn in die Obhut der Schattendämonen gegeben.
Im Gegensatz zu Boskovic gehörten die cel Bâtrâns nicht zu den Verdammten der Nacht, denn es war ihnen möglich, auch am Tag
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