Karpatenfürst - Landers, K: Karpatenfürst
einflößend. Die beiden Vampire senkten ihre Blicke und nestelten nervös an ihren Hüten. „Prinz Razvans Rudel hat Bukarest verlassen und nähert sich unserer Grenze. Sie haben einige Dörfer verwüstet und zwingen die Bauern, sich ihnen zu unterwerfen.“
Vampire versetzten die Menschen schon genug in Angst und Schrecken, aber jetzt auch noch Werwölfe? Daniela dachte an ihre Begegnung mit dem Werwolf zurück und die Angst, die sie empfunden hatte, kehrte schlagartig zurück. Bis auf dieses eine Erlebnis besaß sie keinerlei Erfahrung mit Werwölfen, aber das reichte ihr. Weitere Gräueltaten kannte sie nur aus Erzählungen, weshalb es ihr vor einem Kampf mit ihnen grauste. Auch weil sie diese Kreaturen nicht einschätzen konnte.
„Wie konntet ihr das zulassen?“, rief der Karpatenfürst und schnaubte vor Wut. Starr stand er da und fixierte sie, als könnte sein Blick die beiden durchbohren. Die Mienen der Vampire verzerrten sich, und sie griffen sich an die Kehle. Plötzlich gingen sie in die Knie und röchelten. Dellen zeichneten sich an ihren Hälsen ab, als drücke eine unsichtbare Hand ihren Hals zusammen. Das konnte nicht möglich sein und doch sah sie es vor sich. Valerij cel Bâtrâns geistiges Potenzial übertraf alles, was sie je gesehen hatte. Es war ihm möglich, allein durch die Kraft seiner Gedanken den Vampiren die Kehlen zuzudrücken. Wozu war dieser Vampir noch fähig? Sie fröstelte angesichts der Fähigkeiten, die die eines gewöhnlichen Vampirs überstiegen.
„Hatte ich euch nicht befohlen, die Grenze zu bewachen? Und was habt ihr getan? Meinen Befehl missachtet. Stattdessen habt ihr eurer Wollust gefrönt. Ihr braucht es gar nicht zu leugnen, denn ich weiß genau, dass ihr wieder bei den Huren gewesen seid. Noch immer haftet an euch der Geruch ihres schalen Bluts.“ Er beugte sich vor und schnupperte wie ein Raubtier, das Witterung aufnahm. Seine Stimme klang tief und verzerrt, wie die eines Dämons und trieb Daniela eiskalte Schauder über den Rücken. Die Augen der Vampire traten hervor, und ihre Fänge schoben sich aus dem Kiefer. Unerwartet entspannten sie sich, denn Valerij cel Bâtrân wandte sich um. Die beiden sackten auf die Knie und rieben sich ihre Hälse.
„Ja“, gaben die beiden keuchend zu.
„Ihr brecht noch heute Nacht auf, um Razvans Gefolge zu stoppen. Solltet ihr euch erneut meinem Befehl widersetzen, lasse ich euch an einem Pfahl in der Sonne schmoren.“ Die Vampire fielen vor ihm auf den Boden.
Daniela bewegten die widersprüchlichsten Gefühle. Eben noch war der Fürst ein liebevoller und einfühlsamer Liebhaber gewesen und nun unerbittlich und ohne Gnade gegenüber seinen Gefolgsleuten.
„Mein Herr, das könnt Ihr nicht tun. Wie können wir zu zweit die Werwölfe stoppen?“, fragte der Schmächtige mit heiserer Stimme.
„Das ist doch Wahnsinn, Durchlaucht. Wir haben keine Chance gegen sie. Bitte, habt doch ein Einsehen. Wir bereuen unsere Schwäche zutiefst“, pflichtete der andere seinem Kumpan bei.
Der Schmächtige zitterte, und Daniela glaubte, ein feuchtes Schimmern in seinen Augen zu sehen. Aber Vampire konnten doch nicht weinen, oder? Jedenfalls hatte sie nie dergleichen erlebt. Der andere wirkte wie erstarrt. Nicht einmal ein Fingerglied rührte sich.
Daniela musste zugeben, dass auch sie sich anstelle der Vampire vor Valerij cel Bâtrân gefürchtet hätte, der wie ein Racheengel vor seinen Gefährten stand und auf sie hinabblickte als wären sie Wanzen, die es zu zertreten galt.
„Das hättet ihr euch früher überlegen sollen. Aus meinen Augen!“, brüllte er. „Und wagt es ja nicht, hierher zurückzukehren, ohne den Auftrag erfüllt zu haben. Eine Flucht ist zwecklos, ihr entkommt mir nicht. Und jetzt geht endlich!“
‚Eine Flucht ist zwecklos, ihr entkommt mir nicht‘, diese Worte dröhnten weiter in ihrem Kopf wie ein unheimliches Echo und ließen ihr die eigene Lage wieder bewusst werden. Gab es wirklich kein Entrinnen? Diese Vorstellung raubte jegliche Hoffnung. Schweigend verließen die Vampire den Raum.
Das Mädchen, das die ganze Zeit gelangweilt auf dem Diwan gesessen und alles beobachtet hatte, glaubte nun, das Liebesspiel wieder fortzusetzen und legte den Arm um den Nacken des Karpatenfürsten. Mit einer unwilligen Geste streifte er ihn ab, dass sie nach hinten fiel. Unter seiner Oberlippe kamen die Spitzen seiner Fangzähne zum Vorschein. „Es ist besser, wenn du ebenfalls gehst, sonst vergesse ich mich noch und
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