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Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Titel: Karpfen, Glees und Gift im Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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Schdeiersengungsdebaddn!«
    »Und erschd dees Gwerch mid deene Mindesdlöhn«, warf auch der Bauunternehmer Ploner ein. »Solled iech meine Maurer woll dees Dobbelde zohln? Dann kennd iech ja gleich selber eibaggn! Däd ja nix mehr verdiena!«
    »Iech brauch bloß an den Wesderwelle dengn«, gab auch der Gemeinderat Eisenmann seinen Senf dazu, »in welchn Land gibsdn an schwuln Außenminisder? Hammer doch scho gnuuch schwule kadolische Bfarrer! Brauch mer aa nu an schwuln Außenminisder!«
    »Aber Herr Eisenmann!«, wurde er von Pfarrerin Rentlo getadelt.
    »No, weils doch woahr is«, rechtfertigte er sich.
    Am anderen Ende des Tisches wurde ebenfalls diskutiert. »Eberle, Haeberle, mechesd du su haaßn?« wollte der Altbürgermeister vom Elektromeister Eagle wissen.
    »Ned um alles in dera Weld, do däd i miech ja nemmer auf die Schdraß draua, wenn iech su an Breißn-Noma hädd.«
    Der Gemeindekämmerer Alois Holzheimer kehrte gerade vom Bierausschank zurück. In den Händen hielt er zwei frisch gezapfte Maß Bier. Mit einem kräftigen Schulterklopfen drückte er den Gerstensaft den angekommenen Gästen aus Waiblingen in die Hände.
    Gustav Haeberle meinte ein Dampfhammer hätte ihn getroffen und verschluckte vor lauter Aufregung die beiden Tic Tac.
    »Brosd alder Freind und Kubferschdecher. Schee, dassd widder do bisd. Hosd beschdimmd an gscheidn Durschd?« Der Kämmerer begrüßte seinen ehemaligen Verhandlungspartner und stieß mit ihm so kräftig an, dass ein Teil des guten Sauer-Bieres auf dessen Achtzig-Euro-Seidenkrawatte schwappte.
    »Du di na ned oh«, beschwichtigte er den Schwaben, »wersd scho nu a Krawaddn hamm, und außerdem – Bier gibd kaa Rodweinfleggn. Do hogg di her zu mier mei Freind! Heid sauf mer uns an oo. Kosd ja nix, heid.«
    Die Gebrüder Harter hatten die musikalische Umrahmung der heutigen Feier übernommen und bereiteten sich auf ihren Einsatz vor. Gerald stimmte seine E-Gitarre. Sein Bruder stand am Key-Board und signalisierte Einsatzbereitschaft. Dann stimmten sie die Melodie des Oberfrankenliedes an und sangen so laut, dass es weithin hörbar war:
    k Röttenbach, du liegst im schönen Frankenland, wer dich kennt, der ist von deinem Reiz gebannt. Große Wälder rahmen deine Weiherketten ein, …
    Es wurde ein wunderschöner Tag. Das Bier floss in Strömen. Die Geschäftsführung von »Immer Frisch«ließ sich nicht lumpen und versorgte die anwesenden Gäste mit leckeren Grillgerichten, Freibier, Kaffee und Kuchen. Der Bürgermeister hielt eine zweite Rede und ging auf die Geschichte Röttenbachs ein. Er erzählte von den ersten Siedlern, welche den Wald rodeten, und dass aus dem Namen Rodenbach schließlich Röttenbach wurde. Auf die hässliche Knoblauchkröte ging er nicht ein. Endlich bekam er wieder die Kurve zu dem heutigen Ortsbild und wünschte allen Bürgern günstige Einkäufe in dem neuen Lebensmittel-Frischemarkt.
    Das Waiblinger Chamäleon schlief nach der zweiten Maß Bier am VIP-Tisch ein. Als Alois Holzheimer vor lauter Begeisterung seinen Maßkrug einmal zu heftig auf den Biertisch schlug, erwachte Gustav Haeberle kurzzeitig. Unter dem Tisch sah er eine Kanne mit Wasser stehen. Darin befand sich eine Klobürste. Er bückte sich, warf die Bürste kurzerhand unter den Tisch und nahm von dem lauwarmen Wasser zwei, drei kräftige Schluck.
    »Wurscht, Hauptsach, koi Bier«, stammelte er. Dann schlief er wieder ein. Sein Schwiegervater rätselte seit einer halben Stunde an dem Satz »In mine show main shines a bore braisle sigh«.
    Der Golf-Fahrer Hubsi Sapper hatte im Sonderangebot fünfhundert Gramm Pfifferlinge erstanden. Er liebte Pilzspeisen. Die Pilze in einer deftigen Rahmsoße zubereitet, dazu Semmelknödel oder Serviettenklöße, sind ein Gedicht! Dafür ließ er jeden Braten stehen. Seine Frau, die Veronika, machte sich überhaupt nichts aus diesem schlüpfrigen Zeugs, wie sie es nannte. Na ja, die Gute konnte ja nicht mal einen Fliegenpilz von einem Steinpilz unterscheiden. Trotzdem war Veronika, Hubsis »Waggerla«, allzeit bereit, ihrem Mann sein Lieblingsessen zuzubereiten. Wie lieb. Für heute hatte er genug gesehen, zwei Maß Bier getrunken und machte sich nun wieder auf den Heimweg. Sein Gedicht, seinen Beitrag zum Wettbewerb »Frangn, das Land der Dichder und Denger«, hatte er abgegeben. Missmutig vernahm er, dass die Auswertung und Bekanntgabe des Siegers erst nach17 Uhr stattfinden würde. So viel Zeit hatte er nicht. Er schlenderte den gleichen Weg

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