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Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Titel: Karpfen, Glees und Gift im Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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Chemikalien – wenn du Wert darauf legst, dass deine Ladung nicht sofort das Interesse der deutschen Zollbeamten erwecken soll, kann ich dir nur raten, im Moment keine deutschen Seehäfen direkt anzulaufen. Also bleib bei Istanbul. Das ist viel einfacher und unkritisch. Das ist mein Rat.«
    »Ich danke dir, Jia, für deine wertvollen Hinweise. Es bleibt dabei, du sagst mir Bescheid, an welchen Tagen ihr keine Exportkontrollen durchführt. Okay?«
    »Okay, mein Freund, mach dir keine Sorgen! Übrigens, es kann nicht schaden, wenn du von Zeit zu Zeit auch mal unseren Chef zum Essen einlädst. Nur als kleiner Tipp.«
    »Werde ich mir merken. Danke schön!« Tang Kelin verabschiedete sich und zehntausend Yuan wechselten den Besitzer.

Mord

    Johann Geldmacher ging die nächtliche Anlieferung des angeblichen türkischen Olivenöls nicht mehr aus dem Sinn. Warum diese Heimlichtuerei mitten in der Nacht? Was hatte Toni Wellein, dieser Hallodri, zu verbergen?
    Am nächsten Tag, am Dienstag hatte er eine blendende Idee. Er rief Rosi Bierlein zu sich, die etwas tapsige, wamperte und deppert unselbstständige Auszubildende im ersten Lehrjahr. Rosi aus Zeckern hatte auf anderen Gebieten durchaus ihre Qualitäten. Das wusste der Filialleiter ganz genau. Darum ging es aber im Moment nicht.
    »Rosi, bass auf, iech hab an Schbezialauftrach fier diech. Du ziehgsd edz dein FORMA-Kiddl aus und gehsd nieber zum »Immer Frisch« . Do hasd an Zehn-Euro-Schein. Do driebn bei der Kongurens kaffsd a Flaschn dirgisches Oliefenöl ei. A kaldgebressdes. Dees bringsd mer, midn Kassnzeddl! Kannsd der du dees mergn?«
    »Fraali, Herr Diregder!«
    »Du sollsd ned immer ›Diregder‹ zu mier soogn! Iech bin kaa Diregder. Iech bin bloß der Filialleider, Rosi! Wie ofd sollin dier dees nu sogn?«
    »Ooh Keeh, Herr Dir…. Hobberla, endschuldings, Herr Filialleider. Edz wärs mer fasd scho widder rausgrudschd! Gell, Sie kaafn edz aa scho bei der Kongurens ei? Dees verschdeh i scho, dass do ned selber nieber laafn kenna! Iech hab mer neili aa zehn Bäggli Budder ghuld.«
    Rosi Bierlein zog ab. Nach zwanzig Minuten kam sie mit leeren Händen zurück. »Die hamm ka dirgisch Oliefenöl ned, Herr Diregder. Bloß a Schbanischs und a Idaljenischs. Was sollin edz machen?«
    Am Mittwoch, nach Feierabend, machte sich der FORMA-Filialleiter wieder über seinen Bericht an die Geschäftsleitung her. Den Umsatz- und Ergebniseinbruch konnte er ja noch einigermaßen plausibel erläutern. Was seine vorzuschlagenden, nachhaltigen Maßnahmen anbelangte, nun davon war er noch meilenweit entfernt. Eine Strategie hatte er überhaupt noch nicht entwickelt, außer dass es das Beste wäre, den lästigen Wettbewerber warm abzufackeln oder ganz einfach in die Luft zu jagen.
    Immer wieder lauschte er, ob sich dem Nachbargrundstück ein LKW näherte. Doch drüben beim »Immer Frisch« blieb alles ruhig. Kein Lkw aus Emden, der die Nachtruhe störte. Ständig spukte das angeblich gelieferte, aber nicht vorhandene türkische Olivenöl in seinem Kopf herum. Er musste unbedingt herausfinden was hinter der Sache steckte.
    Am Donnerstag hatte der Bericht an das Management noch immer den Stand vom Vortag. Erneut schickte er Rosi Bierlein los. Erneut kam sie mit leeren Händen zurück.
    »Die hamm ka dirgischs Oliefenöl, had die Fraa an der Kassa gsachd. Und es is aa kaans beschdelld. Solli Iehna dafier a boar Schachdln o.b. hulln, Herr Diregder? Die gibds heid im Sonderangebood!« Es dauerte, bis Rosi begriff, dass er keine Tampons brauchte. Die Nacht blieb ruhig. Gegenüber tat sich nichts.
    Freitag! Heute begann die Röttenbacher Kirchweih. Johann Geldmacher hatte keinen Sinn für Kirchweih. Ihm lag sein unfertiger Bericht an die Geschäftsleitung schwer im Magen. Er hatte nur noch drei Tage. Am Montag musste er das Dokument fertig haben und per Email abschicken. Er hatte noch immer keine nachhaltigen Verbesserungsvorschläge. Von einer Strategie war er so weit entfernt, wie Rosi Bierlein vom Titel der Miss World.
    Gegen halb zehn hörte er das tiefe Brummen eines Lkw-Motors. Schnell warf er sich seine Jacke über und stürzte nach draußen. Drüben, auf dem Gelände des Wettbewerbers, stand das Einfahrtstor der Lagerhalle offen. Im Innern der Halle brannte Licht. Er erkannte seinen früheren Mitarbeiter Toni Wellein. Der Lkw aus Emden war wieder da.
    Johann Geldmacher nahm die Beine in die Hände und hetzte über den verlassenen Parkplatz. Dieses Mal musste er näher ran. Er

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