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Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Titel: Karpfen, Glees und Gift im Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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Tatjana Rübensiehl unterhielt sich leise mit Jupp Hochleitner, der ihr den Vogel zeigte und von ihr abrückte.
    »Erde zu Erde, Staub zu Staub«, wiederholte Pater Ortiz und die Träger stellten den blumengeschmückten Sarg ächzend und stöhnend auf die quer über die ausgehobene Grube liegenden Vierkantbalken. Sie griffen nach den Enden, der unter dem Sarg durchgezogenen Seile.
    »Beim Leichenschmaus soll‘s Schäuferla geben«, raunte Hubsi Sapper der Retta ins Ohr. »Dass di fei ned schämsd«, flüsterte die zurück, »wie kannsdn edz ans Essn dengn?« Vier der Träger hoben den Sarg mit den Seilen etwas an. Zwei entfernten die darunter liegenden Vierkantbalken. Dann wurde Johann Geldmacher langsam in die Grube abgesenkt. Die Blaskapelle spielte zum Abschied k Wir hatten einen Kameraden… Dann traten die Trauernden nacheinander an das Grab und verabschiedeten sich von Johann Geldmacher. Ambrosius Fuchs nickte mit dem Kopf und warf eine mitgebrachte rote Rose auf den Sarg. »Es is Zeid worn, dass iech endlich der Filialleiter werd«, dachte er bei sich und warf noch Erde nach, als wollte er seinen Vorgänger möglichst schnell aus dem Blickfeld haben. Auch Rosi Bierlein trat ans offene Grab. »Machn Sis gud, Herr Diregder«, stammelte sie. Dann dachte sie an ihr Tattoo und daran, dass der Herr Direktor häufig die Rolle des Prinzen übernommen hatte. Das war nun leider vorbei. Zwanzig Euro hatte ihr der Herr Direktor jedes Mal für ihre Dienste gegeben. Zweihundert Euro pro Monat kamen da jedes Mal zusammen. Wer kam jetzt für ihren Verdienstausfall auf? Auch die Kunni trat ans Grab und sprach leise ein Gebet. In Gedanken sprach sie zu Johann Geldmacher in seinem Sarg. »Mach der ka Sorgn, ich verschbrech ders, dassi dein Merder find. Ich bin na scho auf der Schbur.« Auch der Mörder trat vor und heuchelte Anteilnahme. Seine Gedanken sagten etwas ganz anderes: »Wärst du nicht so neugierig gewesen, mit deiner Rumschnüffelei, würdest du heute noch leben. Du musst schon verstehen, ich konnte es nicht zulassen, dass du uns auf die Schliche kommst und unser eben erst angelaufenes, lukratives Geschäft gefährdest. Selber schuld!«
    Pater Ortiz segnete den Sarg zum Abschluss, und nach weiteren fünfzehn Minuten löste sich die Trauergemeinschaft allmählich auf. Diejenigen, die zum Leichenschmaus eingeladen waren, strömten dem Gasthaus Fuchs zu, wo die Schäuferla bereits knusprig im Ofen brutzelten und die Klöße leicht im Wasser riesiger Töpfe dahin schwammen. Die anderen unterhielten sich noch, besuchten andere Gräber oder machten sich direkt auf ihren Heimweg.

    Schafkopf

    Es gab viel zu erzählen beim Leichenschmaus. »Do sigsd amol, wozu die hundsverregdn Dschechn, die Hundsgrübbl, die damischn fähich sen«, sinnierte Jupp Hochleitner vor sich hin und schob mit seinem Messer eine ordentliche Portion Sauerkraut auf seine Gabel. »Dees hädds beim Adolf ned gebn. Kubf ab!« Mit seiner rechten Hand, in welcher er das Messer hielt, fuhr er sich andeutungsweise quer über seinen Hals, in dessen Speiseröhre gerade ein Stück Schäuferla dem Sauerkraut einen Tritt in Richtung Magen gab.
    »Ned vorzeidich verurdeiln, gell!«, wandte Norbert Eisenmann mahnend ein, »nu is nix bewiesn!« Er trank sein Weizenglas leer und rief der vorbeikommenden Bedienung zu: »Elsbeth, bringsd mer nu ans?«
    »Und mier an dobbldn Willi«, schrie Jupp Hochleitner hinterher.
    »Nu sens ned verurdeild, die Dschechn«, fuhr der Gemeinderat in seiner Rede fort. »Der Gerald Fux muss dena die Dad erschd zweiflsfrei nachweisn kenna, gell! Und bis edzerdla hamm die ieberhabd nix zugeben.«
    »Dees machd der Gerald scho«, mischte sich der Bauunternehmer Ploner ein. »Der had bis edz jedn Fall aufglärd!«
    Am anderen Tischende saßen Bürgermeister Ludwig Gast, Kämmerer Alois Holzheimer und die beiden Gäste aus Waiblingen. Gustav Haeberle hatte bereits den dritten Williams Christbirne vor sich stehen, den sein Freund Holzi bestellt hatte.
    »Brosd, Gusdav, runder mid dem Zeich. Dees Essn woar ja suwas vo fedd. Der Willi schmegd viel besser, als dei Dig Dag.«
    »Wennscht moinst«, entgegnete der Waiblinger und stürzte den Schnaps in sich hinein. Sein Schwiegervater freute sich, dass sich jemand um den Gustav kümmerte und dachte »Hanoi, gscheit schee ie es do in Röttebach. A luschticher Leicheschmaus.«
    Toni Wellein und seine chinesische Freundin saßen mit Hubertus und Veronika Sapper an einem Tisch. Die Männer

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