Karpfen, Glees und Gift im Bauch
had. Kummd der mid aner mordsdrum Blasdigflaschn daher. ›Dirgisches Oliefnöl‹ woar draufgschdandn. ›Kaldgebressd‹ Gehd der Debb her, schraubd die Flaschn auf und schidd mier dees Oliefnöl in meine Glimaanlach nei. ›Bisd bleed woarn?‹, habbi no zuna gsachd. Abber dees woar scho zu schbäd. Do hadders scho neischgschidd ghabd. Scheissdrauf habber mer dengd die is ja suwiesu scho kabudd. Dann fängd der Toni des Lachn oh uns sachd ›So Hubsi, edz gehd die Gliemaanlaach widder‹. ›Ja bisd denn edz dodal bleed worn‹, habbi zuna gsachd, ›do häddi ja gleich neischeissn kenna‹. ›Hoggdi in dei Audo und schald dei Gliemaanlaach ei‹, hadder dann gmaand. Und wos solli dier edz soogn? Die Scheissgliemaanlaach had widder fungdzionierd. › Wie hasdn edz dees gmachd, Toni?‹, habbin gfroochd. ›Maul haldn, Hubsi! Du woarsd bragdisch nie bei mier do und hasd nix gsehng und nix gherd! Edz gibsd’mer an Zwanzger und die Sach is scho vergessn.‹«
Natürlich hatte Hubertus Sapper dem Toni Wellein zwanzig Euro in die Hand gedrückt, aber vergessen hatte er die Sache nicht. Im Gegenteil. In dem abgeschlossenen Raum mit der schweren Stahltüre lagerten noch Tausende großer Plastikbehälter, und auf jedem stand »Türkisches Olivenöl, kaltgepresst, Made in Turkey«. »Do froochi mi scho, was der Toni damid dud?«, spukte es in Hubertus Sappers Gehirnwindungen herum. »Do kennerd mer ja a Bombgschäfd mid machen! Ob iech do mid eischdeign kennerd?« Er nahm sich vor, mit seinem alten Schulkameraden, Toni Wellein, demnächst ein Gespräch von Mann zu Mann zu führen.
Beerdigung
»Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes«
»Amen«, betete die Trauergemeinde, welche dem Sarg folgte.
»Zum Altar Gottes will ich treten«, fuhr Pater José Ortiz fort.
Johann Geldmacher wurde zu Grabe getragen, nachdem die Kripo Erlangen den Leichnam freigegeben hatte. Gerd Geldmacher, sein Bruder, der mit seiner Familie in Coburg lebte, war der einzige Verwandte, der an der Beerdigung teilnahm. Der Ermordete hatte keine weiteren Verwandten. Enge Freunde oder gute Bekannte sowieso nicht. Er war ein introvertierter Einzelgänger und lebte ausschließlich für seinen Beruf. Seine Eltern waren vor Jahren während einer Urlaubsreise einem tragischen Unfall zum Opfer gefallen, als ihr Fährschiff kurz vor Cebu-Island in einen heftigen Taifun geriet, kenterte und mit Mann und Maus sank. Dennoch war der Friedhof rund um die St. Mauritiuskirche überfüllt wie selten zuvor. Ganz Röttenbach wollte dem sympathischen, fleißigen, beliebten ehemaligen Filialleiter der FORMA die letzte Ehre erweisen. Die letzte Ehre erweisen? Nicht ganz. Achtzig Prozent der angeblich Trauernden waren aus purer Neugierde gekommen.
»Erde zu Erde, Staub zu Staub.«
Der Pater gab der Blaskapelle ein Zeichen.
k ‘ S is Feierobnd, ‘s is Feierobnd, des Tochwerk i-is vollbracht, strebt jeder seiner Hamit zu …
Der Kirchenchor von St. Mauritius legte sich ins Zeug. Frau Sievers-Burmester aus Wolfenbüttel hatte Gerda Wahl nochmals eindeutig ans Herz gelegt zu singen, was auf dem Textblatt steht.
Kommissar Gerald Fuchs und Sandra Millberger standen etwas abseits und hatten einen guten Überblick über die anwesenden Trauergäste. Die beiden verhafteten Tschechen hatten noch immer nicht gestanden und blieben hartnäckig bei ihrer Aussage, nur die Gegend ausspioniert zu haben. Ganz vorne am Grab stand Bürgermeister Ludwig Gast und senkte voll stiller Anteilnahme sein Haupt. Neben ihm standen die Gemeinderäte Danny Eagle, der Bauunternehmer Ploner und der Bauplaner Norbert Eisenmann. Die Sekretärin des Bürgermeisters, Susanne Amon, sowie ihr Bruder, dem der Tote im Breitweiher ins Netz gegangen war, standen gleich daneben. Ebenso der Gemeindekämmerer. Die Mitarbeiter des FORMA-Supermarktes hatten sich etwas separiert. Rosi Bierlein, die Auszubildende, heulte Rotz und Wasser. Selbst der Konkurrent Toni Wellein war mit seiner chinesischen Freundin gekommen. Raphael T. Eberle und sein Schwiegersohn Gustav Haeberle, welche in Röttenbach zu tun hatten und Restarbeiten beaufsichtigten, ließen es sich ebenfalls nicht nehmen, an der Beisetzung teilzunehmen. Gustav Haeberle kaute mal wieder auf seinen Tic Tac herum und rollte mit den Augen. Halbrechts von der Musikkapelle entdeckte der Kommissar seine Tante Kunni, die sich auf ihren Rollator stützte, und ihre Freundin Retta. Dahinter standen Hubertus Sapper und seine Frau Veronika.
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