Karpfen, Glees und Gift im Bauch
unterhielten sich im besten Fränkisch. Die Frauen saßen dabei und hörten zu. Ihre Konversation wollte nicht so richtig zustande kommen, was an den mangelnden Englischkenntnissen von Veronika lag. Dann, plötzlich sprang die Fränkin über ihren eigenen Schatten und legte los:
»Hau ar ju dudäi, Lin Sang?«, begann sie zögerlich. »Du ju also leig the Frangonian Schäuferla, wif Sauergraud? Toni säd du mie, sad in Dscheina ju also häv the borgnaggl. Is säd druu?« Lin Sang sah ihr Gegenüber entgeistert an. Was hatte die Fränkin gesagt? Vor allem, was war das für eine Sprache? Sie hatte kein Wort verstanden.
Dafür richtete Hubertus Sapper enthusiastisch das Wort an seine Frau. »Ja Waggerla, edz ieberraschd mi fei scho! Wu hasdn edz du su berfegd Englisch glernd? Do bisd seggsazwanzg Joahr middera verheired«, wandte er sich an Toni Wellein, »und wassd ned amol dassd an Dransläider dahamm hasd, a Schbraachschenie sozusogn.« Veronika strahlte. Sie erblühte regelrecht und sah sich in ihren Konversationsbemühungen bestätigt. Schon holte sie tief Luft, um mit der begonnen Konversationsinitiative fortzufahren. »«Lin Sang, say amol. Is it se truuf, sät the Dscheiniees biebl leig to iied dogs, and sät säi are rülpsing and furzing djuring lansch änd dinner?” «Bravo Waggerla, su is richdi! Drau di na! Mer muss einfach die inderkuldurelln Underschiede ieberbriggn. Red na weider mid der Lin Sang. Brenggera a weng wos ieber Frangn bei. Wie schee dass bei uns do is. Toni, wos maansd, griegmer an kurzn Viererschafkubf zamm? Deraweil kenna sich die Frauen nu a weng inderkuldurell ausdauschn. Iech frooch amol den Alois und den Danny Eagle obs miedmachn.« Der Gemeindekämmerer und der Gemeinderat Eagle waren nicht abgeneigt. »Gusdav, do gehsd mied, do mussd zuschaua. Do kannsd nuwas lerna. Hobb, auf gehds!« Gustav Haeberle hatte keine Chance, ob er wollte, oder nicht. Alois Holzheimer schleifte ihn mit zum Schafkopftisch. Dem Gustav war‘s auch egal. Er war eh schon wieder im Delirium, nach dem vierten Weizenbier und dem mittlerweile vierten Schnaps. »Brauchd iehr nu an Brunzkardler?«, drängte sich Jupp Hochleitner auf und nahm an der gegenüberliegenden Stirnseite des Tisches Platz. »Wer gibd?«, wollte Danny Eagle wissen. »Immer der, der frächd«, gab Toni Wellein zurück. »Abber erschd brauch mer Kardn und vier Schisserli. Jupp hul amol vom Wird Schisserli und Kardn!« »Iech schloch vor«, meldete sich Hubertus Sapper zu Wort, »mier schbieln an Kurzn. Des Schbiel kosd an Euro. Jeder Laufende an Euro. Schneider, Schwarz aa an Euro und a normals Solo vier Euro. Herz schdichd fimbf Euro.« »Red ned su lang«, mokierte sich Alois Holzheimer, »fang mer endlich oh!« »Her mid die Kardn!«, rief Danny Eagle und begann zu mischen. »Dassd fei gscheid mischd!«, forderte ihn Hubertus Sapper auf. Der Gemeindekämmerer rüttelte Gustav Haeberle wach, der gerade am Einschlafen war. »Do wird fei ned gschlofn! Aufbassn sollsd, dass ders aa lernsd!«
Kunni und Retta saßen am Nachbartisch mit dem Rücken zum Fenster und beobachteten, wie die Männer ihr Kartenspiel begannen. »Dees is mer fei a scheene Baggaasch«, meinte die Retta. Do lichd der arme Geldmacher nu kaane zwaa Schdundn under der Erdn, und seine vermeindlichn Freindli hoggn do, saufn si zamm wie die Besnbinder und schbieln an Schafkubf. Wenns bei mier amol su weid is, Kunni, dann mussd mer fei scho heid verschbrechn, dass suwas bei meiner Leich ned gibd.«
»Geh zu, alde Schlora, du ieberlebsd miech doch um mindesdens zeah Joahr!«
»Dees glaab iech ned.«
Am Schafkopftisch ging es hoch her. »Do gherd die Blau-Sau drauf!«, rief der Toni Wellein und schmierte, weil er trumpffrei war, seinem Partner, Hubertus Sapper, die grüne Ass. »Warum schmiersdn nix, hosd immer nunni gmergd, dass mier zwaa zammghern?«, herrschte Danny Eagle den Gemeindekämmerer an. »Wenni doch nix habb«, rechtfertigte der sich. »Du missesd mol mei Kardn sehgn! Hasd nunni gschnalld, dass die andern zwaa gschdobfd sen wie die Weihnachdsgäns? Goddseidang habbi an Bremser ghabd!« Das Spiel wurde neu gemischt. »Muss vo eich ned endli mol aaner bingln?«, wollte Jupp Hochleitner wissen. »Weiter!«, »Ganz weid weg!«, »Iech hab vo jedn Dorf an Keeder«, bestätigte auch Toni Wellein. »Weiter!« »Mid an Under, gehst ned under«, überlegte Danny Eagle, entschloss sich dann aber ebenfalls zu einem »Weiter!« Die Karten wurden zusammengeschmissen. Die
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