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Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Titel: Karpfen, Glees und Gift im Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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her und mach’s mit mir, mein Tiroler Stier … Dirk Loos traute seinen Ohren nicht. Hieß es da eben nicht k … komm her und mach‘s mit mir, mein Sauerländer Stier…? Wo hatte er zuhause nur seine blauen Pillen hin verramscht? Er konnte sich nicht mehr daran erinnern. k Ich bin so stark, ich bin so wild, ich treib es heiß und eisgekühlt … Die jungen Damen wackelten noch vier Mal mit den Hüften, ließen ihre Busen hüpfen, dass die vier Rentner meinten, die Glocken des Kölner Doms vor sich zu haben, sprangen in die Luft und ließen sich aus einem Meter Höhe in den Spagat fallen. »Auah!«, rief Hanni Müller und überzeugte sich durch einen Griff, dass bei ihm nichts beschädigt war.
    Nun saßen sie am Stammtisch in der Sauerstube und erzählten sich immer wieder gegenseitig von ihren morgendlichen Erlebnissen in der Besenbinderarena . Wastl Schaub schloss kurz die Augen und wollte sich die Erinnerungen an die jungen, strammen Brüste in sein Gedächtnis zurückholen. Aber irgendwie klappte das nicht so richtig. Immer wenn er glaubte, die jungen Körper bildlich vor sich zu sehen, schob sich das Bild seiner Frau Henriette dazwischen, und er musste ständig auf ihre Warze starren, welche auf ihrem vorspringenden Kinn thronte. Drei kräftige, weiße Haare sprossen daraus hervor. Dann fiel sein Blick auf ihren Hängebusen, der weder wippte, noch hüpfte, dafür aber fast bis zum Nabel reichte und traurig hin und her schwang. Die Regung, die er meinte, vormittags in seiner Hose wahrgenommen zu haben, war offensichtlich auch ein Fehlalarm gewesen. Frustriert bat er die Bedienung mit dem dicken Hintern: »Trudl, bring mer nu a Seidla. Iech bin heid gor ned gud drauf!« Dirk Loos dagegen war hochmotiviert und allzeit bereit. Den halben Nachmittag hatte er nach seinen blauen Pillen gesucht. Schließlich hatte er sie in seinem Wäscheschrank, unter der knapp sitzenden Unterhose mit dem Leopardenmuster gefunden. Er hatte sie dabei. Nicht die Unterhose, nein seine blauen Pillen. Nun konnten sie kommen, die Damen von der Prinzengarde. Er würde sie fertig machen. Eine nach der anderen. Roland Sprottenklee schwelgte ebenfalls in längst vergangenen Erinnerungen. Er dachte an die geilen Tattoos und die verschwitzten T-Shirts und Trikots, welche die jungen Damen trugen. Besonders die Große, die mit dem langen, blonden Pferdeschwanz hatte es ihm angetan. Ein süßes Ding. Wie sie ihn immer ansah! Ständig betrachtete sie seinen Hosenstall! Wenn er noch ein paar Jahre jünger gewesen wäre, hätte er ihr schon gezeigt, was für ein Kerl er sein konnte. Aber jetzt! Traurig betrachtete er seinen Hosenschlitz. Vorbei ist vorbei. Hanni Müller schließlich betrachtete seine Enkelin mit ganz anderen Augen. Was ist aus seiner kleinen Kathrin bloß geworden? Er nahm sich vor, mit ihren Eltern mal ein ernsthaftes Wörtchen zu sprechen. »Trudl«, rief er grantig, »breng mer nu a Weizn und a Bordsion Bressagg mid Musigg!«
    Die vier wurden aus ihrer Gedanken gerissen, als sich die Tür zur Gaststube öffnete und der neue Filialleiter der FORMA, Ambrosius Fuchs, mit einer pausbäckigen, etwas wamperten Jugendlichen eintrat. Die vier konnten natürlich nicht wissen, dass Rosi Bierlein ihren neuen Chef um ein vertrauliches Personalgespräch, am besten außerhalb der Geschäftsräume, gebeten hatte. Völlig unerwartet hatte Ambrosius Fuchs sie großzügigerweise zum Schäuferla-Essen in die Gastwirtschaft Sauer eingeladen. Rosi Bierlein wertete dies als ein gutes Zeichen, ging es doch – wie so oft im Leben – ums liebe Geld. Seit dem Tod von Johannes Geldmacher fehlten ihr monatlich zweihundert Euro in ihrer Finanzplanung. Sie wollte mit dem neuen Chef endlich geklärt wissen, wer für den Schaden auf kam. Schließlich war es ja nicht sie, die den Herrn »Diregder« umgebracht hatte.
    Ambrosius Fuchs hatte ebenfalls verstanden, dass Rosi Bierlein reklamierte, sie würde seit dem gewaltsamen Tod von Johann Geldmacher zweihundert Euro weniger in ihrem Geldbeutel sehen. Das konnte nicht sein. Er hatte sich ganz genau bei der Personalabteilung rückversichert. Rosi Bierlein verdiente im Monat nach wie vor vierhundertfünfzig Euro brutto. Nicht mehr und nicht weniger. Das konnte er belegen. Sicher hatte die Auszubildende sich getäuscht. Er sah dem Personalgespräch mit Gelassenheit entgegen und freute sich auf sein knuspriges Schäuferla. Als er und Rosi ihre Bestellungen aufgegeben hatten, entschuldigte er sich bei seiner

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