Karpfen, Glees und Gift im Bauch
Do gibds ned viel zu derzähln. Iehr wissd doch, dass der Hubsi und iech alde Schulkameradn sen. Anscheinds wor der Hubsi ned su gud bei Kassa, und do had’er miech hald gfroochd, ob iech ned a wenig a Ärwerd fier ihn häd, wu er sich nebenbei a boor Euro dazuverdiena kennd.« »Und?«, wollte die Kunni wissen.
»Do hädds scho a Meglichkeid gebn, abber dann isser ja so kurzfrisdich verschdorbn, der arm Deifl.«
»Hasd du gsehgn, ob der Hubsi greene Gnollnblädderbilsn in seim Korb ghabd had?«
»Naa dees hobbi ned gsehgn, abber iech kann mier ned vorschdelln, dass dees der Fall wor. Der Hubsi had doch jedn Bils kennd, also an aner Bilsvergifdung is der ned gschdorbn. Dees muss was anders gwesen sei.«
»Zum Beischbiel?«, hakte die Retta schon wieder nach. »Also edz werds mer fei zu bleed, mid eiera dauerndn Frocherei! Wos solln des?« Toni Wellein reagierte allmählich ärgerlich über die ständige Befragung. »Wollder a Verhör fiehrn, odder wos eikaafn«, wollte er wissen.
»Eikaafn«, bestätigte die Kunni, die bemerkt hatte, dass die Geduld des Filialleiters ausgereizt war. Sie hatte dennoch einige wichtige Informationen erhalten.
»Dann sooch iech der Lin Sang, sie soll aufschberrn und eich schomol neilassn. Dann kennder iehr eich scho a weng umschaua. Iech muss bloß schnell nu dees Audo bargn.«
»Less derna Zeid, Toni”, versuchte Kunni ihn zu beschwichtigen.
»Lin Sang, honey, here are the keys, can you do me a favor, open the supermarket and let these two old bastards in?” «Sure, darling!” Lin Sang stieg aus dem Wagen und stakste auf ihren roten High Heels aus Schlangenleder der Eingangstür des Supermarktes entgegen. Toni Wellein ließ angeberisch den Motor des Ford Mustang aufheulen und jagte mit qualmenden Reifen um die Ecke. Nachdem Lin Sang die Zentralverriegelung der Eingangstür gelöst hatte und die Glaselemente zur Seite gefahren waren, deutete sie den beiden Witwen gegenüber eine leichte Verbeugung an und forderte diese mit einem freundlichen »Please go in« zum Eintreten auf. Retta bedankte sich mit einem »Senk juh«, bevor sie von ihrer Freundin eine kräftige und lautstarke Abreibung bekam. »Du alde, goochherende Henna, warum bisdn du heid morgn gor su bleed? Hasdes woll die ganze Nachd mid dein Undermieder driebn? Hodder der dei bissla Hirn, dees wu du nu ghabd hasd, aa nu gor aus dein Kubf naus gfegld? Wie kannsd denn du dem Dybn soogn, dass die Bolizei den Haeberle hobbs nehma will? Mier ham nu gor ned mid der Mordkommission gred, und du erzählsd scho bridscherbraad, dass der Groddnmolch vo die Bulln gsuchd wird. Dees soll aaner verschdeh! Iech verschdehs ned!« Lin Sang registrierte den verbalen Streit zwischen den beiden Witwen und hielt sich dezent zurück.
»Dees hobbi doch gor ned gsachd, dass der hobbs gnumma wern soll!«, entrüstete sich die Angesprochene energisch. »Sooch amol, wie schbrichsdn du ieberhabd mid mier? Mach doch dein Scheiß allaans und lass mier mei Ruh!« Beleidigt machte sich Retta auf den Weg zu dem Wühltisch mit der Unterwäsche. Kunni Holzmann steuerte auf die Süßwarenabteilung zu und suchte das Fach, in dem die Tic Tac mit Zitronen- und Orangengeschmack standen. Während Retta in Hunderten von roten, schwarzen, blauen, gelben und weißen Damenhöschen herumwühlte und nach ihrer Größe suchte, legte Kunigunde Holzmann je eine Dose Tic Tac mit Zitronen- und Orangengeschmack in ihren Einkaufskorb.
Träume
Der Vollmond hing tief wie ein heller, aufgeblasener Ballon über dem wolkenlosen Nachthimmel der Republik. Viele Menschen litten diese Nacht an Schlaflosigkeit oder hatten die wüstesten Träume. Auch ein paar Röttenbacher wälzten sich unruhig im Schlaf hin und her und warfen sich in ihren Betten mal auf die linke, mal auf die rechte Seite.
Dirk Loos hatte sich ein Müsli aus lauter kleiner blauen Pillen zubereitet, welches er genussvoll löffelte. Sein Namensschild an der Haustüre hatte er ausgewechselt. »Sauerländer Stier« war da jetzt zu lesen. Vor seinem Schlafzimmer hatten sich die jungen Damen der KCR- Garde in einer Reihe aufgestellt und stritten sich darum, welche die Erste sein durfte. Da seine Blase randvoll gefüllt war, wachte er auf. Er musste dringend zur Toilette. Als sein Strahl, wie aus einem C-Schlauch der Freiwilligen Feuerwehr Röttenbach, in die Toilettenschüssel rauschte, rief er schlaftrunken in Richtung der ungeduldig wartenden KCR-Garde: »Mädels, bin gleich wieder da, muss nur noch schnell die
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