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Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Karpfen, Glees und Gift im Bauch

Titel: Karpfen, Glees und Gift im Bauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Rosenzweig
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hatte sie noch hinzugefügt.
    Kunni und Retta hatten sich beraten und kamen überein, dass es nun endlich an der Zeit sei, die Mordkommission über ihre Ermittlungsergebnisse zu informieren. Wenn es stimmte, was sie von Toni Wellein erfahren hatten, würde der Mörder von Johann Geldmacher am Mittwoch wieder nach Röttenbach kommen, um die letzten Restarbeiten am Immer-Frisch-Supermarkt persönlich zu beaufsichtigen. Die Verbindung zu dem Mord an Hubertus Sauer hatten sie zwar noch nicht herausgefunden, aber sie hegten die Hoffnung, dass der Täter, wenn er mal verhaftet war und ins Verhör genommen wurde, auch seine zweite Tat gestehen würde. Seit dem gemeinsamen Frühstück waren sie in der kleinen Küche tätig und bereiteten das Mittagessen vor. Gerald Fuchs und Sandra Millberger hatten ihr Kommen für zwölf Uhr zugesagt. Retta hatte sich das Suppengrün geschnappt, unter laufendem Wasser gereinigt und Petersilie, Sellerie, Lauch, Zwiebeln und Möhren in kleine Stücke geschnitten. Kunni hatte die vier Schäuferle gesalzen, gepfeffert und mit etwas Kümmel bestreut. Außerdem hatte sie nochmals kontrolliert, dass die Schwarte auch wirklich tief genug rautenförmig eingeschnitten war. Schließlich sollte sie durchgängig herrlich knusprig werden. Um halb neun schoben sie den riesigen Bräter, bei hundertsiebzig Grad in den Backofen, nachdem sie die Schäuferle mit etwas Wasser angegossen und Butterflocken auf der Schwarte verteilt hatten. Drei Stunden sollte der Braten, zugedeckt, und bei niedriger Temperatur, leise vor sich hin schmoren. Erst dann würde die Kunni den Bräter aus dem Backofen nehmen, aufgedeckt lassen, das Fleisch mit etwas Bier übergießen, damit der Zuckergehalt darin zu einer knusprigen Kruste verhalf, und den Braten für eine weitere halbe Stunde wieder zurück in den Ofen schieben. Retta hatte inzwischen die Klöße geformt und gab sie zwanzig Minuten vor zwölf Uhr in das gesalzene und leise vor sich hin sprudelnde Wasser. Auch das Sauerkraut dämpfte in einem Topf auf einer der Herdplatten vor sich hin.
    Pünktlich um zwölf Uhr meldete sich die Türglocke. Gerald und Sandra standen mit einem riesigen Blumenstrauß vor der Haustür. Die Hausherrin öffnete. »Grüß Gott, Frau Holzmann, ich freue mich, dass ich Sie auch mal kennenlernen darf. Vielen Dank für die freundliche Einladung«, begrüßte sie Sandra Millberger und drückte ihr einen wunderschönen Strauß Gerbera in die Hand. »Dees häd fei ned sei müssn«, freute sich die Kunni und nahm den Blumenstrauß entgegen. »Und aans woll mer gleich vo Vornrei fesdhaldn, iech bin fei ned die Frau Holzmann, iech bin die Kunni!«
    »Darf ich auch Tante Kunni sagen?«, wollte Sandra Millberger wissen.
    »Vo mier aus! Wenns der besser gfälld, kannsd aa Dande Kunni sogn.«
    »Mmmmh, Tante Kunni, das riecht mal wieder unwiderstehlich gut nach Schäuferla«, begrüßte der Kommissar seine Tante.
    »Na, dann kummd na schnell rei, dees Essn is scho ferdi!«, forderte die Kunni ihre Gäste auf und verschwand im Wohnzimmer, um eine Blumenvase zu holen. Wenig später saßen sie alle am Mittagstisch, jeder ein knuspriges Schäuferla, einen Kloß und eine Portion Sauerkraut auf dem Teller. »Budderwaach!«, kommentierte die Retta, »do wennsd mid der Gabl bloß hiehudzd, fälld dees Fleisch scho allaans vom Knochn. Iech maan, iech nehmer nu a Glees und a weng a Sooß.« »Langd na gscheid zu!«, forderte die Kunni die Runde auf, »sen fei aa nu Glees in der Kichn, und a Sauerkraud hammer aa nu.« »Mmh«, »Legger«, »Die Soße ist ein Gedicht«, »Und erst die Kruste«, »Schbidze«. Während des Essens wurde nicht viel gesprochen. Gerald Fuchs hielt sich seinen vollen Bauch und auch Sandra Millberger öffnete den obersten Knopf ihrer Hose. »Kunni, maansd ned, dass dees Essn gscheid fedd wor?«, wollte Margarethe Bauer wissen. »Ja, ja«, stimmte Gerald Fuchs ein, »das war ordentlich fett!«
    »Iech hul ja scho an Schnabs!«, meinte die Kunni. »Was wolldern, an Willi, an Zwedschgn, an Kirsch odder an Himbeergeisd?«
    »Brobier mer heid amol an Himbi«, schlug die Retta vor. »Einen?«, wollte der Kommissar wissen.
    Nachdem dann ein weiterer Himbeergeist für ein erneutes warmes, wohliges Gefühl in den Mägen der Schäuferla-Esser gesorgt hatte, trugen Sandra, Kunni und die Retta das schmutzige Geschirr ab. »Abgschbüld werd edz ned«, bestimmte die Kunni, »edz werd Dacheles gred! Hoggd eich her, ihr zwaa Griminaler und horchd mer zu!«

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