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Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela

Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela

Titel: Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Dankbar
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worden war, danach von meiner Mutter aus der Badewanne herausgehoben und mit einem warmen, kuscheligen Handtuch von ihr umhüllt wurde. Meist hatten wir zu dritt in der Wanne gesessen, hatten Schiffe versenken gespielt oder waren selbst Kapitäne und Matrosen. Geborgenheit als Kind hat viel mit Gut-Versorgt-Sein zu tun, im Blick der Eltern zu sein, dass sie sich kümmern. Ich glaube, jeder Mensch verbindet bestimmte Situationen, Gerüche und auch Sätze mit Erinnerungen an die eigene Kindheit. Ich hatte das Glück, eine behütete Kindheit zu haben.
    Nach einer kurzen Mahlzeit im Innenhof der Herberge hielt ich ein Mittagsschläfchen. Gu wollte einfach draußen auf der Terrasse sitzen bleiben und der Dinge harren, die da kommen würden. Todmüde kroch ich in meinen Schlafsack und konnte doch nicht einschlafen, meine Beine krampften zu sehr. Die meisten Betten waren mittlerweile besetzt, sodass ich einfach die anderen Pilger ein wenig beobachtete. Nele und Jörg waren hier, ein französisches Ehepaar schlief links neben uns. Ein weiteres Paar - Schweizer, wie sich sehr viel später auf dem Weg herausstellte - lagen rechts von uns. Vor Kopf schliefen ein Mann und eine Frau, die Gu und ich schon oft wahrgenommen hatten und die wir für Skandinavier hielten. Sie sahen zwar überhaupt nicht skandinavisch aus, statt groß, schlank und blond, waren beide dunkelhaarig, von normaler Größe und sportlich-muskulös. Wir hatten sie ab und zu reden hören und eine Wette laufen, aus welchem nordischen Land sie stammten. Ich vermutete Finnland, Gu tippte auf Schweden. Es war immer wieder spannend, anderen Menschen zu begegnen. Hier im Raum lagen bis auf einen einzelnen jungen Mann nur Pilger, die zu zweit unterwegs waren. Bisher hatten wir wenige Pilger getroffen, die allein wanderten. Kurze Zeit später war ich nur noch mit Nele im Raum und so unterhielten wir uns noch ein wenig. Ich sagte ihr, dass ich es schön fände, dass sie wieder unterwegs sei und nicht nach Hause gefahren sei. Wir kamen auf Jörg zu sprechen und auf einmal vertraute mir Nele ihre Geschichte an. Jetzt verstand ich ihre Traurigkeit. Sie hatte ihren Mann im Jahr zuvor an Krebs verloren, nun müsse sie auch noch das gemeinsame Haus aufgeben, da sie es sich allein finanziell nicht mehr leisten könne. Der Weg erschien ihr als Möglichkeit, Abstand zu allem zu bekommen und ihre Trauer besser bewältigen zu können. Jörg in seiner Fröhlichkeit und Lebensfreude täte ihr einfach gut, seine unvoreingenommene Freundschaft würde ihr helfen. Mehr sei da nicht, er sei fest liiert und liebe seine Freundin sehr. Nele und Jörg zeigten mir einmal mehr, das nichts offensichtlich war und sich vieles im Auge des Betrachters anders darstellte, als es in Wirklichkeit eigentlich war.
    Da meine Schmerzen einfach nicht aufhören wollten, schob ich mir die Isomatte als Rolle unter meine Unterschenkel, sodass sie hoch gelagert waren. Schlagartig wurde es besser und langsam dämmerte ich in den Schlaf. Irgendwann wachte ich auf und stellte fest, dass ich mehr als zwei Stunden tief und fest geschlafen hatte. Nachdem ich meine Sandalen angezogen hatte - es ist schon sehr praktisch, wenn die Schlafklamotten gleichzeitig als Sportoutfit durchgehen - machte ich mich auf die Suche nach Gu. Ich fand ihn im sonnigen Innenhof, in angeregtem Gespräch mit Nele, Jörg und einigen anderen, die ich nur vom Sehen her oder noch gar nicht kannte. Die Stimmung war locker, es wurde viel gelacht, eine Flasche Rotwein kreiste in der Runde. Ich fühlte mich in meine früheren Jugendherbergszeiten zurückversetzt, zumal überall im Innenhof Wäsche zum Trocknen verteilt war. Am Tisch saßen auch vier Leute einer Pilgergruppe, die wir schon das eine oder andere Mal überholt hatten, wir hatten sie immer etwas seltsam gefunden. Ständig wartete einer auf den anderen, da die Gruppe sehr inhomogen lief. Dann waren sie überhaupt nicht mehr zu sehen, bis sie unverhofft wieder vor einem auftauchten. Alle trugen nur kleine Rucksäcke. Wie sich herausstellte, wanderten sie nur mit Tagesgepäck von Herberge zu Herberge. Der Rest wurde per Auto befördert. Auch war das Auto immer in ihrer Nähe, sodass sie notfalls ein Stück fahren konnten. Jörg kannte die Truppe, da sie aus der gleichen Stadt wie er kamen. Diese Art des Pilgerns war mir vorher überhaupt nicht bewusst gewesen. Einen sehr netten Eindruck machte Kathrin, eine Deutsche, die mit ihrer Familie in Österreich lebt und dort als Psychologin

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