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Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela

Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela

Titel: Karriere oder Jakobsweg? Wegezeit - Wendezeit. Mein Weg nach Santiago De Compostela Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Dankbar
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wild gelocktes Mädchen, die beiden Erwachsenen, offensichtlich ihre Eltern, sahen aus wie Hippies aus den Siebzigern. Die Kleine hatte sogar einen Minirucksack geschultert und einen Wanderstock in Kleinstausgabe in der Hand. Es war ein anrührendes und erstaunliches Bild, sie blieb die jüngste Pilgerin, die ich unterwegs sah. Später in der Herberge war die Familie das Tagesgespräch.
    Auf der Betonwand war in Deutsch ein Pilgergedicht in großen Lettern niedergeschrieben. Es war wunderschön und ausdrucksstark. Leider kann ich mich nicht mehr genau an den Wortlaut erinnern, aber es ging um unsere einzigartige Welt, die wir von Gott geschenkt bekommen haben und wie wir mit ihr umgehen sollten.
    Durch die Neustadt, in der wir noch einige Vorräte einkauften, wanderten wir über eine Brücke des Río Najerilla in den alten Teil der Stadt. War mir das Gehen bis dahin leicht gefallen, gestaltete sich die letzte Stunde wieder sehr viel schwieriger. War unser Tempo zu hoch? Kurz vor Erreichen der Herberge war es 12.30 Uhr. Wir hatten inklusive der ausgiebigen Frühstückspause für die knapp 31 km nur 6,5 Stunden benötigt. Gu und ich hatten ein relativ schnelles Tempo, andere waren aber durchaus noch schneller unterwegs. Nahmen wir uns zu wenig Zeit für den Weg? Andererseits bin ich nicht der Typ, der langsam durch die Gegend schlendert. Auch zu Hause beim Spaziergang laufe ich mit gutem Tempo, sodass sich selbst Gu manchmal darüber beschwert. Schlendern ist so gar nicht meine Sache.
    Vor der Herberge, die erst um 14 Uhr öffnete, standen schon die ersten Rucksäcke ordentlich aufgereiht in einer Schlange. Wir waren ungefähr an zehnter Stelle, das bedeutete, dass wir später zu den Ersten gehören würden, die die sauber geputzten Duschen aufsuchen konnten. Was für eine Freude! Nach und nach trudelten immer mehr Pilger ein, die Rucksackschlange wuchs. Es wurde gelacht und gescherzt, Erlebnisse wurden ausgetauscht und Tipps verteilt, alles in einem Kauderwelsch von Spanisch, Deutsch, Französisch und Englisch. Wenn nötig, wurde übersetzt. Viele bekannte Gesichter wie Hans-Jakob, Michael, Malin, Jacques und seine anderen französischen Freunde, die ich bisher nicht namentlich kannte, die lange Spanierin, die kleine Japanerin mit dem riesigen Rucksack, der wie ein Koffer aussah, wie auch die ältere spanische Herrenclique tauchten auf. Daneben neue Pilger, deren Ankunft ebenfalls die Zeit vertrieb.
    Gu und ich packten unsere Vorräte aus und nutzten die Wartezeit, um einen kleinen Mittagssnack zu uns zu nehmen. Wie immer schmeckte uns die einfache Mahlzeit aus Schinken, Käse, Tomaten und Brot hervorragend. Andere Pilger taten es uns gleich, einige Männer hatten sich kühles Bier besorgt. Mir gefiel diese heitere, ungezwungene Atmosphäre. Es war schön, so viele Menschen, die alle das gleiche Ziel verfolgten und dennoch unterschiedlicher nicht sein konnten, friedlich versammelt zu sehen. Ein Aufeinandertreffen von Generationen und unterschiedlichen Völkern.
    Endlich wurden wir eingelassen. Die Betten wurden in dieser Großherberge, die relativ neu war und wie ein riesiger Flachbau wirkte, zugewiesen. Die ersten Ankömmlinge bekamen im hinteren, ruhigeren Teil die Betten, darüber freuten wir uns sehr. Als wir an der Reihe waren, fragte Gu höflich auf Spanisch, ob wir nebeneinanderliegende Stockbetten mit zwei oberen Betten nahe bei einem Fenster bekommen könnten. Die beiden Spanier waren sichtlich erfreut, dass ein Deutscher versuchte, seine Bitte in Spanisch zu formulieren, und wir bekamen unseren Wunsch erfüllt. Diese kleinen Annehmlichkeiten bereiteten uns wohliges Behagen. In einem Schlafsaal mit so vielen Menschen einen ruhigen Platz mit frischer Luftzufuhr zu haben, ist entscheidender Luxus. Wenn dann noch der Mann, den man liebt, statt einer wildfremden Person neben einem liegt, ist sowieso alles bestens. Auf meiner ganzen Reise habe ich, wann immer Stockbetten vorhanden waren, im oberen Bett geschlafen. Ich habe es schon als Kind nicht gemocht, meinen Blick begrenzt zu wissen und das Gefühl von Enge zu haben. Irgendwie beschleicht mich leicht die beängstigende Vorstellung, unter etwas begraben zu sein. Im Gegensatz zu mir waren die meisten Pilger froh, wenn sie ein unteres Bett ergattern konnten.
    In der Dusche war ich tatsächlich eine der Ersten. Als ich die sanitären Anlagen sah, war ich erleichtert. Es gab nur zwei Duschen für alle Pilgerinnen, aber immerhin waren die Geschlechter getrennt. Auch

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