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Karte und Gebiet - Houellebecq, M: Karte und Gebiet - La carte et le territoire

Karte und Gebiet - Houellebecq, M: Karte und Gebiet - La carte et le territoire

Titel: Karte und Gebiet - Houellebecq, M: Karte und Gebiet - La carte et le territoire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Houellebecq
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aufgenommen hatte, eine entscheidende Entdeckung
gemacht hätte. Bevor Le Guern in den Polizeidienst eingetreten war, hatte er in
Rennes zwei Jahre an der École des Beaux-Arts Kunst studiert, und in einer
kleinen Kohlezeichnung, die an einer der wenigen freien Stellen zwischen den
Glasschränken hing, erkannte er eine Skizze von Francis Bacon wieder.
Tatsächlich befanden sich vier Kunstwerke in dem Keller, und zwar direkt neben
den vier Winkeln des Raumes. Neben der Skizze von Bacon waren es zwei Plastinate
von Gunther von Hagens – die an sich schon ziemlich widerwärtig waren – und
schließlich ein Gemälde, in dem Le Guern Jed Martins bisher letztes Gemälde Michel Houellebecq, Schriftsteller wiederzuerkennen glaubte.
    Gleich nach ihrer Rückkehr ins
Kommissariat ging Bardèche der Sache in der Datenbank TREIMA nach: Le Guern
hatte in allen Punkten recht. Die beiden Plastinate waren offensichtlich völlig
legal erworben, die Skizze von Bacon dagegen gut zehn Jahre zuvor in einem
Chicagoer Museum gestohlen worden. Die Diebe waren vor ein paar Jahren gefasst
worden, hatten sich aber systematisch geweigert, die Namen ihrer Käufer zu
verraten, was in diesen Kreisen ziemlich selten war. Es war eine Zeichnung von
bescheidenem Format, die Petissaud zu einem Zeitpunkt erworben hatte, da die
Preise für Bacons Werke leicht gesunken waren, und vermutlich hatte er sie
ohnehin für die Hälfte des Marktpreises bekommen, das war in etwa das
Preisverhältnis bei gestohlenen Werken. Für jemanden aus seiner
Einkommensschicht war das eine zwar hohe, aber noch durchaus vorstellbare
Investition. Über die Preise, die Jed Martins Werke inzwischen erreichten, war
Bardèche hingegen völlig verblüfft; selbst zum halben Preis hätte sich der
Chirurg unmöglich ein Gemälde dieser Preislage leisten können.
    Er rief sofort die Zentralstelle zur
Bekämpfung des illegalen Handels mit Kunstgegenständen an, wo sein Anruf
beträchtliche Aufregung auslöste: Es handelte sich ganz einfach um die größte
Affäre, die sie seit fünf Jahren zu bearbeiten hatten. Als sie festgestellt
hatten, dass die Preise für Jed Martins Werke allmählich schwindelerregende
Höhen erreichten, hatten sie damit gerechnet, dass das Gemälde sehr bald auf
dem Markt auftauchen würde, aber zu ihrem großen Erstaunen war das nicht der
Fall gewesen.
    Noch ein Pluspunkt für Le Braouzec,
sagte sich Bardèche: Er verlässt das Haus mit einem Köfferchen im Wert von etwa
hunderttausend Euro und einem Porsche, der kaum mehr wert sein dürfte, und
lässt ein Gemälde zurück, dessen Wert auf zwölf Millionen Euro geschätzt wird.
Ein deutliches Zeichen für sein kopfloses Handeln, sein improvisiertes Vorgehen
und ein rein zufälliges Verbrechen, wie ein guter Anwalt leicht geltend machen
konnte, selbst wenn der Abenteurer ganz offensichtlich nicht gewusst hatte, was
für Schätze er in Reichweite gehabt hatte.
    Eine Viertelstunde später rief der
Leiter der Zentralstelle persönlich an, um ihn herzlich zu beglückwünschen und
ihm die Telefonnummern – Büro- und Handynummer – von Oberkommissar Ferber zu
geben, der im Pariser Kriminaldezernat mit dem Fall beauftragt war.
    Bardèche rief sofort seinen Kollegen
an. Es war kurz nach einundzwanzig Uhr, aber Ferber war noch im Büro und wollte
gerade gehen. Auch er wirkte zutiefst erleichtert über diese Nachricht; er habe
befürchtet, sie würden nie zu einem Ergebnis kommen, sagte er, ein nicht
aufgeklärter Fall sei wie eine alte Wunde, fügte er halb im Scherz hinzu, so
etwas lasse einen nie ganz in Ruhe, aber er nehme an, Bardèche kenne das
selbst.
    Ja, Bardèche kannte das auch; er
versprach ihm, schon am nächsten Morgen einen kurzen Bericht zu senden, ehe er
auflegte.
    Am folgenden Tag erhielt Ferber
gegen Mittag eine E-Mail mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse.
Dr. Petissauds Klinik gehörte zu jenen, die auf seine Anfrage geantwortet
hatten, stellte er nebenbei fest. Sie hatten eingeräumt, einen Laserschneider
zu besitzen, hatten aber behauptet, das Gerät befinde sich noch immer in ihren
Räumen. Er fand den Brief wieder: Er war von Petissaud persönlich
unterzeichnet. Man hätte sich darüber wundern können, dachte er flüchtig, dass
eine Klinik für plastische und rekonstruktive Chirurgie einen Apparat besitzt,
der für Amputationen bestimmt ist; aber andererseits ließ sich dem Namen der Klinik
kein Hinweis auf ihr Fachgebiet entnehmen, und sie hatten Hunderte von
Antworten

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