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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Bessie zu Kopf gestiegen.«
    »Ich kann mir kaum denken, dass …«
    »Sie wollte wieder in die Winterwelt gehen. Ohne dich«, gibt Pippa zu.
    »Ist das wahr?«
    Pippa nimmt meinen Arm. Wir treten vorsichtig über die stöhnenden Ranken, die auf dem Boden kriechen. »Es ist besser, wenn ich mehr bekomme, meinst du nicht? Dann haben sie jemanden, zu dem sie aufschauen können, jemanden, der sie an der Hand nimmt. Sie sind richtige Kinder, glaub mir. Und ich kann sie für dich hüten.«
    Pippa sagt das mit einem Lachen, aber die Bemerkung über Bessie hat in mir die Alarmglocke angeschlagen. »Ja, ist gut. Ich werde ihnen weniger geben«, sage ich zustimmend.
    Pippa küsst mich auf die Stirn. Sie lässt die Beeren, mit denen sie gespielt hat, in ihren Mund fallen, eine, zwei, drei.
    »Solltest du die essen?«, frage ich.
    Pippas Augen glänzen. »Was spielt das noch für eine Rolle? Der Schaden ist angerichtet.«
    Sie steckt die vierte Beere in den Mund und wischt mit dem Handrücken den Saft von ihren Lippen. Dann schiebt sie mit einem huldvollen »Seid gegrüßt, meine Lieben!« den Vorhang zur Seite, genau wie eine Königin, die ihre Untertanen empfängt.
    *
    Wie versprochen gebe ich den Fabrikmädchen gerade genug Magie, damit sie sich herausputzen, in eine reine Haut und feine Kleider schlüpfen können, aber nicht so viel, um eine echte Veränderung herbeizuführen. Diesmal haben sie keine wirkliche Zauberkraft, nur geborgte Illusionen.
    »Scheint heute nicht so gut zu funktionieren«, murrt Bessie. »Warum nur?«
    Ich muss schlucken, aber Pippa ist völlig gelassen. »So ist das eben mit dem Magischen Reich.«
    »Vielleicht ist es, weil wir nicht von Stand sind?«, sagt Mercy.
    »Hier gibt’s keine Stände. Das ist’s, was mir dran gefällt. Und außerdem hat es Miss Ann immer aufgenommen und sie ist nichts Bessres als wir«, sagt Bessie.
    »Bessie, das reicht«, weist Pippa sie zurecht und Bessie schleicht gekränkt zum Kamin. Sie wirft kleine Blumen ins Feuer und beobachtet, wie sie Funken sprühen und verbrennen. »Jetzt kommt, wir wollen uns nicht in den Schmollwinkel verziehen. Ich möchte tanzen!«
    Ich bin nicht in der Stimmung zu tanzen und es widerstrebt mir, den anderen etwas vorzumachen. Stattdessen gehe ich spazieren. Die kühle Luft ist erfrischend, der düstere Himmel wie ein schützendes Dach. Ich wate immer tiefer in den wogenden Nebel hinein, lasse mich von meiner Sehnsucht ziehen. Ich möchte noch einmal meine Hände an den Baum Aller Seelen legen, um mit ihm verbunden zu sein, als seien wir ein einziges Wesen.
    Das Tor öffnet sich diesmal wortlos. Es hat, was es von mir will. Meine Füße sinken in den schwarzen Sand ein. Ein kleines Boot wartet, also steige ich ein und folge dem Fluss ins Herz der Winterwelt. Dieses Mal vermeide ich es, gegen die Strömung anzukämpfen, und mein kleines Boot gleitet leicht über die Stromschnellen, aber die Strecke ist mir unbekannt. Es ist nicht derselbe Kurs, den wir das letzte Mal genommen haben. Panik steigt in mir auf. Wo bin ich? Wie bin ich so vom Weg abgekommen?
    Ein plätscherndes Geräusch zieht meine Aufmerksamkeit auf sich und eine Quellnymphe streift die Seitenwand des Bootes. Sie deutet mit dem Kopf auf eine Höhle am rechten Ufer; dann schwimmt sie darauf zu.
    Wenn sie denkt, sie kann mich ins Verderben locken, dann irrt sie sich. Nötigenfalls werde ich die Magie einsetzen. Getröstet von dem Gedanken wende ich das Boot, paddle ihr nach und lasse mich in den ausgehöhlten Felsen tragen. Stalaktiten hängen über meinem Kopf, riesige Dolche aus Eis. Die Höhle ist von zwei sandigen Uferstreifen gesäumt, die bei Flut verschwinden müssen, denn ich sehe die Hochwassermarkierungen an den Höhlenwänden. Hoch oben auf beiden Seiten läuft ein Sims.
    Die mit Schwimmhäuten durchzogenen Hände der Quellnymphe streicheln meinen Knöchel. Mit einem Schrei schüttle ich sie ab. Ihre farbigen Schuppen bleiben als glitzernder Handabdruck an meiner Haut haften.
    »Du wirst meine Haut nicht kampflos erbeuten«, warne ich und meine Worte hallen in der Leere der Höhle wider.
    Die Nymphe zieht sich zurück und taucht unter die Oberfläche, bis nur noch ihre glänzenden schwarzen Augen und ihr vom Wasser glatt geschliffener kahler Kopf zu sehen sind. Meine Wachsamkeit ist neu geschärft. Auf dem Sims bewegt sich etwas. Die Köpfe grausiger bleicher Wesen zwängen sich durch die Ritzen in den Felsen. Sie haben keine Augen, doch sie schnuppern, während sie

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