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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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verbeißen.
    »Sollen sie doch reden.« Horace zieht seine Weste zurecht, als mache er sich zu einem Duell bereit, um die Familienehre zu verteidigen.
    »Lieber Himmel«, murmle ich.
    Felicitys Seitenblick sagt: Du hast ja keine Ahnung.
    Lady Denby sitzt an einem Tisch und isst Kuchen. Sie sieht missbilligend zu uns her und diese Tatsache entgeht Felicitys Aufmerksamkeit nicht.
    »Wie tapfer Sie sind, Mr Markham«, sagt Felicity und gestattet Horace, sie direkt an Lady Denby vorbei zur Tanzfläche zu fuhren.
    »Ich wage nicht zu hoffen, dass auf Ihrer Karte noch ein Tanz frei ist?«
    Ich drehe mich um und sehe in Simon Middletons lächelndes Gesicht. Mit seiner weißen Krawatte, den Frackschößen und diesem unverschämten Zwinkern in den Augen sieht er besser denn je aus.
    »Ich sollte eigentlich mit einem Mr Whitford tanzen«, sage ich zögernd.
    Simon nickt. »Ah, der alte Whitford. Nicht nur, dass er zum Gehen einen Stock braucht, auch sein Gedächtnis steht auf wackeligen Beinen. Gut möglich, dass er Sie vergessen hat – tut mir leid, das zu sagen –, und wenn nicht, so könnten wir tanzen und wieder zurück sein, bevor er angehumpelt kommt.«
    Ich lache herzlich über seine Schlagfertigkeit. »In diesem Fall nehme ich an.«
    Wir mischen uns unter die anderen Paare. Wir tanzen an Tom vorbei, der entschlossen ist, Eindruck auf seine Partnerin zu machen. »Dr. Smith und ich haben den armen Mann von seinen Wahnvorstellungen geheilt, ich darf allerdings sagen, dass es meinem Einblick in den Fall zu verdanken war …«
    »Ist das wahr?«, sagt seine Tanzpartnerin, die an seinen Lippen hängt, und ich kann kaum der Versuchung widerstehen, ihm Hasenohren wachsen zu lassen.
    Mrs Tuttle ist von der Damentoilette zurück. Sie hat vom Büfett zwei Gläser Limonade mitgebracht. Mit einem Ausdruck schieren Entsetzens auf dem Gesicht sieht sie mich mit Simon tanzen, denn es ist ihre Pflicht, jeden Herrn, der mir den Hof machen könnte, genauestens unter die Lupe zu nehmen. Aber sie wurde ihrer Pflicht entbunden, ob sie es weiß oder nicht. Nein, Mrs Tuttle. Sie möchten dort bleiben, wo Sie sind. Ich bin gut aufgehoben hier in Simons Armen. Ich brauche kein Kindermädchen. Bitte, lassen Sie sich Ihre Limonade schmecken. Blinzelnd und sichtlich verwirrt dreht Mrs Tuttle sich um und trinkt aus beiden Limonadengläsern.
    »Mir scheint, Ihre Anstandsdame schwankt ein bisschen. Trinkt sie?«, fragt Simon.
    »Nur Limonade«, antworte ich.
    Simon schenkt mir ein bezwingendes Lächeln. »Sie kommen mir irgendwie verändert vor.«
    »Tatsächlich?«
    »Mmmm. Ich kann nicht sagen, was es ist. Miss Doyle und ihre Geheimnisse.« Er streift meine Figur mit einem Blick, der viel zu dreist und, wie ich gestehen muss, sehr erregend ist. »Aber Sie sind bezaubernd heute Abend.«
    »Ist Ihre Miss Fairchild auch auf dem Ball?«
    »Oh ja, sie ist hier«, antwortet er und ich brauche keine Magie, um die Wärme in seiner Antwort zu spüren.
    Plötzlich reut es mich, dass ich ihn zurückgewiesen habe. Er ist attraktiv und unterhaltsam. Er fand mich schön. Was, wenn ich nie mehr jemanden wie ihn finde?
    Was, wenn ich ihn wiederhaben könnte?
    »Miss Fairchild ist Amerikanerin. Vermutlich wird sie am Ende der Saison nach Hause fahren wollen«, sage ich und lehne mich ein klein wenig mehr an Simon.
    »Schon möglich, obwohl sie England inzwischen ganz annehmbar findet.« Simons Hand drückt ein bisschen fester gegen meine Wirbelsäule. »Und was haben Sie für Pläne, Miss Doyle? Haben Sie jemand Bestimmten ins Auge gefasst?«
    Ich denke an Kartik und verdränge den Gedanken aus meinem Kopf, bevor er meine Stimmung trüben kann. »Nein, niemanden.«
    Simons Daumen wandert federleicht an meinem Kleid auf und ab. Mein Rücken kribbelt unter seiner Berührung. »Das ist eine willkommene Nachricht«, flüstert er.
    Der Tanz endet und ich entschuldige mich. Ich gehe in die Damentoilette, um meine geröteten Wangen zu kühlen. Kammerzofen stehen bereit, aber ich brauche keine Hilfe. Mit einem Wink meiner Hand bringe ich mein Haar in Ordnung. Ich beschließe, dass ich die Handschuhe, die ich anhabe, nicht mehr mag, und im Handumdrehen verschaffe ich mir ein anderes Paar. Ich blicke in den Spiegel und betrachte wohlgefällig mein Werk.
    »Guten Abend, Miss Doyle.« Ich drehe den Kopf und neben mir steht Lucy Fairchild.
    »Miss Fairchild«, sage ich.
    Sie lächelt mich mit warmer Herzlichkeit an. »Es ist ein herrlicher Ball, nicht wahr? Bestimmt freuen

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