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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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aber es würde nicht funktionieren. Nicht wirklich. Nicht endgültig. Ich würde es immer noch wissen. Ich wende meine ganze Konzentration auf, um die Magie niederzuhalten, aber sie bäumt sich in mir auf wie eine schlafende Schlange. »Sagen Sie mir nur, warum.«
    Er sitzt auf dem Boden, die Arme auf seine angezogenen Knie gestützt. »Amar war alles, was ich auf dieser Welt hatte. Er war ein guter Mensch, Gemma. Ein guter Bruder. Die Vorstellung, dass er für immer in der Winterwelt gefangen ist, verdammt in alle Ewigkeit …« Er schweigt einen Moment. »Und dann hatte ich diese schreckliche Vision, als Fowlson« – er schluckt – »mich folterte. Er hätte mich getötet und in diesem Moment hätte es mir nichts ausgemacht. Miss McChennmine war es, die ihm Einhalt geboten hat. Sie sagte mir, dass ich mit ihrer Hilfe Amar retten könnte. Dass ich Sie retten könnte. Aber sie müsste wissen, was Sie vorhaben. Ihr war klar, dass Sie es ihr nicht sagen würden.«
    »Aus gutem Grund«, fauche ich.
    »Ich habe gedacht, ich könnte Sie beide retten«, sagt er.
    »Ich brauche keinen Retter! Ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann!«
    »Es tut mir leid«, sagt er schlicht. »Menschen machen Fehler, Gemma. Wir tun die falschen Dinge aus guten Gründen und wir tun das Richtige aus schlechten Gründen. Wenn Sie wollen, gehe ich morgen zu Miss McChennmine und sage ihr, dass sie keine Gewalt mehr über mich hat.«
    »Sie wird Ihnen Fowlson auf den Hals hetzen«, erinnere ich ihn.
    Er zuckt die Schultern. »Soll er kommen.«
    »Es ist nicht nötig, zu Miss McChennmine zu gehen«, sage ich und ziehe an einem losen Faden an meinem Rocksaum, bis die Naht sich noch weiter auftrennt. »Dann wird sie wissen, dass ich alles weiß. Und wie auch immer, ich werde Ihnen meine Geheimnisse nicht wieder verraten. Und Sie irren sich. Amar war nicht alles, was Sie auf dieser Welt hatten«, sage ich und blinzle dabei zu den Holzbalken des Bootshauses hinauf. »Sie wollten mir nur kein Vertrauen schenken.«
    Er nickt und steckt den Schlag ein, ohne mit der Wimper zu zucken. Und dann holt er selbst zu einem Schlag aus. »Ich frage mich, ob Sie sich erlauben, irgendjemandem Vertrauen zu schenken.«
    Circes Worte fallen mir ein. Sie werden zu mir zurückkommen, wenn es niemanden mehr gibt, dem Sie vertrauen können.
    »Ich gehe. Ich komme nicht wieder.« Ich stürze aus der Tür und lasse sie mit Wucht gegen die Bootswand knallen.
    Kartik kommt mir nach und ergreift meine Hand. »Gemma«, sagt er. »Sie sind nicht das einzige unglückliche Geschöpf auf der Welt.«
    Die Versuchung, mich an seine Hand zu klammern, ist groß, doch ich erliege ihr nicht. »Darin irren Sie sich.« Ich löse meine Finger aus den seinen, balle sie zur Faust und laufe blindlings zu dem geheimen Tor.
    Als ich auf dem Weg zum Tempel an den Mohnfeldern vorbeikomme, sehe ich dort Neela, Creostus und zwei weitere Zentauren, die mit den Hadschin um den Preis für einen Bund Klatschmohn feilschen.
    »Kommst du, um mit den Hadschin über die Magie zu verhandeln?«, fragt Neela hämisch.
    »Kümmere dich um deine Sachen«, gebe ich im gleichen Ton zurück.
    »Du hast versprochen, uns unseren Anteil zu geben«, sagt sie. Dabei schlüpft sie bis aufs Haar genau in meine Gestalt und wieder zurück in ihre eigene.
    »Ich werde mit euch teilen, wenn die Zeit reif ist«, sage ich. » Falls sie reif ist. Denn wie weiß ich, dass ihr nicht mit den dunklen Geistern der Winterwelt unter einer Decke steckt?«
    Neela zeigt die Zähne und knurrt. »Du beschuldigst uns?«
    Als ich nicht antworte, mischt sich Creostus ein. »Du bist genau wie die anderen.«
    »Verschwindet«, sage ich, aber ich bin es, die sich davonmacht, hinauf auf den Berg zum Brunnen der Ewigkeit.
    Ich lege meine Hände an den Brunnen und starre direkt in Circes bleiches Gesicht.
    »Ich will alles wissen, was Sie mir über den Orden und die Rakschana sagen können. Lassen Sie nichts aus«, fordere ich. »Und dann sollen Sie mir sagen, wie ich diese Magie beherrschen kann.«
    »Was ist geschehen?«, fragt sie.
    »Sie hatten recht. Sie zetteln eine Verschwörung gegen mich an. Sie alle. Ich werde nicht zulassen, dass sie mir die Magie wegnehmen.«
    »Ich bin froh, das zu hören.«
    Ich setze mich auf den Brunnenrand und ziehe die Knie an. Mein Rocksaum treibt auf dem Wasser und erinnert mich an die Blumen, die bei Begräbnissen auf dem Ganges schwimmen. »Ich bin bereit«, sage ich mehr zu mir selbst als zu

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