Kartiks Schicksal
Summe jungen Damen einen Gefallen zu erweisen.«
»Wie bescheiden?«, fragt Felicity.
»Miss Worthington«, sage ich mit einem gezwungenen Lächeln. »Ich bin sicher, Dr. Van Ripple wird uns ein faires Angebot machen. Wir wollen ihn doch nicht beleidigen.«
»Von Beleidigen kann keine Rede sein«, sagt der alte Mann. »Nun, womit könnte ein alter Zauberer zwei so reizenden jungen Damen behilflich sein?«, fragt er und strahlt dabei übers ganze Gesicht.
»Wir wüssten gern, ob Sie uns mehr über Wilhelmina Wyatt erzählen können«, sage ich.
Dr. Van Ripple runzelt die Stirn. »Ich verstehe nicht, wie ich Ihnen diesbezüglich behilflich sein kann.«
»Ich bin sicher, Sie können uns sehr behilflich sein«, schmeichle ich. Ich halte meine Geldbörse hoch und Dr. Van Ripples Lippen kräuseln sich wieder zu einem Lächeln.
Wir einigen uns auf einen Betrag, und obwohl es mehr ist, als ich ausgeben wollte, ist es mir die Sache wert. Dr. Van Ripple steckt die Münzen sofort in die Tasche. Halb erwarte ich, dass er sie zwischen seinen Zähnen auf ihre Echtheit prüft.
»Hatte Miss Wyatt einen Dolch in ihrem Besitz?«, platzt Felicity sehr zu meinem Ärger heraus.
»Nicht dass ich mich erinnere. Und an solch eine Waffe würde man sich garantiert erinnern.« Dr. Van Ripple streicht nachdenklich seinen Bart.
»Sagt Ihnen der Satz: Der Schlüssel zur Wahrheit ist golden irgendetwas?«, frage ich.
Dr. Van Ripple spitzt den Mund und denkt noch angestrengter nach. »Leider nein.«
»Hat sie jemals einen Schlüssel erwähnt – irgendeinen Schlüssel, der für sie von Bedeutung war?«, drängt Felicity.
»Nein, nein«, antwortet der Doktor.
»Hat sie irgendetwas zurückgelassen?«, frage ich, aber meine Hoffnung schwindet zusehends.
»Ein paar von ihren Kleidern waren noch da und die habe ich verkauft. Ich habe nur eines ihrer Besitztümer behalten – die Schiefertafel.«
»Könnten wir sie sehen?«, flehe ich.
Dr. Van Ripple kramt in einem Schrank und kommt mit der Schiefertafel zurück, die ich in meinen Visionen gesehen habe. Meine Aufregung wächst. Die Tafel ist verhältnismäßig groß, ungefähr einen Fuß hoch und ebenso breit, und sie ist auf einer hölzernen Unterlage befestigt. Ich fahre mit den Fingern über die Schreibfläche und fühle die Schriftzeichen, die sich durch den langen Gebrauch allmählich eingekerbt haben.
»Würden Sie uns die Tafel verkaufen?«, frage ich, durch den Erfolg ermutigt.
Er schüttelt den Kopf. »Gott im Himmel. Es sind so viele sentimentale Erinnerungen damit verbunden, dass ich mich wirklich nicht …«
»Wie viel?«, fällt ihm Felicity ins Wort.
»Vielleicht fünf Pfund?«, schlägt er vor.
»Fünf Pfund!« Felicity schnappt nach Luft.
»Vier?«, lenkt er ein.
Es spielt keine Rolle, ob vier oder fünf; wir haben nicht so viel. Oder doch? Ich gebe meiner Geldbörse einen Wink mit der Hand. Ich weiß, ich werde mich später dafür hassen, aber das ist später.
»Hier, mein Herr«, sage ich, öffne mein Portemonnaie und zähle zu Felicitys Überraschung fünf Pfund heraus. Sie nimmt dem Magier die Schiefertafel aus den Händen.
»Dr. Van Ripple«, sage ich, »Sie haben uns erzählt, Wilhelmina sei mit einer Schwester in Kontakt gewesen, einer Freundin, der sie nicht länger vertraute. Sind Sie sicher, dass Sie sich nicht an ihren Namen erinnern?«
Er schüttelt den Kopf. »Wie ich schon sagte, ich wurde ihr nie vorgestellt. Die Dame ließ sich niemals blicken, und soviel ich weiß, hat sie unsere Vorstellungen nie besucht. Ich weiß nur, dass Wilhelmina sie gefürchtet hat, und Mina war alles andere als furchtsam.«
Ein Schauer läuft mir über den Rücken.
»Danke, dass Sie uns Ihre Zeit geschenkt haben, Dr. Van Ripple«, sage ich, als er uns hinausbegleitet. An der Tür fasst er hinter Felicitys Ohr und zieht eine vollendete rote Rose hervor, die er ihr überreicht.
»Wie haben Sie das bloß gemacht?«, frage ich ihn. Ich finde den Trick faszinierend.
»In Wirklichkeit ist es die einfachste Sache von der Welt. Der Trick funktioniert, weil Sie es wollen. Vergessen Sie nicht, meine Liebe, die wichtigste Regel für eine gelungene Illusion: Vor allen Dingen müssen die Leute daran glauben wollen.«
*
»Ich kann’s nicht fassen, dass er dafür fünf Pfund verlangt hat.« Felicity lacht in sich hinein, während wir wieder hinaus auf die Straße schlüpfen.
»Na ja, hoffen wir, dass er sie rasch ausgibt, bevor sie verschwinden«, sage ich.
Im
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