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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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ihrem Busen. Ein Mann steht auf einer Kiste direkt vor dem Gasthaus. Er spricht mit Eindringlichkeit und Überzeugungskraft und hält seine Zuhörer im Bann.
    »Sollen wir für den Ausbeuter vierzehn Stunden am Tag für einen Hungerlohn arbeiten? Wir sollten es machen wie die Mädchen aus den Streichholzfabriken in Bryant und May und unsere Genossen auf den Docks!«
    Gemurmel, zustimmendes und ablehnendes, ist zu hören.
    »Sie werden uns verhungern lassen«, ruft ein hohlwangiger Mann. »Wir werden gar nichts haben.«
    »Wir haben jetzt schon nix – ’s ist das Einzige, von dem ich nicht mehr haben will ! «, ruft eine Frau und alle lachen.
    »Einen Streik! Lasst uns streiken und unsere Genossinnen von der Beardon-Fabrik unterstützen. Nehmen wir uns ein Beispiel an ihrem Mut, Genossen und Genossinnen. Gerechter Lohn, gerechte Arbeitszeit, ein gerechtes London!«
    Beifallsrufe werden laut. Die Menge applaudiert. Der Tumult erregt die Aufmerksamkeit eines Polizisten.
    »Was ist denn hier los?«, fragt er.
    Der Mann steigt von der Kiste herunter und hält dem Polizisten seinen Hut hin. »’n Abend, Inspektor. Wir sammeln für die Armen. Haben Sie vielleicht ’nen Penny übrig?«
    »Ich habe ein Zimmer für dich übrig – in Newgate.«
    »Sie können uns nicht ins Gefängnis werfen, nur weil wir eine Versammlung abhalten«, sagt der Mann.
    »Das Gesetz kann verdammt noch mal machen, was es will!«, sagt der Polizist und droht mit seinem Gummiknüppel. Er treibt die Menge auseinander, aber er kann ihnen ihre Überzeugungen nicht austreiben.
    »’s ist eine Schande«, zetert eine Frau mit einem Baby im Arm. »Ihr seid wohl welche von diesen feinen Damen, die sich zum Vergnügen mal die Slums ansehen wollen, was?«
    »Bestimmt nicht«, erwidert Felicity in einem Ton, der haargenau zu jenen passt, die mit Vergnügen eine Droschke mieten würden, um die Armen anzugaffen.
    »Los, verduftet. Wir sind nicht eure Abendunterhaltung.«
    »Passen Sie auf …«
    Ich nehme Felicity am Arm. »Sei still.«
    Wir biegen um die Ecke und da ist es. Wir haben uns eine Geschichte zurechtgelegt, um eingelassen zu werden, aber die müde Hauswirtin stellt an die Damenbesuche ihrer Mieter lieber keine Fragen. Nach dem Motto: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Sie klopft zweimal an die Tür des Magiers und kündigt uns mit teilnahmsloser Stimme an.
    Dr. Van Ripple sperrt vor Überraschung die Augen auf. Er trägt einen schäbigen Schlafrock über seiner Hose. »Nur herein, nur herein. Du meine Güte, ich habe heute Abend keinen Besuch erwartet.«
    Er schließt die Tür und fordert uns auf, Platz zu nehmen. Ein riesiges Plakat in einem goldenen Rahmen lehnt in der Ecke. Es zeigt einen viel jüngeren Dr. Van Ripple mit einem Turban auf dem Kopf. Seine Finger weisen auf eine Frau, die er offensichtlich in Hypnose versetzt hat. Auf dem Plakat steht: Doktor Theodore Van Ripple, Meisterillusionist! Unglaubliche Zauberkunststücke!
    An einer Wand hängt ein Porträt einer älteren Frau mit dunklem Haar und den gleichen Augen wie Dr. Van Ripple. Wie eine Reliquie hängt ein zu einem Kranz gewundener Zopf aus graubraunem Haar daneben.
    »Meine Mutter«, sagt er, als er meinen Blick bemerkt. »Selbst der beste Illusionist kann den Tod nicht hinters Licht führen.«
    Dr. Van Ripple bietet uns ein verschlissenes, mit einer Wolldecke verhülltes Sofa an. »Welchem Umstand verdanke ich diesen unerwarteten Besuch?«
    »Wir möchten Ihre Hilfe in Anspruch nehmen«, sage ich.
    »Ah. Leider muss ich Sie enttäuschen. Ich bin vor Kurzem als Illusionist in den Ruhestand getreten. Ich habe nichts anzubieten außer alten Tricks eines alten Mannes. Das ist nicht das, was die Leute heutzutage wollen. Sie wollen vulgäre Sensationen«, grollt er. »Wie die Shows von diesem Houdini, der sich aus Ketten und Kasten befreit. Das ist billiges Varietétheater. Zu meiner Zeit bin ich auf den ersten Bühnen von Wien bis St. Petersburg, von Paris bis New York aufgetreten. Aber die Zeit der Zauberei geht nun zu Ende, fürchte ich.« Er holt tief Luft und stößt sie in einem Seufzer wieder aus. »Aber Sie sind nicht gekommen, um sich Geschichten aus den glanzvollen Tagen eines alten Magiers anzuhören, meine Lieben. Und somit wünsche ich Ihnen eine Gute Nacht.«
    »Wir würden natürlich dafür bezahlen«, sage ich.
    Ein Funken von Interesse tritt in Dr. Van Ripples Augen. »Ah. Ja. Nun. Ich könnte mich vielleicht überzeugen lassen, für eine bescheidene

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