Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
Vom Netzwerk:
Liebe.«
    »Wo bist du gewesen? Du musst mich retten«, sagt Felicity energisch und hakt sich fest bei mir unter.
    »Wovor?«
    »Vor Horace Markham«, sagt sie und lacht. Ich werfe einen Blick über ihre Schulter und sehe Horace, der sie verzweifelt sucht. »Die Art, wie er mich anhimmelt«, sagt sie und schneidet ein Gesicht. »Grässlich.«
    Ich lache, froh, in Felicitys Welt zu sein, wo alles, von einem liebeskranken Verehrer bis zum Anprobieren eines Hutes, ein bühnenreifes Drama ist. »Dein Fehler ist, dass du so bezaubernd bist«, necke ich.
    »Na ja«, sagt sie und wirft den Kopf zurück, »das ist nun mal nicht zu ändern, oder?«
    Felicity und ich suchen Zuflucht auf einem Balkon, der die Straße überblickt. Die Kutscher haben die Köpfe zusammengesteckt und leisten einander Gesellschaft. Einer erzählt einen Witz und an der Art, wie die anderen lachen, erkenne ich, dass es ein schlimmer Witz ist. Sie brechen in schallendes Gelächter aus, verstummen aber rasch beim Anblick eines der Gäste. Hüte werden aufgesetzt und Rücken gestrafft, als Lucy Fairchild auf ihre Kutsche zusteuert. Simon hält mit ihr Schritt, aber Lucys Anstandsdame wimmelt ihn ab. Der Kutscher hilft den Frauen beim Einsteigen, der Wagen fährt an und lässt Simon zurück.
    »Wie köstlich!«, ruft Felicity aus. »Ein Skandal! Auf meinem Ball, sans moil Ich bin nicht einmal involviert. Erstaunlich!«
    »Ja, erstaunlicherweise gibt es Ereignisse, die überhaupt nichts mit dir zu tun haben, nicht wahr?«, scherze ich.
    Felicity stemmt die Hände in die Hüften und ein spöttisches Lächeln huscht über ihre Lippen. »Ich wollte dir eine Limonade anbieten, aber jetzt trinke ich sie selbst. Du kannst zusehen, wie sie mir schmeckt, und leiden.«
    Sie schlendert davon und ich lasse die kühle Nachtluft über mich streichen. Unten auf der Straße tröstet Lord Denby seinen Sohn. Sie tauschen Worte, die ich nicht hören kann, und schließlich kehren er und Simon zum Ball zurück.
    Im Vorbeigehen bemerkt mich Lord Denby auf dem Balkon. Er durchbohrt mich mit seinen Blicken und ich werfe ihm eine Kusshand zu.
    *
    Den Tag nach dem Ball, einen Sonntag, verbringe ich zu Hause, bevor ich nach Spence zurückkehre. Die Näherin ist gekommen, um mir das Kleid für mein Debüt anzuprobieren und kleine Änderungen vorzunehmen. Ich stehe in meinem halb fertigen Kleid vor dem Spiegel, während sie hier noch etwas wegnimmt, dort noch eine Spur zugibt. Großmama macht sich wichtig, erteilt der Frau Ratschläge und ereifert sich über jedes Detail. Ich schenke ihr keine Beachtung, denn das Mädchen, das mir aus dem Spiegel entgegenblickt, fängt an, eine Frau zu werden. Ich kann nicht genau sagen, was es ist. Ich weiß nur, dass sie da ist, sich aus mir herausschält wie eine Skulptur aus dem Marmor, und ich bin begierig, sie kennenzulernen.
    »Du siehst aus wie deine Mutter. Ich bin sicher, sie hätte das gerne erlebt«, sagt Großmama und der Moment ist völlig ruiniert.
    Du wirst meine Mutter nie wieder erwähnen, denke ich und schließe meine Augen. Sag mir, wie schön ich aussehe. Sag mir, wie glücklich wir sind. Sag mir, dass ich jemand Besonderes sein werde und dass nur wolkenlose Tage vor uns liegen.
    Als ich die Augen öffne, lächelt Großmama meinem Spiegelbild zu. »Du meine Güte, bist du nicht ein Traum in diesem Kleid?«
    »Ein Bild der Schönheit«, stimmt die Näherin ein. Na also. So ist’s schon besser.
    *
    »Großmama erzählt, dass du zu deinem Debüt das schönste Mädchen in London sein wirst«, sagt Vater, während ich ihm in seinem Arbeitszimmer Gesellschaft leiste. Er stöbert in Schubladen, als suche er nach etwas.
    »Kann ich helfen?«, frage ich.
    »Hmmm? Oh. Nein, Kleines«, antwortet er zerstreut. »Ich mache nur ein wenig Ordnung. Aber ich muss dir eine unangenehme Frage stellen.«
    »Um was geht es?« Ich nehme Platz und Vater auch.
    »Ich habe gehört, Simon Middleton hat sich gestern Abend auf dem Ball ungebührlich vertraut dir gegenüber benommen.« Vaters Augen glitzern.
    »Das hat er nicht«, sage ich mit unterdrücktem Lachen.
    »Ich höre, Miss Fairchild hat ihn abgewiesen«, fügt Vater hinzu und es gibt mir einen kleinen Stich, ein Anflug von Reue, die ich wegschiebe.
    »Vielleicht war Miss Fairchild nicht die Richtige für ihn.«
    »Trotzdem …« Das Weitere geht in einem Hustenanfall unter. Vaters Gesicht ist rot und er ringt eine Minute lang nach Luft, bevor sich sein Atem beruhigt. »Die Londoner Luft. Zu viel

Weitere Kostenlose Bücher