Kartiks Schicksal
verwelkt, als seien sie an ihren Stängeln erdrosselt worden. Alles tot, bis zur letzten Blüte.
Ich eile zur Brombeerhecke und betrete den Pfad, der durch den blauen Wald zur Burg führt.
Huuuh-uuh. Der Laut kommt von ganz nahe. Bessie tritt hinter den Bäumen hervor, ihren Stock drohend erhoben.
»Lass mich vorbei, Bessie. Ich will dir nichts tun. Das weißt du.«
»Du könntest mir nichts tun, selbst wenn du wolltest«, sagt sie verächtlich.
Ich rufe nach Pippa und auch nach Felicity und Ann.
»Siehst du? Sie wollen dich nicht mehr«, knurrt Bessie.
Das Burgtor schwingt auf und Felicity stürzt heraus, gefolgt von Ann, Pippa und den anderen.
»Gemmai Was ist los?«, ruft Felicity.
»Bessie will mich nicht vorbeilassen«, sage ich.
Pippa sieht Bessie mit gespieltem Vorwurf an. »Ist das wahr, Bessie?«
»Wer weiß, wo sie gewesen ist«, sagt Bessie zur Erklärung.
Pippa dreht eine Ringelblume in ihren Fingern. »Stimmt, Gemma. Wenn du nicht zur Rede gestellt werden willst, dann solltest du nicht allein fortlaufen.«
»Ja«, sage ich mit wachsender Besorgnis. Ich fürchte mich jetzt vor ihr und ich frage mich, ob sie es mir anmerkt. »Es ist Zeit, nach Spence zurückzukehren.«
»Aber ich will noch nicht zurück«, klagt Felicity.
»Dann geh nicht. Bleib hier bei mir«, sagt Pippa, als würde sie einen Ferienaufenthalt vorschlagen, und Felicitys Gesicht strahlt vor Glück.
»Ohne Gemma können wir nicht zurück«, sagt Ann bitter.
»Bis morgen«, verspricht Felicity.
»Bis morgen.« Pippa küsst Felicity zärtlich auf die Wange, dann schreitet sie hoheitsvoll zur Burg zurück, begleitet von ihrem Hofstaat. Niemand hilft Wendy.
Wendy tastet sich vorwärts, bis sie meinen Ärmel findet. »Miss? Kann ich nicht mit Ihnen kommen?«
»Tut mir leid, Wendy. Ich kann dich nicht in meine Welt mitnehmen«, sage ich und helfe ihr auf den Weg.
»Ach, Miss. Mir gefällt’s hier nicht. Mir ist in der Nacht so kalt ohne Mr Darcy neben mir. Wenn ich rufe, antwortet mir niemand …«
»Wendy!« Bessie kommt zurück, um die Kleine zu holen. »Nun komm schon. Miss Pippa wartet.« Sie lässt Wendy auf sich zustolpern und springt im letzten Moment zur Seite. »Knapp daneben!« Sie lacht, dann packt sie die Kleine grob am Arm und führt sie zur Burg.
*
»Wohin bist du verschwunden, Gemma? Zu einem Rendezvous mit Circe?«, stichelt Felicity. Sie streift mit dem Finger den Gang entlang, der zu unserem geheimen Tor führt.
»Ja«, sage ich, weil ich es müde bin zu lügen.
»Du bist mir ein feines Früchtchen. Traust Pippa nicht, aber vertraust dieser … dieser Mörderin deiner Mutter!«
»Das verstehst du nicht«, sage ich und trete durch das flimmernde Licht des geheimen Tors in den Ostflügel.
Felicity zerrt mich herum, sodass ich ihr ins Gesicht sehe. »Natürlich nicht. Denn ich bin nur deine Freundin, die dich gernhat.«
»Würdest du mich auch gernhaben, wenn ich keine Magie hätte?«, frage ich.
»Genauso gut könntest du fragen: Würdest du mich mögen, wenn ich nicht ich wäre?‹ Die Magie ist ein Teil von dir und du bist meine Freundin«, sagt sie. Ihre Antwort treibt mir Tränen in die Augen und ich fühle mich schrecklich, weil ich vorhin so hässlich zu ihr war, weil ich ihr meine Sorge wegen Pippa nicht anvertrauen wollte.
»Oh nein!«, sagt Ann plötzlich. Sie fasst sich an die Schultern. »Mein Schal! Er muss hinuntergefallen sein.«
Ohne nachzudenken, streckt sie die Hand aus und die ganze Umgebung ist in Licht gebadet, als das Tor sich für sie öffnet.
»Ann, wie hast du das gemacht?«, fragt Felicity mit kugelrunden Augen.
»Das weiß ich nicht«, antwortet Ann. »Ich wollte nur wieder hinein und da war es.«
»Warte, ich hol dir nur schnell deinen Schal, ja?«, sage ich.
Ann lacht. »Ich kann ihn mir selbst holen.« Sie geht hinein und kommt strahlend mit ihrem Schal zurück. Das Tor schließt sich wieder. »Ist das nicht wundervoll?«
»Geh zur Seite«, befiehlt Felicity. Diesmal legt Felicity mit einem Ausdruck wilder Konzentration ihre Hand an das Tor. Wieder öffnet sich die Pforte ins Magische Reich weit! Felicity grinst übers ganze Gesicht. »Jede von uns kann das Tor öffnen. Wir können kommen und gehen, wann wir wollen.«
Sie hopsen vor Begeisterung auf und ab.
Los, Gemma. Sag: »Ja, es ist wundervoll, dass ihr mich dafür nicht mehr braucht. «
»Es ist spät«, sage ich. »Wir sollten sehen, dass wir ins Haus kommen.«
Ich höre sie hinter mir kichern und albern.
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