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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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anderer verstehen sollen? Ich nehme an, der Tod des Zentauren bedeutet, dass es kein Bündnis geben wird.«
    »Vermutlich nicht«, sage ich und sehe erst jetzt, was für Unannehmlichkeiten auf mich zukommen werden. Ich habe ein Versprechen gegeben, das ich nicht gehalten habe. Dadurch habe ich mir Feinde geschaffen. »Und Sie schwören, dass Sie mit dem Mord an Creostus nichts zu tun hatten?«, frage ich noch einmal.
    »Wie hätte ich das tun können?«, antwortet sie.
    Als ich aus dem Wasservorhang hervortrete, wartet Ascha auf mich. Sie verbeugt sich rasch. »Lady Hope, ich muss mit dir sprechen«, sagt sie drängend.
    »Worum geht es?«
    Ascha führt mich in einen Raum, in dem die Hadschin auf Strohmatten hocken und Mohnkapseln zu Ketten auffädeln. Roter Qualm steigt aus den vielen Kupfertöpfen auf. »Ist es wahr, dass einer der Zentauren ermordet wurde und sie die Hadschin beschuldigen?«
    »Ja«, sage ich. »Er wurde mit einer Mohnblume in der Hand gefunden.«
    »Aber wir hatten mit seiner Ermordung nichts zu tun.« Ascha reibt nervös den Daumen an ihrer Handfläche. »Wir wollten uns an diesen Machenschaften nicht beteiligen. Wir wollen nur in Ruhe gelassen werden und in Sicherheit leben …«
    »Es gibt keine gottverdammte Sicherheit!«, rufe ich. »Wann kapierst du das endlich? Wissen deine Leute überhaupt, dass ich ihnen einen Anteil an der Magie angeboten habe und dass du sie in ihrem Namen abgelehnt hast?«
    Die Hadschin blicken von ihrer Beschäftigung auf.
    »Ascha, ist das wahr?«, fragt ein Mädchen.
    »Es ist nicht unsere Bestimmung. Wir breiten uns nicht über unser Stammesgebiet hinaus aus«, sagt Ascha ruhig. »Das wisst ihr.«
    »Aber wir könnten wenigstens eine Stimme haben«, sagt ein Mann energisch.
    Der Qualm hat sich verzogen. Ascha steht unverhüllt an einem der Räuchertöpfe. »Und würdet ihr diesen Anteil an der Magie dazu benützen, unser Dasein zu verändern? Hier haben wir gelernt, unser Leiden anzunehmen. Wir haben aneinander Trost gefunden. Was wäre, wenn wir plötzlich die Macht hätten, alle hässlichen Wunden zu entfernen? Würden wir immer noch etwas Schönes an uns finden? Jetzt sind wir zumindest eine Kaste.«
    Die Hadschin wägen das Für und Wider ihrer Worte ab. Einige nehmen ihre Arbeit wieder auf und ziehen ihre Kleider über ihre blasenbedeckten Beine, um sie zu verbergen.
    »Es ist so, wie es immer war. Wir wollen an dem Vermächtnis unserer Vorfahren festhalten«, sagt Ascha lächelnd und ich sehe in ihrem Lächeln keine Wärme und keine Weisheit; ich sehe Angst.
    »Du fürchtest, deine Macht über sie zu verlieren«, sage ich kühl.
    »Ich? Ich habe keine Macht.«
    »Nein? Wenn du ihnen die Magie vorenthältst, werden sie nie wissen, was ihnen das Leben bieten könnte.«
    »Ich biete ihnen Sicherheit«, beharrt Ascha.
    »Nein«, sage ich. »Du raubst ihnen nur die Möglichkeit, es auszuprobieren.«
    Eine junge Frau steht unsicher auf und umklammert dabei ihren Rock. »Wir sollten eine Stimme haben, Ascha. Es ist an der Zeit.«
    Ein Funken Zorn blitzt in Aschas Augen. »Wir haben immer so gelebt. Wir werden weiter so leben.«
    Die Frau setzt sich, aber sie verbeugt sich nicht, wie es Sitte ist. In ihren Augen streiten sich Zweifel und Verlangen. Als ihr Rock aufklafft und ihre mit Narben und Blasen bedeckten Beine sichtbar werden, beeilt sie sich nicht, sie zu bedecken.
    Ich schüttle den Kopf. »Die Dinge ändern sich, Ascha. Ob es dir passt oder nicht.«
    *
    Auf dem Rückweg ins Niemandsland geht es in meinem Kopf drunter und drüber. Wer könnte Creostus ermordet haben und warum? Sagt Circe die Wahrheit? Hat Pippa mit den dunklen Geistern der Winterwelt einen Handel geschlossen und wenn, wie mächtig ist sie? Wie bringe ich das Felicity bei? Sie wird mit Recht sagen, ich solle gefälligst vor meiner eigenen Türe kehren, da ich mich wiederholt mit einer Mörderin getroffen habe. Und noch immer habe ich Miss Wyatts kryptische Botschaften nicht entschlüsselt. Oh, ich bin eine hoffnungslose Närrin.
    Nein. Es gibt noch eine Chance, die Dinge ins Lot zu bringen. Eugenia. Ich werde den Dolch finden und sie retten. Ich werde im Magischen Reich und in der Winterwelt Ordnung schaffen und dann … und dann? Darüber zerbreche ich mir ein anderes Mal den Kopf.
    An der Abzweigung zur Brombeerhecke bemerke ich etwas Seltsames. Das Obst der Bäume, die wir am ersten Tag unserer Rückkehr ins Magische Reich neu belebt hatten, ist vertrocknet. Und sämtliche Blumen sind

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