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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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könnten.«
    »Du klingst, als wärst du ohne uns dort gewesen.«
    Das seltsame halbe Lächeln ist wieder da. »Natürlich nicht. Ich würde nicht ohne euch gehen.«
    Ein kalter Windstoß fährt durch die Fenster des Turms. Ein schrecklicher Gedanke beschleicht mich.
    »Was ist mit Mr Darcy geschehen?«, frage ich leise und bin überrascht, wie schnell und unruhig mein Herz schlägt.
    Pippa hält meinen Blick eine ganze Weile fest. »Er war nur ein Kaninchen. Niemand wird ihn vermissen.«
    Gelächter dringt von unten die Treppe herauf. Jemand ruft: »Jetzt komm schon, Pip!«, und Pippa grinst.
    »Meine Untertanen erwarten mich.«
    Sie macht sich an den Abstieg und dreht sich erst um, als sie mich nicht direkt hinter sich hört. »Kommst du nicht?«
    »Nein«, sage ich. »Mir ist nicht nach Tanzen.«
    Pippas Augen nehmen die Farbe der Winterwelt an. »Schade.«
    Als ich den Turm verlasse, sind sie in der Kapelle. Felicity und Pippa sitzen wie Majestäten auf den Thronen. Pippa hält einen Stock wie ein Zepter in einer Hand und trägt das Cape um die Schultern, das ihr Felicity vor einigen Wochen geschenkt hat. Jene glückliche Zeit scheint Jahre zurückzuliegen. Ann befestigt Mercys Schleppe. Mae zieht ihre langen Handschuhe an. Bessie klappt ihren Elfenbeinfächer zusammen. Nur Wendy ist allein, mit Mr Darcys leerem Käfig in den Armen.
    »Jetzt habt ihr endlich die Chance, richtige Damen zu werden, und niemand wird euch sagen, dass ihr nicht zu den Vornehmsten gehört«, ruft Pippa.
    Die Augen der Mädchen leuchten. Pippa trägt stolz ihre Straußenfedern, wie die Debütantin, die sie in unserer Welt nicht sein wird.
    »Miss Bessie Timmons!«, ruft Felicity und die Wände stöhnen. Unter der Illusion breiten sich die Ranken weiter kriechend aus.
    Eine nach der anderen machen die Mädchen Pippa feierlich ihre Aufwartung. Sie knicksen vor ihr und sie nickt gemessen und fordert sie auf, sich wieder zu erheben. Als sie zurücktreten, strahlen ihre Gesichter. Sie glauben aus ganzem Herzen, dass sie nun zu gesellschaftsfähigen Damen geworden sind.
    Und in Pippas beunruhigenden Augen sehe ich, dass sie vorbehaltlos glaubt, sie sei Königin.
    *
    Ich laufe durch die staubigen Gänge des Tempels, haste an einer erschrockenen Ascha vorbei und eile geradewegs zum Brunnen der Ewigkeit. Circe schwebt dort wie jedes Mal, wenn ich hier war.
    Jedes Mal. Ich habe mir nicht klargemacht, wie oft ich hergekommen bin.
    »Der Zentaur Creostus wurde ermordet«, sage ich. »Hatten Sie etwas damit zu tun?«
    »Wie könnte ich das von hier aus bewerkstelligen?«, fragt sie, aber es beruhigt mich nicht.
    »Ich muss wissen, was vor sich geht«, sage ich ein wenig kurzatmig. Die Luft ist feucht und warm. Das Atmen fällt mir schwer. »Sie haben mir versprochen, meine Fragen zu beantworten.«
    »Nein. Ich habe versprochen, Ihnen im Tausch gegen Magie zu helfen, Ihre Zauberkraft zu verstehen.«
    »Ja, die Magie! Warum wollen Sie sie? Wie weiß ich, dass Sie sie nicht dazu benützt haben, einen Aufruhr anzuzetteln? Sie könnten den Brunnen verlassen haben. Sie könnten Creostus ermordet haben. Sie könnten mit der Winterwelt im Bund sein.«
    Das volle Ausmaß dessen, was ich getan habe, kommt mir zu Bewusstsein. Fluchend trete ich gegen die Brunnenwand und ein kleiner Steinbrocken bricht unter meiner Stiefelsohle los.
    Circes Stimme ist wie aus Stahl. »Sie brauchen den Brunnen nicht zu misshandeln. Er hat Ihnen nichts getan. Was ist das Problem? Ist es Eugenia?«
    »N-Nein«, stammle ich. Ich werde ihr nichts mehr über Mrs Spence sagen. Das war ein Fehler. Ich hebe den Steinbrocken auf und drehe ihn zwischen meinen Fingern. »Es geht um Pippa. Sie hat eigene Magie. Ich habe ihr nun schon seit Tagen nichts mehr gegeben, aber vielleicht sind noch Reste davon …«
    »Hören Sie auf, sich selbst zu belügen. Sie wissen, woher sie sie hat. Sie hat einen Pakt mit der Winterwelt geschlossen.«
    Die Wahrheit sickert langsam in mich ein. »Da war ein kleines Kaninchen, das eins der Mädchen zum Spielen hatte«, sage ich leise. »Pippa hat gesagt, es sei verschwunden.«
    »Das nächste Mal wird es kein Kaninchen sein«, warnt Circe. »Aber was ist mit Ihrer erlauchten Eugenia? Dem Baum Aller Seelen? Haben Sie den Dolch schon gefunden?«
    »Noch nicht, aber ich werde ihn finden«, sage ich. »Warum haben Sie sie so sehr gehasst?«
    »Weil«, sagt sie mit großer Mühe. »Sie wollte nicht in ihre eigene Dunkelheit blicken. Wie hätte sie also die Herzen

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