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Kartiks Schicksal

Kartiks Schicksal

Titel: Kartiks Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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Ich gehe unbeirrt weiter in Richtung Spence, halb hoffend, dass sie mir folgen, halb damit rechnend, dass sie es möglicherweise nicht tun werden.

48. Kapitel
    Ich bin ein Nervenbündel. Ich bewege mich den ganzen Tag im Kreis. Creostus wurde ermordet. Das Waldvolk vertraut mir nicht mehr und ich kann ihnen allen ihr Misstrauen nicht verdenken, denn womit hätte ich ihr Vertrauen verdient? Ich sehe Schatten und Gespenster, die nicht da sind. Wilhelmina ist wie durch einen ihrer Zaubertricks verschwunden. Und die Magie und das Magische Reich verändern sich. Das Tor öffnet sich jetzt ohne meine Hilfe und Pippa …
    Pippa. Die Magie hat in ihr Wurzeln geschlagen und entfaltet sich. Und sobald ich versuche, mir meine wachsende Angst vor ihr auszureden, fällt mir Mr Darcy ein.
    Der Schlüssel zur Wahrheit ist golden. Ich wünschte, ich hätte den Schlüssel, denn ich kann nicht mehr klar sehen und brauche die Wahrheit wie nie zuvor.
    Wenigstens einen Fehler kann ich vielleicht wiedergutmachen. Am Abend, als wir mit unseren Aufgaben fertig sind, suche ich Cecily. Ich finde sie in der Bibliothek. Brigid hat sie auf ein Sofa gebettet, mit einem Kissen unter ihrem Knöchel. Cecilys Stimmung ist auf dem absoluten Tiefpunkt – nicht, dass ich es ihr verübeln könnte –, weil sie an unserem Maskenball nicht teilnehmen kann. Und sie ist nicht erfreut, mich zu sehen. Als ich auf sie zugehe, hebt sie ihr illustriertes Modejournal, sodass ich mit dem Bild einer eleganten Frau konfrontiert bin, die ein Kleid nach dem letzten Schrei trägt.
    »Ich habe Stolz und Vorurteil mitgebracht. Ich hab mir gedacht, vielleicht könnte ich dir vorlesen«, biete ich an.
    Cecily durchblättert mit dem Daumen die Illustriertenseiten. »Ich kann schon seit Jahren selbst lesen.«
    »Wie geht es deinem Knöchel?«, frage ich, als ich mich auf den Stuhl neben dem Sofa setze.
    »Er tut weh. Ich werde meine Ballettnummer nicht vorführen können. Ich werde nicht einmal tanzen können. Mein Abend ist ruiniert«, sagt sie weinerlich.
    »Ich hab mir gedacht, vielleicht könntest du an meiner Stelle das Gedicht von William Butler Yeats vortragen.«
    Cecily verengt ihre Augen. »Warum?«
    »Na ja, du bist eine ausgezeichnete Sprecherin, viel besser als ich, und …«
    »Nein, was soll dieses Angebot? Haben Sie ein schlechtes Gewissen, Miss Doyle?« Cecilys Blick ist durchdringend und ich stelle fest, dass ich ihrer Beobachtungsgabe zu wenig Beachtung geschenkt habe.
    »Es ist ein ehrliches Angebot«, sage ich.
    »Lass sehen«, sagt sie schließlich und ich reiche ihr das Gedicht. Sie beginnt sofort laut zu lesen, und als ich sie verlasse, ist sie auf ihrem Krankenbett so ins Auswendiglernen und flüsternde Rezitieren vertieft, dass ich weiß, sie wird der Star des Abends sein.
    Himmel, hilf.
    Ann passt mich auf dem Flur ab. Sie hat ein Exemplar des Periodischen Almanacks in Händen, in dem alle Arten von Veranstaltungen sowie Vermittlungsagenturen und Theater aufgeführt sind.
    »Gemma, schau.« Sie zeigt mir eine Anzeige für das Gaiety-Theater.
     
    DIE VERGNÜGTEN JUNGFRAUEN
    Eine neue und originelle musikalische Komödie.
    Aufführung im Juli.
    Komponiert von Mr Charles Smalls.
    Junge Damen mit gefälligem Äußeren und
    guter Stimme sind aufgefordert,
    sich bei Mr Smalls vorzustellen.
    Zeit: Mittwoch, 29. April,
    zwischen 12.00 Uhr Mittag und 15.00 Uhr.
    Kleine Tanzprobe.
     
    »Erinnerst du dich an Charlie Smalls, den Klavierbegleiter? Ihm hat meine Stimme gefallen«, sagt Ann und beißt sich auf die Unterlippe. »Wenn ich nach London fahren und ihn aufsuchen könnte …«
    »Am neunundzwanzigsten. Das ist morgen«, sage ich.
    »Ich weiß, ich sollte eigentlich nicht fragen«, sagt sie. »Aber ich verspreche, diesmal werde ich nicht kneifen.«
    Ich nicke. »Gut. Wir werden es deichseln. Ich weiß noch nicht wie, aber es wird uns etwas einfallen.«
    *
    Gleich nach dem Abendessen kommt Inspektor Kent, um Mademoiselle LeFarge einen Besuch abzustatten. Es sind nur noch ein paar Wochen bis zu ihrer Hochzeit. Im großen Empfangszimmer unterhält uns der Inspektor mit tollkühnen Geschichten von Scotland Yard. Wir wollen, dass er uns von Jack the Ripper erzählt, aber er lehnt es höflich ab, dieses Thema zu erörtern. Mademoiselle LeFarge sitzt die ganze Zeit daneben, stolzgeschwellt, dass er ihr Mann sein wird. »Bitte, erzählen Sie uns noch eine Geschichte!«, betteln wir.
    »Hm, ich furchte, ich werde Sie um den Schlaf bringen, wenn ich Ihnen die

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