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Karwoche

Karwoche

Titel: Karwoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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gerade woanders bist. Das ist okay. Du bist halt so. Und das ist dein Beruf. Wir versuchen es einfach im Mai noch mal mit Italien.«
    »Ja. Das machen wir. Fährst du morgen wieder rein?«
    »Ich hab mich verabredet. Ist doch okay, oder?«
    »Natürlich.« Wallner drückte sie an sich. »Ich werde an mir arbeiten. Versprochen. Ich werde mich ernsthaft bemühen loszulassen.«
    Sie lächelte und gab ihm einen Kuss. Er zog sie näher zu sich, doch Vera war heute nicht in Stimmung für Sex.
    »Es macht dir doch mehr zu schaffen, als du sagst, oder? Mein Verhalten?«
    »Nein. Es hat nichts mit dir zu tun. Ich bin nur ein bisschen schlecht drauf. Mach dir keine Gedanken, ja?«
    Aber Wallner machte sich Gedanken.

[home]
    Karsamstag
    Kapitel 37
    A m nächsten Tag kehrte er ins Krankenhaus zurück und hoffte, dass die Polizei ihm nicht zuvorgekommen war. Er wusste noch nicht genau, wie er vorgehen sollte. Sie direkt ansprechen? Sich mit ihr verabreden? Oder einfach abwarten, was passierte?
    Der Mann mit dem schütteren Haar, der gestern mit Jennifer Loibl die Klinik verlassen hatte, hieß Dr. René Weber und war Oberarzt in der Neurologie. Er saß mit zwei unscheinbaren Frauen, die vermutlich Assistenzärztinnen waren, sowie Jennifer Loibl am Tisch in der Kantine, hielt gestenreich Vorträge und stocherte dabei in seiner Salatschüssel. Wenn er einen Scherz machte, lachte Jennifer Loibl laut. Weber wandte ihr jedes Mal den Blick zu, um sicherzugehen, dass sie sich amüsierte. Das Mittagessen würde vermutlich noch eine Weile dauern.
     
    Das Stationszimmer war verwaist. Eine Tür führte in ein weiteres Zimmer, ein Bereich, der nur für das Klinikpersonal bestimmt war. Er hatte Webers Handynummer von einer Liste im Stationszimmer abgeschrieben und wählte sie jetzt. Aus einer schwarzen Umhängetasche klingelte es. Das Handy steckte in einem Seitenfach der Tasche. Er ging zur Tür und sah nach, ob sich jemand dem Stationszimmer näherte. Eine Schwester kam den Gang entlang und bog ins Zimmer ein. Dort verharrte sie, dachte kurz nach und verschwand wieder nach draußen. Er beeilte sich, die SIM -Karte aus Webers Telefon zu entfernen und durch eine Prepaid-Karte zu ersetzen. Weber würde zunächst nur bemerken, dass sein Nummernspeicher leer war. Heute Abend, vielleicht auch erst morgen früh würde ihm auffallen, dass ihn niemand anrief. Irgendjemand würde sich beschweren, dass er sich nicht am Handy meldete. Telefonate mit der Telefongesellschaft würden folgen. Die Telefongesellschaft würde Weber mitteilen, dass alles normal funktioniere. Wenn sie ihm auf die Box sprachen, würde ihn das freilich nicht erreichen. Bis Weber auf die abwegige Idee verfiele, dass seine SIM -Karte ausgetauscht worden war, wäre Ostern vorbei. Eilige Schritte näherten sich dem Stationszimmer. Er steckte das Handy in die Tasche zurück und trat zur Tür. In diesem Moment kam die Schwester von vorhin herein.
    »Entschuldigen Sie«, sagte er, »irgendwie ist die Station wie ausgestorben.«
    »Mittags sind die Leute beim Essen. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich wollte Frau Meichsner besuchen.«
    »Oh …«, sagte die Schwester und wurde ein wenig bleicher. »Es tut mir sehr leid. Frau Meichsner ist letzte Nacht … verstorben.«
     
    Wallner passte Jennifer Loibl ab, als sie die Kantine verlassen wollte. Da im Augenblick wenig zu tun war und es nur eine Viertelstunde dauern sollte, erklärte sie sich bereit, einen Kaffee mit Wallner zu trinken. Im Eingangsbereich der Kantine gab es Stehtische und Kaffeeautomaten.
    »Ich habe noch ein paar Fragen zu dem, was an Weihnachten passiert ist.«
    »Ist die Sache nicht abgeschlossen?«
    »Ich habe trotzdem Fragen.«
    »Ich habe alles gesagt, was ich weiß.« Katharina Millruth hatte Jennifer gestern überraschend angerufen und angekündigt, dass sie wahrscheinlich jemand von der Polizei aufsuchen würde. Zwar machte sie das etwas nervös, weil sie nicht gerne log. Andererseits – sie wusste tatsächlich nicht, was in jener Nacht passiert war. Und die Geschichte, auf die sie sich geeinigt hatten, war so simpel, dass sie kein Polizist widerlegen konnte.
    »Wären Sie so nett, es noch einmal zu erzählen. Was an jenem Morgen vorgefallen ist.«
    »Was genau passiert ist, weiß ich ja gar nicht.«
    »Sie sollen mir nur erzählen, was sie selbst erlebt haben.«
    Sie rührte den Kaffee in dem gerillten Plastikbecher um und versuchte, sich zu konzentrieren. »Es fing damit an, dass wir geweckt wurden. Von

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