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Karwoche

Karwoche

Titel: Karwoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Henrys Mutter.«
    »Katharina Millruth?«
    »Ja. Sie hat an die Tür geklopft und gesagt: Zieht euch an und kommt runter. Ich muss euch allen was sagen.«
    »Wann war das?«
    »Viertel nach acht, halb neun.«
    »
Euch
 – das waren Sie und Henry Millruth?«
    »Ja.«
    »Wie lange haben Sie gebraucht, bis Sie unten waren?«
    »Nicht lange. Fünf Minuten. Ich weiß nicht mal, ob wir uns die Zähne geputzt haben. Wir haben uns beeilt. Es klang, als wäre was Furchtbares passiert. War es ja auch.«
    »Sie sind wohin gegangen?«
    »In den Salon. Dort waren schon die anderen. Katharina hat uns dann gesagt, dass Leni tot ist. Und dass sie jetzt die Polizei anrufen würde.«
    »Was war mit Wolfgang Millruth zu dem Zeitpunkt?«
    »Er stand neben ihr. Sie hat aber nicht gesagt, dass er es war. Vielleicht hat sie es selber noch nicht gewusst.«
    »Frau Millruth hat also allen mitgeteilt, dass Leni tot ist. Und dann?«
    »Wir waren natürlich geschockt. Sie hat dann die Polizei angerufen.«
    »Unmittelbar nach der Mitteilung?«
    »Davon geh ich mal aus. Die Polizei war jedenfalls fünfzehn Minuten später da.«
    »Das stimmt nicht«, sagte Wallner.«
    Jennifer Loibl schwieg und bemühte sich, ahnungslos auszusehen.
    »Die Leiche wurde zwischen sieben und halb acht gefunden. Frau Millruth hat aber erst um acht Uhr zweiundvierzig bei der Polizei angerufen. Was ist in der einen Stunde vorgefallen?«
    Jennifer Loibl wirkte verunsichert. »Nein. So lange hat das nicht gedauert. Da war keine Stunde dazwischen. Ehrlich gesagt – ich kann mich heute nicht mehr erinnern, was genau wann passiert ist. Das ist Monate her. Warum rollen Sie die ganze Sache eigentlich wieder auf?«
    Wallner zerknüllte seinen leeren Plastikbecher und warf ihn in einen Papierkorb, der sich neben dem Stehtisch befand. »Sie kennen Hanna Lohwerk. Ich nehme an, Frau Millruth hat Ihnen, als Sie telefoniert haben, gesagt, dass Frau Lohwerk ermordet wurde.«
    »Frau Millruth hat mich nicht angerufen.«
    »Nein?« Wallner suchte ihre Augen, fand sie aber nur den Bruchteil eines Augenblicks, dann wich sie ihm aus. »Sei’s, wie’s mag. Was Sie vielleicht noch nicht wissen: Sofia Popescu ist seit ein paar Tagen spurlos verschwunden.«
    Jennifer Loibl versuchte, möglichst wenig Regung zu zeigen. Doch sah Wallner an ihren Backenmuskeln, dass sie die Kiefer aufeinanderbiss.
    »Ich weiß nicht, was Sie für eine Vereinbarung mit den Millruths haben. Ich bitte Sie aber, Folgendes zu bedenken: Sie wissen mehr, als Sie der Polizei erzählen. Und wer immer sich bis jetzt auf Ihre Verschwiegenheit verlassen hat, könnte irgendwann Zweifel bekommen, ob Sie durchhalten.«
    Wallner durfte für drei Sekunden Jennifer Loibls leuchtend blaue Augen sehen. Drei Sekunden, in denen sie in seinen Augen forschte, wie ernst er es meinte und ob man sich auf ihn verlassen konnte, wenn es hart wurde.
    »Ich muss wieder hoch auf die Station«, sagte sie. Er schob ihr seine Visitenkarte über den Tisch. Sie steckte sie in ihren Kittel und ging zu den Aufzügen. Wallner sah ihr nach.
    Und noch ein Augenpaar verfolgte die hübsche, nachdenklich wirkende Schwester. Jemand, den es nicht verwunderte, dass Wallner Kontakt mit der jungen Frau aufgenommen hatte. Die Körpersprache der beiden verriet zwar, dass Wallner nicht erfahren hatte, was er wissen wollte. Allerdings gab es Anzeichen dafür, dass Jennifer Loibls Widerstand bröckelte. Zügiges Handeln war geboten.

Kapitel 38
    A ls Kreuthner an diesem Morgen in Höhnbichlers Büro trat, erwartete ihn ein unerfreulicher Anblick. Höhnbichler war der Dienststellenleiter der Schutzpolizei und damit Kreuthners oberster Chef in Miesbach. Dass er an einem Samstag ins Büro gekommen war, verhieß nichts Gutes. Er saß hinter seinem Schreibtisch. Neben ihm, mit verschränkten Armen, Mike. Vor dem Schreibtisch hockte Monika Podgorny zusammengekauert auf einem Stuhl, in der Hand ein zusammengeknülltes Papiertaschentuch. Ihre Augen waren gerötet. Als Kreuthner hereinkam, heulte sie kurz auf.
    »Setz dich«, sagte Höhnbichler.
    Kreuthner zog einen Stuhl vom Besprechungstisch heran und setzte sich. Es war einigermaßen klar, was hier verhandelt werden sollte.
    »Die Frau Podgorny steckt in ziemlichen Schwierigkeiten. Weil sie einen Durchsuchungsbeschluss ausgedruckt hat. Ohne Richter.«
    »Geh Monika, was machst denn für G’schichten?«, sagte Kreuthner und war um einen mitfühlenden Tonfall bemüht.
    »Er hat gesagt, es kann nix passieren!«, greinte

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