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Karwoche

Karwoche

Titel: Karwoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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noch amal …« Schartauer war höchst beunruhigt. »Ich soll neunzig Minuten im Seehamer See tauchen? Der hat höchstens drei Grad.«
    »Deswegen kriegst ja den Anzug. Außerdem langt dir die Luft höchstens für a Stund. Wer Angst hat, atmet schneller. Bis dahin musst du die Leich gefunden haben. Oder hast Schiss?«
    »Ich bin bei so was überhaupts net versichert. Was is, wenn was passiert?«
    »Da passiert nix. Ich bin ja dabei.«
    Schartauer machte nicht den Eindruck, als würde ihn das beruhigen.
    »Jetzt fang net ’s Weinen an. Is doch nur für a Stund. A bissl im Wasser umeinandpritscheln. Und wenn mir die Leich entdecken …«, Kreuthner kniff die Augen zusammen, als er Schartauer fixierte, »… dann samma die Kings. Kannst dir des blöde Geschau vom Mike vorstellen? Da werden s’ Augen machen, die Cracks von der Kripo. Wenn der Schartauer und der Kreuthner ermitteln, dass es die Herrn Kriminaler schwindlig wird.«
    Schartauers Miene verriet unverändert Verstörung. »Es is ja net, dass ich net will. Ich mach mir nur Sorgen, weil ich net weiß, was auf mich zukommt.«
    Schrummel nahm Kreuthner zur Seite und flüsterte: »Willst den wirklich runterschicken? Ich tät mir des überlegen. Der hat doch die Hosen voll.«
    »Ich weiß, was ich tu«, flüsterte Kreuthner zurück. »So«, sagte er lauter. »Flossen brauch ma auch.«

Kapitel 45
    D er Plan war einfach: Schartauer sollte nach einem bestimmten Schema den Seegrund absuchen, beginnend nahe der Stelle, an der Lintinger den Dacia gefunden hatte. Kreuthner band seinem Kollegen ein Bergsteigerseil um die Brust, so dass er ihn im Notfall jederzeit an die Oberfläche ziehen konnte. Darüber hinaus sollte Schartauer alle fünf Minuten auftauchen und berichten, was er gesehen hatte und wie es ihm ging.
    »Meinst, der Anzug ist dicht?«, fragte Schartauer, als er am Ufer vor sechs Millionen Kubikmetern eiskalten Wassers stand.
    »Der is am Anfang net dicht. Da läuft erst mal Wasser rein. Aber das erwärmt sich durch die Körpertemperatur.«
    »Da läuft Wasser rein?«
    »Ich sag doch: Das erwärmt sich! Herrschaftszeiten!« Kreuthner gab Schartauer einen Stoß. Der geriet durch das Gewicht der Pressluftflasche ins Torkeln und stürzte in den See, der an dieser Stelle zwar flach war, aber tief genug, um einen auf dem Rücken liegenden Mann vollständig mit Wasser zu bedecken. Schartauer quiekte wie ein Mädchen, stand auf, so schnell er konnte, und fiel abermals ins Wasser. Inzwischen setzte die angekündigte Erwärmung ein, und die Öffnungen des Anzugs wurden durch das Wasser abgedichtet. Kreuthner warf Schartauer die Taucherbrille zu.
    »Reinspucken, auswaschen und aufsetzen. Dann durchs Mundstück normal atmen.«
     
    Kreuthner saß am Ufer des Sees und starrte auf das blau-rote Kunststoffseil in seiner Hand. Es bewegte sich immer wieder. Die Blasen auf der sonst ruhigen Seeoberfläche zeigten Kreuthner die Position des Kollegen an. Immerhin blieb er unten und schwamm hin und her. Fünf Minuten waren noch nicht ganz um, als Schartauer auftauchte und etwas in der Hand hielt. Er warf den Gegenstand zu Kreuthner ans Ufer. Es war eine Damenhandtasche. Kreuthner inspizierte den aufgeweichten Inhalt, fand aber nichts, das auf die Identität der Besitzerin schließen ließ. Also schickte er den jungen Kollegen wieder nach unten, um weiter nach der Leiche zu suchen. Schartauer tauchte drei weitere Male auf, ohne mehr als eine Vielzahl von Schlingpflanzen entdeckt zu haben. Dann tauchte er nicht mehr auf. Nicht nach fünf Minuten, nicht nach sechs und nicht nach acht Minuten. Das Seil zuckte, blieb aber, wo es war. Außerdem fiel Kreuthner auf, dass die Luftblasen stets an der gleichen Stelle aufstiegen. Schartauer bewegte sich unter Wasser offenbar nicht mehr fort. Da Kreuthner nun Bedenken kamen, zog er an dem Seil. Doch so sehr er zog, Schartauer rührte sich nicht von der Stelle. Irgendetwas hatte ihn eingeklemmt oder hinderte ihn auf andere Weise am Auftauchen. Eine halbe Stunde war er bereits unten. Die Luft in seiner Flasche würde für höchstens eine weitere halbe Stunde reichen. Eher weniger, weil viel dafür sprach, dass der Kollege gerade hyperventilierte. Kreuthner wurde heiß unter der Dienstmütze.
    »Du, Nazi, sag amal …«, Kreuthner hatte in seiner Not Schrummel angerufen. »Wie lang braucht ihr mit Ausrüstung bis zum Seehamer See?«
    »Zwanzig Minuten bis a halbe Stund. Warum? Is was passiert?«
    »Kann man noch net genau sagen. Aber er

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