Karwoche
Polizei. Du hast das Plüschlamm Hanna Lohwerk gegeben.«
Sie schwieg.
»Was, glaubst du, beweist dieses Lamm?«
»Keine Ahnung. Wahrscheinlich nichts. Es ist einfach ein Spielzeug.«
»Aber du würdest trotzdem zur Polizei gehen und sagen, sie sollen sich das Ding mal ansehen, oder?«
Sie schüttelte panisch den Kopf. »Nein. Das würde ich nicht machen. Ich fahre heute noch nach Rumänien zurück. Ich hab gar keine Zeit, zur Polizei zu gehen.«
»Verstehe«, sagte er. »Leider hast du mich gerade schon mal angelogen. Ich weiß halt nicht, was ich dir glauben kann.«
»Ich fahr jetzt nach Rumänien zurück, okay? Jetzt sofort.« Sie blickte zu ihrem Wagen auf dem Waldweg. Daneben stand nur der graue Geländewagen. Kein Wanderer kam des Wegs an diesem trüben, kleinen See unter bleigrauem Himmel. Die kahlen Bäume rauschten im Föhn, Äste schlugen aneinander. Am Horizont ein Gehöft. Selbst da zeigte sich weder Bauer noch Tier. Nur das ferne Rauschen der Autobahn zeugte davon, dass noch andere Menschen auf diesem Planeten lebten.
Sie drehte sich um, stolperte über ihre eigenen Füße und trippelte hastig in Richtung ihres Wagens.
Er ging ihr nach. Ihn beschäftigte die Frage, was er mit ihrem Auto machen sollte.
Kapitel 44
K reuthner hatte Schartauer als Zeugen dazugebeten. Er wusste, dass man ihm nur bedingt glauben würde.
»Also«, sagte Mike. »Wo ist die Frau Popescu?«
»Im Seehamer See.«
»Woher wiss’ ma des?«
»Des wiss’ ma von am V-Mann, wo mir jetzt net nennen können. Ihr wisst’s ja, wie des is mit die V-Leut. Sensible G’schicht immer. Na jedenfalls ist der Wagen zu meinem V-Mann gekommen.«
»Wie das?«
»Mei …«
Mike wurde langsam ungeduldig. »Rück endlich mit deiner Information raus oder verschwinde.«
»Mein V-Mann …«, sagte Kreuthner leise und sah sich um, als lauerten in Mikes Büro Spione im Aktenschrank. »Mein V-Mann hat an Brief gekriegt. In dem Brief hat wer behauptet, da tät a stillgelegter Wagen am Seehamer See stehen und den könnt mein V-Mann kostenlos abholen.«
»Deinem V-Mann ist das nicht komisch vorgekommen?«
»Der is jetzt keiner, der wo viel fragt, verstehst? Er is hing’fahren, und dann ist da dieser Dacia rumgestanden. Ohne Kennzeichen. So what? Kommt ja öfter vor.«
»Des is a klassischer Fall von Dereliktion«, brachte sich Schartauer ein.
»Wo hat er denn den Ausdruck her?«
»Er hat a Fortbildung gemacht. Jedenfalls, das Eigentum an dem Wagen ist aufgegeben worden. Und dann kannst ihn auch mitnehmen.«
»Das Auto ist praktisch herrenlos gewesen«, präzisierte Schartauer.
»Warum sollte die Frau Popescu das Eigentum an ihrem Wagen aufgeben?«, fragte Mike.
»Weil sie’s nimmer braucht.«
»Und warum braucht sie’s nimmer?«
»Vielleicht weil sie tot ist?«
»Wenn jemand tot ist, kann er nicht die Nummernschilder abschrauben.«
»Vielleicht hat sie’s vorher gemacht, weil sie gewusst hat, dass sie bald tot ist«, spekulierte Kreuthner.
»Auch dann hat man, glaub ich, Besseres zu tun, als die Nummernschilder von seinem Wagen abzumachen. Aber lassen wir den Quatsch. Wo ist Frau Popescu jetzt?«
»Na, im Seehamer See. Da ist der Wagen gestanden. Folglich kann die Frau net weit sein.«
»Du meinst, sie hat sich in den See gestürzt? Oder ist da ermordet worden?«
»Das liegt doch auf der Hand. Vielleicht war der, wo den Brief geschrieben hat, ihr Mörder.«
Mike quälten mehr als starke Zweifel. Zugegeben, Kreuthner hatte gelegentliche Glückstreffer. Aber darauf konnte er seine Ermittlungen nicht stützen. »Bist du sicher, dass es der Wagen von der Popescu war?«
»Ja logisch. Ich hab den doch erst kontrolliert.«
»Aber wenn keine Nummernschilder mehr dran waren?«
»Das kann man auch ohne Nummernschild erkennen.«
»Ich nehme an, du hast den Wagen beschlagnahmt.«
»Natürlich. Also natürlich
wollt
ich ihn beschlagnahmen. Leider ist das Beweismittel bei der Beschlagnahme vernichtet worden.«
»Wie vernichtet man ein Auto bei der Beschlagnahme?«
»Schrottpresse«, murmelte Kreuthner zerknirscht.
Mike blickte zu Schartauer. »Kannst du bestätigen, dass das der Wagen von Sofia Popescu war?«
Schartauer zuckte mit den Schultern. »Mei …«
Kreuthner sandte einen Blick zur Decke. »Geh, zefix! Du hast den Wagen gesehen. Der war zehn Meter vor dir gestanden.«
»Ja und? Was weiß ich, wem der gehört hat ohne Kennzeichen. Ich bin net amal sicher, ob das a Dacia war. Die sehen doch alle gleich
Weitere Kostenlose Bücher