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Karwoche

Karwoche

Titel: Karwoche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Föhr
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Spitzingsee eingeladen hat, weiß davon nichts. Er hat gar keine Hütte.«
    »Wie gibt’s das denn?«
    »Wir vermuten, dass mit den SIM -Karten fürs Handy getrickst wurde. Das Ganze ist jedenfalls sehr beunruhigend. Um ehrlich zu sein: Wir fürchten, dass Jennifer Loibl die Nächste auf der Liste des Mörders ist.«
    Wallner konnte an Jana Kienlechners Halsadern erkennen, wie heftig ihr Herz schlug.
    »Und jetzt?«
    »Ich brauch dieses Plüschtier. Wir müssen es untersuchen.«
     
    Das Kind hieß Julian, war vier Jahre alt, hatte das Lamm auf den Namen »Osterhasi« getauft und war seit einer Stunde nicht von dem Tier zu trennen. Wallner beschloss, die Verhandlungen anderen zu überlassen. Zuerst versuchte Jana Kienlechner ihr Glück, sprach freundlich auf den Jungen ein und fragte, ob Julian ihr das Lamm nicht geben wolle. Der Knabe schüttelte den Kopf. Die Mutter des Kindes wurde zu Rate gezogen.
    »Schau mal, Julian«, sagte die. »Das haben wir doch ausgemacht, dass das nicht dein Lämmle ist. Die Mammi hat gesagt, dass du mit dem Lämmle spielen darfst. Aber du darfst es nicht mitnehmen. Das haben wir doch gesagt, oder?«
    Julian versuchte vergeblich, sich an eine derartige Abmachung zu erinnern.
    Wallner ging in die Küche und suchte nach Werkzeugen, mit denen man Plüschtiere sezieren konnte. Nach einer Weile hörte er von draußen einen hohen, langgezogenen Ton. Jana Kienlechner kam in die Küche und hatte das Plüschlamm in der Hand.
    Sie legte das Tier vor Wallner auf den Küchentisch. »Ich hoffe, das war es wert.«
    Wallner betrachtete das Lamm. Nichts Auffälliges war daran zu erkennen. Das linke Ohr war eingerissen, eines der Knopfaugen hing ein wenig aus dem Kopf heraus. Das Fell war abgenutzt. Das Tier war seinem kindlichen Besitzer überallhin gefolgt. Doch was sollte es über die Geschehnisse vor zwölf Jahren aussagen?
    Wallner nahm ein scharfes Messer aus dem Messerblock. Am Rücken des Lamms befand sich eine Naht, deren Faden nicht zur Farbe des Fells passte. Offenkundig hatte jemand die Naht einmal aufgetrennt und wieder zugenäht.
    »Sie haben schon nachgesehen, ob was drin ist«, erklärte Jana Kienlechner.
    »Und?«
    »Da war nichts drin. Sie wollten das Teil aber nicht ganz kaputt machen.«
    »Wir sollten das Ding röntgen lassen. Vielleicht ist ja doch irgendwas drin.«
    Wallner musterte die restlichen Nähte. Sie waren in der Farbe des Fells, also anscheinend im Originalzustand. Schließlich drückte er gegen den Hinterkopf des Tieres. Das Lamm nickte, und dabei stellte sich heraus, dass auch der Kopf mit einer nachträglich erneuerten Naht am Körper befestigt war, die mit unregelmäßigen, fast unbeholfenen Stichen ausgeführt worden war. Wallner setzte das Messer an dem Faden an und durchtrennte ihn, so dass er ihn zur Gänze herausziehen konnte. Dem Lamm fiel der Kopf ab. Darin befand sich Holzwolle und ein Hohlraum, in dessen Öffnung Wallner zwei Finger stecken konnte. Nach einigem Tasten stieß er auf etwas. Es war aus Papier oder Pappe, auf der einen Seite rauh, auf der anderen glatt. Vermutlich ein Foto. Es war gebogen, aber zu groß, als dass Wallner es mit zwei Fingern durch die Öffnung hätte ziehen können. Anscheinend war das Foto ursprünglich zusammengerollt durch die Öffnung in den Kopf geschoben worden, wo es sich dann wieder aufgerollt hatte. Jana Kienlechner bot Wallner eine Pinzette, eine Häkelnadel und eine Spaghettizange an. Keines der Instrumente brachte ihn weiter. Das Foto blieb im Kopf.
    »Ich fürchte, uns bleibt nur eine Möglichkeit«, sagte Wallner mit besorgter Miene.
    »Nämlich?«
    »Geflügelschere.«
    Jana Kienlechner nickte stumm und griff in die Schublade unter der Arbeitsfläche. Wallner überlegte, wie er vorgehen wollte, stach schließlich mit einer der beiden Scherenzangen in den Hinterkopf und trennte den Schädel dann mit kräftigen Schnitten von hinten nach vorn bis zur Stirn auf, in der Hoffnung, das Foto dabei nicht zu zerschneiden. Am Ende der Prozedur lag der Kopf aufgeklappt vor Wallner auf dem Küchentisch.
    In diesem Moment kam von hinten ein Aufschrei, der Wallner das Blut in den Adern gefrieren ließ. Das Kind Julian stand in der Küchentür. Nacktes Entsetzen in den Augen starrte es auf Wallner – die Geflügelschere in der Hand und vor sich das zerteilte Lamm. Fast im selben Moment war die Mutter zur Stelle, sah, was Julian sah, hielt dem Kind die Augen zu und zog es weg.
    »Das tut mir leid«, sagte Wallner. »Ich hoffe, es

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