Kaspar - Die Reise nach Feuerland (German Edition)
denk mal ein bisschen positiv«, sagte Niko. »Dort unten gibt es einen Ausgang, und wir werden den richtigen Weg finden.«
»Bist du dir da so sicher, Niko?«, fragte Juana und zog die Augenbrauen hoch.
»Nein.«
»Ich glaube, das Gespräch bringt uns nicht weiter«, warf Sebastian ein. »Und außerdem wird mir das jetzt zu ernst.«
»Welches Thema schlägst du vor, Sebastian?«, fragte Juana.
»Könnt ihr euch noch daran erinnern, wie wir in der Schule einen fliegen gelassen haben?«, kam es von Lars.
»Lars!«, empörte Juana sich laut.
»Den roten Drachen meine ich.« Lars sah sie ernst an. »Was denkst du denn schon wieder?«, fragte er kopfschüttelnd.
Niko lachte laut.
Juana wurde verlegen.
»Ja, das war ein super Tag«, sagte Sebastian, »und als der Drache abstürzte und direkt auf Herrn Titus zusteuerte ...«
Und schon war ein Thema gefunden, das ihnen wieder Freude bereitete.
Sebastian wurde schläfrig und ihm fielen ab und zu die Augenlider nieder. Er nahm an den Gesprächen nicht mehr teil. Ihm gingen andere Gedanken durch den Kopf.
Du musst in die Andere-Welt, daran führt kein Weg vorbei, Sebastian, hatte Nox zu ihm gesagt und jetzt waren sie hier und wussten nicht, wie es mit ihnen weitergehen sollte.
Sebastians Augen fielen zu.
Bis gestern hatte er nicht gewusst, dass die Andere-Welt existierte, und jetzt war er mit seinen Freunden hier und erlebte ein Abenteuer nach dem anderen – obwohl, das Piratenabenteuer schien ja eigentlich in seiner Welt stattgefunden zu haben, ging es Sebastian durch den Kopf. Was sollten sie hier tun? Lag die Antwort irgendwo auf ihrem Weg? Was erwartete der Zauberer Balthasar eigentlich von ihm?
Sebastians Magen schien vor Aufregung zu brodeln, so als hätte er eine ganze Tüte Brause gegessen. Letztendlich legte er sich auf das wärmende Fell und fiel in den Schlaf.
***
»Sebastian«, eine ihm wohl wollende, männliche Stimme erklang laut und bestimmend in seinem Kopf, die ihn Sebastian nannte, so wir er es von ihr verlangt hatte. »Sebastian, hörst du mich? Du und deine Freunde seid in großer Gefahr. Ich habe versucht dich über das Spiegelportal zu erreichen, aber es ist ... die schwarze Magie stört ... Sebastian ... du musst von dort sofort verschwinden. Es gibt nur einen Weg, der aus der Klamm hinausführt.« Die Stimme verblasste und wurde leiser. Schon bald war sie kaum mehr als ein Flüstern. Sebastian kam es so vor, als hätte die Stimme aufgegeben.
Sebastian träumte, dass er vor der Hütte am Bach stand – pechschwarzes Wasser floss bergab. Dann stand er plötzlich mitten im Bach auf festem Grund, schwarzes Wasser umspülte seine Waden.
»Sebastian, Sebastian.« Die Stimme war wieder da und wurde lauter. Klar und deutlich hörte Sebastian sie. »Du und deine Freunde seid in großer Gefahr. Der Dämon Casa'uhl wartet auf euch im Bach«, warnte die Stimme und fuhr flüsternd fort:
»Sebastian, Sebastian, hör mir jetzt gut zu!
Das Wasser ist für euch Tabu.
Wenn ihr geht hinein, dann kann es sein,
das Casa'uhl euch stellt ein Bein
und zieht euch in die Dunkle-Welt hinein!«
Sebastian fror, das Wasser war eiskalt und er war hundemüde. Gerne hätte er sich hingelegt und geschlafen – aber das Wasser war ihm zu kalt. Sebastian blickte hinab. Er stand immer noch auf festem Grund. Dann umspülte ihn eine glitschige Masse. Sie war sehr viel kälter als das schwarze Wasser. Der Boden unter seinen Füßen wurde weich und schlammig. Er hatte große Mühe das rettende Ufer zu erreichen.
»So wird es sein, wenn Casa'uhl tritt ins Wasser hinein«, sagte die Stimme und mit einem Ruck tauchte Sebastian unter Wasser. Er blickte hinauf, das Tageslicht wurde schwächer, als er immer tiefer ins Wasser hinabgezogen wurde. Je tiefer er hinabsank, desto kälter wurde es. Das Tageslicht, das auf der Wasseroberfläche auftraf, wurde dunkler, bis es letztendlich ganz verschwand. Eisige Dunkelheit umgab Sebastian.
»So wird es dir und deinen Freunden ergehen, Sebastian, also hör auf meinen Rat und ...«, die Stimme verschwand und Sebastian schreckt hoch.
***
Kerzengerade saß er vor dem Kamin.
»Was ist mit dir, Sebastian?«, fragte Juana besorgt.
»Alpträume«, kam es von Lars, »das kenne ich.«
»Man, Sebastian, du bist ja blass wie eine Leiche«, stellte Niko fest.
»Also ... das mir ... ich will«, stotterte Sebastian. »Niemand geht mehr in den Bach!«, sagte er mit fester Stimme. »Niemand! Habt ihr mich verstanden?
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