Kaspar - Die Reise nach Feuerland (German Edition)
wandte Niko sich ängstlich an Tofie, der den Zweig vom Gürtel nahm und zum Leuchten brachte.
»Dort unten ist sie«, sagte Tofie.
Sebastian vermutete, dass Juana über das Wurzelwerk am Boden gestolpert war und in das hangähnliche Loch hinabgerutscht sein musste. Sebastian überlegte nicht mehr lange, fasste nach einer mannshohen knorrigen Wurzeln, die verdreht und ineinander verwachsen war, und kletterte zu Juana hinunter. Ihre Beine waren halb mit Erde bedeckt, und sie hatte sich die Hände aufgeschrammt.
»Es tut weh«, sagte Juana.
»Bleib ruhig liegen.«
»Ist ihr etwas passiert?«, rief Shan besorgt, der nun auch hinabkletterte und sich neben Sebastian hinhockte.
»Shan, fang auf«, rief Tofie und ließ den leuchtenden Zweig ins Loch fallen.
Shan hob den Zweig vom Boden auf.
»Da, hinter euch«, sagte Juana, »eine Höhle!«
Sebastian warf einen Blick zurück, über die Schulter.
»Ich habe genug von Höhlen«, sagte er und lugte vorsichtig in den Hohlraum hinein, der sich in einer der gewaltigen Wurzeln des Urzeitgewächses befand.
»Es könnte uns Schutz für die Nacht bieten«, sagte Shan.
»Ja«, bestätigte Sebastian.
»Kommt runter! Hier ist eine Höhle«, rief Shan.
Tofie kletterte voraus. Niko folgte ihm. Lars kam hinterher.
Shan überreichte Tofie den leuchtenden Zweig und befreite dann zusammen mit Sebastian Juanas Beine von der rötlichen Erde. Sie stellten erleichtert fest, dass sie sich nichts gebrochen hatte.
»Die paar Schürfwunden werden schon wieder heilen«, sagte sie tapfer, als Sebastian sich die schweren Verletzungen an ihren Händen betrachtete.
»Eine Wurzelhöhle?«, staunte Niko, als Tofie mit dem Zweig hineinleuchtete. »Krass – ein tolles Plätzchen, wo wir chillen können.«
»Was können?«, fragte Tofie erstaunt. »Wir werden die Nacht über hier bleiben.«
»Das sagte ich doch«, antwortete Niko, »dass wir hier die Nacht abhängen werden.«
»Ach, so«, entgegnete Tofie, »an eure Sprache muss ich mich noch gewöhnen. Ich schaue nach, ob niemand hier wohnt«, sagte er und verschwand.
Wenige Augenblicke später kehrte Tofie zurück.
»Es ist niemand hier. Kommt!«
Sie hatten den Hohlraum in der Wurzel betreten, aus dem ihnen eine feuchte Wärme entgegenschlug. Er hatte den Durchmesser einer etwas größeren Holzhütte.
»Gebt mir eure Zweige«, sagte Tofie.
Er verteilte sie im Raum und brachte sie zum Leuchten.
»Ist doch gemütlich hier«, bemerkte Niko.
»Ja, finde ich auch«, stimmte Lars ihm zu.
»Zeig mir mal deine Hände, Juana. Sieht nicht gut aus«, sagte Tofie. »Ja, das wird gehen«, nickte er.
»Kennst du einen Heilzauber?«, fragte Niko
»Ja«, antwortete Tofie, »aber dann bleibt nur noch eine Prise von meinem Zauberpulver übrig.«
»Verwahr es auf, Tofie. Wir werden es für die Hexen brauchen«, sagte Juana.
»Nein, benutz es!«, fuhr Sebastian dazwischen. »Für die Hexen müssen wir uns dann eben etwas anderes einfallen lassen.«
»Ja, aber ...«, fing Lars an.
»Tu es«, sagte Sebastian an Tofie gewandt. »Bitte«, fügte er hinzu.
»Mit den Wunden kann Juana kein Schwert mehr in den Händen halten«, wandte Niko ein, »also, ich bin auch dafür, dass Tofie sie heilt.«
Tofie begann mit der Zeremonie, die Juanas Hände völlig heilte.
»Boh«, staunte Niko, als er sich Juanas Hände nach der Wunderheilung betrachtete. »Von dem Zauberpülverchen musst du mir unbedingt etwas geben, Tofie. Damit werden wir in unserer Welt reich«, schwärmte er.
»Niko unser Geschäftsmann«, sagte Juana, die an Tofies rechter Seite saß.
Tofie lächelte.
»Ich denke, hier können wir ungefährlich ein Feuer machen und eure Sachen trocknen«, schlug Tofie vor.
»Was?« Sebastian war erstaunt. »Hier drinnen willst du Feuer machen? Wir werden im Qualm ersticken«, sagte er.
»Tofie kennt bestimmt einen Entqualmungszauber«, sagte Niko gelassen.
Tofie nickte zustimmend.
»Na, seht ihr«, sagte Niko.
»Der Wurzelboden wird Feuer fangen«, wandte Lars ein.
Tofie schüttelte den Kopf.
»Seid unbesorgt, Freunde. Tofie hat alles im Griff«, sagte Niko.
»Ich werde etwas Holz besorgen«, schlug Shan vor.
»Sei vorsichtig da draußen«, verabschiedete Juana sich von ihm.
»Werde ich sein«, nickte Shan ihr zu.
»Siehst du, wie sie ihn ansieht, Sebastian«, flüsterte Niko, »also, ich an deiner Stelle würde ...«
»... du bist aber nicht an meiner Stelle«, fuhr Sebastian ihn laut an.
»Okay, Kumpel, ganz wie du meinst. Ich wollte
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