Kaspar - Die Reise nach Feuerland (German Edition)
bekam, stockte ihm für einen Moment der Atem. Die Höhlendecke war nicht mehr zu erkennen; sie bestand nur noch aus einer Vielzahl von Schnappern.
»Wir werden sterben«, jammerte Lars.
»Halt den Mund, Lars und lauf!«, stupste Niko ihn an.
Sebastian hatte die Führung übernommen. Sein Blut hämmerte durch seine Adern, er hörte genau, wie diese Bestien ihnen entlang der dunklen Höhlendecke und der Wände folgten. Er schwenkte nach links in einen kleinen Gang hinein.
»Das ist eine Sackgasse«, rief Tofie.
»Da vorne sehe ich ein Licht«, rief Sebastian zurück und rannte den schmalen Gang entlang.
Tofie folgte, dann kam Juana, Shan, Niko und schließlich Lars.
»Warum muss ich immer der Letzte sein?«, schimpfte Lars.
»Jemand muss ja den Mut haben und das Ende bilden«, sagte Niko.
Der Boden war uneben, und Sebastian stolperte mehr als er lief. Er erreichte den Lichtschein und presste seinen Körper eng an den kühlen, nassen Fels. Das letzte Stück musste er sich hindurchzwängen. Der Ausgang der Höhle lag nur wenige Meter vor Sebastian, und das klare Blau eines Himmels leuchtete ihm entgegen. Schnell kehrte Sebastian zurück.
»Es ist ein wenig eng, aber der Weg führt nach draußen.«
Sebastians Stimme überschlug sich vor Glück.
»Wie soll denn der Dicke da durchpassen?«, höhnte Lars.
»Wer ist hier dick, hmmm?«, schimpfte Niko.
»Ich mein ja nur«, sagte Lars. »Es ist ziemlich eng.«
Das Schaben von horngepanzerten Beinen auf Gestein drang ihnen durch den schmalen Höhlengang entgegen.
»Sie kommen!«, sagte Tofie hektisch. »Los, Juana, hindurch mit dir!«
Juana ging ohne ein Wort zu sagen.
»Los, Lars, jetzt du!«, befahl Sebastian.
»Was wird aus Niko?«, fragte Lars bedrückt.
»Geh schon, Lars! Ich schaffe das schon«, nickte Niko ihm zu.
Shan folgte Lars schnell.
»Los, jetzt du, Niko!«, befahl Tofie.
»Nein, Sebastian oder du zuerst«, sagte Niko. »Wenn ich stecken bleibe, sind wir drei geliefert.«
»Geh!«
»NEIN.«
»Du gehst jetzt sofort!«
»Willst du hier eine Diskussionsrunde einläuten?«
»Eine was?«
»Unwichtig, Tofie. Du oder Sebastian gehen zuerst«, sagte Niko deutlich.
Tofie nahm eine Hand voll Zauberpulver aus dem Beutel.
»Eigentlich wollte ich es ja für die Hexen aufbewahren«, sagte er und schleuderte das Pulver den herannahenden Schnappern entgegen.
»Ilos fuerto exterminat!«, schrie Tofie und das Pulver entzündete sich.
Das Feuer jagte durch den schmalen Höhlengang und verbrannte alle Schnapper, die ihnen in den schmalen Gang gefolgt waren. Verkohlte, eklige, runde Körper fielen von der Decke und den Wänden.
»Wow«, staunte Niko, »also, dann bis gleich, Tofie. Geh jetzt!«
»Es werden neue Schnapper folgen. Beeilt euch!«, warnte Tofie.
»Ja, ich weiß, Tofie – ist mir klar. Also, beeil dich und labere hier nicht dumm herum!«, leierte Niko herunter.
Tofie zwängte sich durch den schmalen Spalt.
»Jetzt du, Sebastian!«, sagte Niko.
Niko folgte Sebastian rasch, doch schon kurz darauf blieb er stecken.
»Verdammt«, brüllte Niko.
»Los, komm endlich!«, rief Sebastian ihm zu.
»Ich glaub, ich muss vorher noch eine Diät einlegen«, schrie Niko.
Das Schaben an den Wänden und der Decke begann wieder von Neuem.
»Mist! Es kommen neue Schnapper«, rief Niko.
»Du musst ihm irgendwie helfen, Sebastian«, rief Lars aufgeregt vom Ausgang in die Höhle hinein.
Sebastian zwängte sich durch den schmalen Spalt, zurück zu Niko und fasste ihn am Kragen.
»Au, au«, stöhnte Niko, »das tut weh.«
»Zieh den Bauch ein!«, befahl Sebastian.
»Was glaubst du, was ich tue?«
Sebastian lugte an Niko vorbei. Die Schnapper kamen immer näher. Langsam und lauernd, so als ob sie wüssten, dass ihre Beute ihnen nicht mehr entkommen würde.
Mit der Kraft der Verzweiflung zog Sebastian an Nikos Leib. Niko bewegte sich ein Stück.
»Gut so«, sagte Sebastian und Wasser tropfte ihm von oben ins Gesicht.
Ein Rinnsal floss über die Wand zu Boden. Eine gewaltige Zange fuhr in den Spalt und versuchte Niko zu greifen. Er konnte ihr nur entkommen, weil er seinen Kopf in den Nacken warf.
»Scheiße, das Mistding hätte mich fast erwischt«, fluchte er.
Sebastian ließ Niko los und griff nach seinem Schwert. Der lange Schwanz eines Schnappers fuhr höllisch schnell in den Spalt hinein, über den Kopf von Niko hinweg. Sebastian spürte den Luftzug im Nacken und sah, wie der giftige Stachel neben ihm in die Höhlenwand
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