Kaspar - Die Reise nach Feuerland (German Edition)

dich ja nur mal darauf aufmerksam machen«, brummte Niko.
    Bewundernd blickte Juana auf das kleine Bild in Tofies Hand.
    »Wer ist das?«, fragte Juana neugierig.
    »Sie ist meine Frau«, antwortete Tofie mit belegter Stimme.
    »Sie hat schöne, lockige Haare und eine glatte Haut und wunderbare, große, blaue Augen«, schwärmte Juana.
    »Ja - in der Tat – das hat sie wirklich«, sagte Tofie ein wenig traurig.
    »Ah, du liebst sie sehr, nicht wahr, Tofie?«
    Juanas Augen wurden groß.
    »Ja – in der Tat – das tue ich, Juana.«
    »Schön, Tofie, jetzt lerne ich endlich die romantische Seite von dir kennen.«
    Tofie lächelte gequält.
    »Wo ist sie? Wir haben sie ja gar nicht kennengelernt?«, fragte Juana nach.
    »Sie ist nicht hier. Sie wartet auf mich«, stotterte Tofie, »und eines Tages werde ich sie wiedersehen und wieder in meinen Armen halten«, nickte er. »Du musst wissen, Juana, unsere Liebe ist für die Ewigkeit bestimmt.«
    »Wie schön?«, schwärmte Juana.
    »Hast du das Bild von ihr gemalt?«, wollte Sebastian wissen und ließ sich links neben Tofie nieder.
    »Ja«, nickte Tofie, »vor langer Zeit.«
    »Sie hat ein schönes Lächeln«, stellte Sebastian fest.
    Tofie wurde immer trauriger.
    »Was hast du Tofie?«, frage Juana.
    »Es ist so«, begann Tofie, »wir waren auf dem Weg nach Aruan, einem kleinen Städtchen im Süden – schön ist es dort, müsst ihr euch irgendwann mal ansehen -, wir wollten uns dort niederlassen ... Kinder kriegen. Wir reisten in einer Karawane, als sie kamen -«
    »Als wer kam?«, hakte Sebastian nach, als Tofie schweigend auf das Bild starrte.
    »- die schwarzmagischen Zauberer. Viele waren es und sie kamen aus dem Nichts und überfielen uns – sie töteten viele -«
    Tofie rann eine Träne die Wange herunter und sie tropfte in seinen Schoß.
    »- ich versuchte einen Abwehrzauber und erwischte den Anführer Drawen. Doch leider erwischte ich ihn nicht richtig. Er erwiderte meinen Abwehrzauber mit einem schwarzmagischem Feuerregen -«
    Tofie senkte den Kopf.
    »- meine Frau starb dabei.«
    Juana legte ihm den Arm auf die kleine Schulter.
    »Das tut mir wirklich von Herzen leid, Tofie«, sagte sie. »Ich hätte dich nicht fragen dürfen.«
    Tofie winkte ab.
    »Es ist schon gut, Juana. Irgendwann werde ich mit meiner Frau wieder zusammen sein«, war Tofie überzeugt.
    »Und da willst du nach Hause gehen, Lars, und die Leute hier ihrem Schicksal überlassen?«, fragte Niko ernst, der das Gespräch belauscht hatte.
    Lars grübelte.
    »Was ist, Lars?«, fragte Niko.
    »Natürlich will ich das nicht«, antwortete Lars mit fester, klarer Stimme.
    Shan kam mit dem Holz zurück und stapelte es zu einer Feuerstelle auf, die Tofie mit einem Zauber entzündete. Tofie, Shan, Lars und Juana saßen um das wärmende Feuer herum. Sebastian und Niko spannten ihre Kleidung auf Holzstücke, die sie in kleine Vertiefungen im Boden steckten, damit das Feuer sie trocknen konnte.
    »Meine Unterhose lass ich aber an«, scherzte Niko, als er sich zu den anderen ans Feuer setzte.
     
    ***
     
    »An so einem schönen, sonnigen Morgen sieht die Welt doch schon wieder viel freundlicher aus«, sagte Niko laut, als er Sebastian folgte und aus dem Loch hinaufkletterte.
    Juana folgte Niko und Lars war wieder einmal der Letzte. Shan und Tofie warteten bereits oben.
    »Ob wir auf dem richtigen Weg sind?«, flüsterte Lars Sebastian zu, als sie etwa eine Stunde unterwegs waren. »Mir kommt es so vor, als ob Tofie die Orientierung verloren hätte.«
    »Ich glaube, Tofie weiß, wo es langgeht«, antwortete Sebastian, doch überzeugend klang er nicht dabei.
    In der Ferne, zwischen den Bäumen hindurch, sah Sebastian ein blaues Licht schimmern, auf das Tofie zusteuerte.
    »Vielleicht ist das ja unser Ziel, Lars«, antwortete Sebastian leise und deutete nach vorn.
    Eine leichte Brise kam auf.
    »Wir sind in Gefahr«, flüsterte Tofie.
    »Wieso flüstert ihr alle? Ich verstehe kein Wort«, sagte Niko.
    »Ich spüre, dass wir in großer Gefahr sind«, wiederholte Tofie.
    »Ist ja nichts Neues«, sagte Niko und gähnte. »Man bin ich noch müde.«
    Doch bevor sie das blaue Licht erreichen konnten, flogen drei Hexen mit ihren Zwergdrachen über ihre Köpfe hinweg.
    »Duckt euch!«, befahl Tofie.
    »Wir wissen, dass ihr irgendwo dort unten seid«, rief eine der Hexen von oben herab. »Gebt uns endlich Sebastian Kaspar Addams!«
    »Was wollen die eigentlich von dir?«, fragte Juana.
    »Ja, das wollte ich dich auch