Kassandra Verschwörung
weiß es nicht. Ich glaube , dass sie in Cliftonville war.«
»Da waren wir letzte Woche.«
Elder nickte. »Sie ist eine begeisterte Kirmesbesucherin. Ich dachte, dass einer von Ihren Leuten sie vielleicht gesehen hat...«
»Wie alt ist sie denn?« In Teds Stimme schwang ein wenig Anteilnahme mit, ab er war immer noch misstrauisch.
»Neunundzwanzig«, erwiderte Elder. Ted wirkte ziemlich überrascht.
»Also keine Jugendliche, die mit der Kirmes durchgebrannt ist«, sagte er mehr zu sich selbst als an Elder gewandt. »Neunundzwanzig, so so. Haben Sie ein Foto von ihr?«
»Nicht dabei, nein. Ich war in Cliftonville, und als ich von Ihrer Kirmes gehört habe, bin ich sofort hergekommen, ohne groß nachzudenken.«
-»Neunundzwanzig... und sie ist eine begeisterte Kirmesbesucherin, sagen Sie?«
»Bedauerlicherweise ist sie... Na ja, sie ist ein bisschen zurückgeblieben , Ted. Sie hatte als Kind einen Unfall...«
Ted hob eine Hand. »Sagen Sie nichts mehr, Mr. Elder. Ich habe verstanden. Ich werde es auf jeden Fall unter unseren Leuten verbreiten. Am besten geben Sie mir eine Beschreibung.«
»Natürlich. Sie ist schlank, eins achtundsiebzig groß.«
»Also ziemlich groß?«
»Ja, ziemlich groß.«
»Weiter.«
»Tja, das Problem ist... Sie könnte sich verkleidet haben. Sie wissen schon, sie könnte ihr Haar gefärbt oder sich eine Perücke besorgt haben. Normalerweise trägt sie ihr Haar kurz, dunkelbraun.«
»Ist eigentlich egal. Eine Frau in ihrem Alter, die an den Fahrgeschäften herumhängt, müsste eigentlich jemandem aufgefallen sein. Bleiben Sie in der Gegend von Brighton, Mr. Elder? Wir sind übrigens nicht die einzige Kirmes, die hier zurzeit gastiert, es gibt auch noch welche in Eastbourne, Guildford, Newbury. Ich werde Ihnen die Namen von ein paar Leuten nennen, an die Sie sich wenden können.«
»Sehr nett von Ihnen, Ted.«
»Einen Moment, ich hol nur ein Blatt Papier.«
Er ging durch den Wohnwagen in einen anderen Raum, vermutlich sein Büro. Elder überlegte, ob er aufstehen solle, entschied sich aber dagegen, da er sich auf diese Weise weiterhin der Anteilnahme Teds versichern konnte. Die Stehen-Sitzen-Psychologie funktionierte nur, wenn die sitzende Person versuchte, auf gleicher »Augenhöhe« zu sein wie die stehende. Doch indem Elder eingestanden hatte, eine »zurückgebliebene« Tochter zu haben, hatte er diesen Anspruch aufgegeben und die Last der Verantwortung auf die Schultern des »stärkeren« Ted gelegt.
Es war die Art Psychotricks, die man in Elders Beruf ganz am Anfang seiner Karriere lernte. Einer von vielen Kniffen seines Gewerbes.
Die Wohnwagentür ging auf, und eine Frau trat ein. Sie schien überrascht, Elder zu sehen. Er hielt sie zunächst für Teds Frau.
»Entschuldigung, ist Ted da?«
»Ich bin hier, Rosa!«, rief Ted und kam aus seinem Büro. Er zeigte mit einem Kugelschreiber auf Elder. »Das ist Mr. Elder. Seine Tochter ist abgehauen. Sie wurde zuletzt in Cliftonville gesehen. Er möchte wissen, ob sie uns vielleicht über den Weg gelaufen ist.«
»Oje«, sagte die Frau und ließ sich auf der Kante des freien Sessels nieder. »Wie heißt sie denn?«
»Diana«, erwiderte Elder.
Ted lachte. »Wie gut, dass auf Rosa Verlass ist, wenn es um die wesentlichen Dinge geht. Ich habe glatt vergessen, Sie nach dem Namen Ihrer Tochter zu fragen. Das ist Gypsy Rose Pellengro, Mr. Elder, die Herrin der Kristallkugel.«
Elder nickte Gypsy Rose zu, und sie lächelte.
»Diana«, wiederholte sie. »Ein schöner Name, Sir. Hat Ihre Frau ihn ausgesucht, oder war es Ihre Wahl?«
Elder lachte. »Ich kann mich, ehrlich gesagt, nicht mehr daran erinnern. Es ist schon ziemlich lange her.«
»Mr. Elders Tochter ist neunundzwanzig«, informierte Ted sie. Er hatte sich an einem Tisch niedergelassen, sich eine Lesebrille aufgesetzt und kritzelte mit seinem Stift etwas auf ein Blatt Briefpapier.
»Neunundzwanzig?«, fragte Gypsy Rose. »Ich dachte, sie wäre...«
»Ich auch«, stellte Ted klar. »So kann man sich irren, Rosa. Sie müssen verstehen, Mr. Elder, wir bekommen ständig Besuch von unglücklichen Eltern. Wirklich, alle naselang. Ihre Kinder sind verschwunden, und sie versuchen verzweifelt, sie wiederzufinden. Eine Frau... oben aus Watford, glaube ich... hat mich sechs oder sieben Jahre lang aufgesucht. Wirklich traurig, sich so an einen Strohhalm zu klammern.«
»Ja, traurig«, wiederholte Gypsy Rose.
»Diana ist groß und schlank«, informierte Ted Gypsy Rose, »und
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