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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: I Rankin
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Typ.
    Die beiden machten den Eindruck, als würden sie schon seit Jahren gemeinsam Verhöre durchführen. Sie wirkten selbstsicher und erfolgreich – wie ein eingespieltes Team.
    »Wehe, er kriegt einen Kratzer ab«, hatte Doyle schließlich gesagt und eine Hand in die Hosentasche geschoben, »und wehe, Sie wagen es, auch nur in den Sitzbezug zu furzen...« Er hielt die Schlüssel einen Moment in die Luft, sodass Elder nicht drankam.
    »Verstanden«, hatte Elder erwidert. »Bevor ich ihn zurückgebe, lasse ich ihn komplett reinigen.«
    Doyle hatte leise entgegnet: »Bringen Sie ihn einfach nur zurück.«
    Elder hatte genickt. »Mach ich.« Dann hatte er die Hand ausgestreckt und sich die Schlüssel geschnappt.
    In Cliftonville gab es sowieso nichts mehr für ihn zu tun. Der Brief war bereits im Labor der Spurensicherung. Das Papier und der Umschlag würden analysiert werden, da beides nicht vom Barkeeper stammte, sondern von der Hexe. Manchmal verriet einem ein Stück Papier eine Menge: die verwendete Marke, die Chargennummer, wann es hergestellt und wo es gelagert worden war. Das Gleiche galt für die Faseranalyse. Sie würden den Umschlag für den Fall, dass sich in ihm eine Faser oder Sonstiges befand, das ihnen irgendetwas über die Hexe verraten könnte, mit chirurgischer Präzision auseinandernehmen.
    Joe, der Barkeeper, war keine große Hilfe gewesen. Und bisher hatte niemand, mit dem sie sprachen, in der betreffenden Sonntagnacht etwas gesehen oder gehört. Was jetzt noch anstand, war Kleinarbeit und Sache der örtlichen Polizei. Die Zeit drängte. Sie mussten zurück nach London. Der Gipfel würde am Dienstag beginnen; bis dahin war kaum Zeit, die Sicherheitsmaßnahmen noch einmal zu überprüfen. Einige der Delegationen waren bereits eingetroffen. Die meisten würden im Lauf des Wochenendes eintrudeln. Die letzte Delegation, die man erwartete, die Amerikaner, würde am Montagmorgen landen. Dreißig Geheimdienstler waren zum Schutz des Präsidenten abgestellt. Doch vor einer von einer Heckenschützin abgefeuerten einzelnen Kugel konnten sie ihn nicht bewahren, genauso wenig wie vor einer gut platzierten Bombe oder den meisten der sonstigen Tricks, die die Hexe in ihrem Repertoire hatte.
    Elder, der in einer sich langsam fortbewegenden Autoschlange steckte, beugte sich vor, um sich besser am Rücken an der Stelle kratzen zu können, an der es ihn immer juckte. Er hatte dieses Jucken schon lange. In Wales hatte es ihm nicht sonderlich zu schaffen gemacht, jedenfalls nicht oft, doch jetzt war es wieder da. Es musste etwas mit dem Stau zu tun haben. Na ja, wenigstens war es nur der Stau, log er sich in die Tasche.
    Schließlich erreichte er die Außenbezirke von Brighton. Er kannte die Stadt gut, er hatte mal eine Freundin in der Gegend gehabt, westlich der Stadt in Portslade, gleich hinter Hove. Sie war Mitinhaberin einer Tierarztpraxis gewesen. Er erinnerte sich, dass man von ihrem Schlafzimmer aus aufs Meer hatte blicken können. Vor langer Zeit... Es fiel ihm schwer, Freundschaften zu schließen und noch schwerer, sie aufrechtzuhalten. Sein Fehler, nicht der der anderen. Er war ein nachlässiger Briefeschreiber, vergaß Dinge wie Geburtstage und empfand Freundschaften mitunter als eine Last. Auch als Ehemann hatte er versagt, und manchmal fragte er sich, was er wohl für einen Vater abgegeben hätte, wenn Susanne ihm nicht genommen worden wäre.
    Er durchquerte Brighton, bis er die Strandpromenade erreichte. Weit und breit keine Spur von einer Wanderkirmes. Er entdeckte auch nirgendwo irgendwelche Plakate. Kein Hinweis, ob die Kirmes da gewesen und weitergezogen war oder ob sie erst noch erwartet wurde. Nichts. Doch was ihm sehr wohl ins Auge fiel, waren ein paar Jugendliche – Jugendliche, die herumlungerten und offenbar nichts zu tun hatten. Vermutlich Schulabgänger, die ihre Prüfungen hinter sich hatten. Oder die arbeitslose Jugend der Stadt. Es gab auch ein paar Obdachlose und jüngere Männer, die altersmäßig irgendwo zwischen den Schulabgängern und den Obdachlosen anzusiedeln waren. Sie versuchten, Passanten anzuschnorren und boten als Gegenleistung einen Schluck aus einer ihrer Flaschen an. Da er im ländlichen Wales lebte, war Elder die gelegentlich durchziehenden Hippies gewohnt, doch so etwas war ihm noch nie begegnet. Die arbeitslosen Männer, die er aus seinem Dorf kannte, waren allesamt hart arbeitende Burschen gewesen, die so schnell wie möglich wieder in Lohn und Arbeit wollten.
    Er

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