Kassandra Verschwörung
angeheuert.« Er wandte sich Elder zu. »Glauben Sie immer noch, dass sie mit der Hexe zusammengearbeitet hat?«
Elder zuckte mit den Achseln. »Vielleicht nicht. Aber die Hexe wusste eine Menge über Khans Gewohnheiten. Möglicherweise hat sie den Holländer dazu gebracht, ein bisschen Geld springen zu lassen, ein paar Fragen zu stellen.«
»Bei der Sicherheitsfirma?«
»Das ist meine Vermutung. Dort muss jemand das Gleiche gewusst haben wie Ms. Capri. Haben Sie eine Ahnung, wo sie sich aufhält?«
»Nein, nicht den Hauch eines Schimmers. Soll ich der Sache mit ein bisschen mehr Nachdruck auf den Grund gehen lassen?«
Elder schüttelte den Kopf. »Es ist eine Sackgasse. Ich bin sicher, dass die Hexe den Auftrag nur angenommen hat, um uns von ihrer wirklichen Aktion abzulenken. Nein, sie ist jetzt hier . Vergessen wir das nicht, und konzentrieren wir uns darauf.«
Sie verließen das Büro gemeinsam.
Als Erstes mussten die Fotos des Holländers an sämtliche Polizeireviere innerhalb Londons und im Großraum London verteilt werden. Das Wochenende war nicht gerade die geeignetste Zeit, dies zu bewerkstelligen, aber sie taten ihr Bestes. Mithilfe eines Computers produzierten sie ein Plakat im DIN-A4-Format mit einer Beschreibung des Mannes und einem Foto von ihm. Die Qualität der Fotoreproduktion ließ ein wenig zu wünschen übrig, und Elder bezweifelte, dass es, wenn es gefaxt würde, überhaupt noch zu erkennen war.
»Die Frau, die dieses Gerät wirklich beherrscht, ist im Urlaub«, lautete die Entschuldigung.
»Dann holen Sie sie aus dem Urlaub zurück.«
Sie schafften sie her, und sie bearbeitete das Foto zu Elders Zufriedenheit. Anschließend produzierten sie mit dem Laserdrucker ein paar Dutzend Kopien. Sie suchten sämtliche Polizeireviere auf, doch als wahrscheinlichstes Anschlagsziel galt nach wie vor das Konferenzzentrum selbst. Deshalb würde die Beschreibung an sämtliche Delegationen verteilt werden, außerdem an alle mit der Sicherheit des Gipfels befassten Organisationen. Der Holländer würde es vermutlich nicht riskieren, sich dem Gipfel selbst zu nähern, aber es war trotzdem sinnvoll, die Leute zu warnen. Es war für jeden etwas Greifbares, etwas, wonach man Ausschau halten konnte. Etwas, das alle in Alarmbereitschaft versetzte.
Der Tag verging schnell. Doyle wurde losgeschickt, sich unter seinen Spitzeln und seinen zwielichtigsten Kontaktleuten umzuhören.
»Nicht ganz ihre Liga«, sagte er, »aber man kann ja nie wissen.«
Es gab in London holländische Kneipen und Restaurants. Greenleaf würde sie abklappern und die jeweiligen Besitzer, das Personal und die Stammgäste befragen. Auch in diesem Fall konnten sie ziemlich sicher sein, dass der Holländer einen großen Bogen um derartige Lokale machen würde. Doch einen Versuch war es allemal wert.
Elder dachte an seine eigenen Kontakte in London … und kam zu dem Schluss, dass es niemanden mehr gab, der irgendwie von Nutzen sein konnte. Bis auf Charlie Giltrap. Er fragte sich, ob Charlie noch in London lebte. Er stand nicht im Telefonbuch, und eine Überprüfung ergab, dass er auch sonst nicht aufzufinden war. Es war mehr als zwei Jahre her, dass er Charlie das letzte Mal gesehen und ihm einen beinahe tödlichen Tipp gegeben hatte.
»Ich muss mal kurz weg«, sagte Elder und suchte den nächstbesten Zeitschriftenladen auf, wo er ein Stadtmagazin mit Veranstaltungskalender durchblätterte. Er konzentrierte sich auf die Rubrik »Veranstaltungen«. Tatsächlich fand doch heute ein Schallplattenmarkt in London statt – und das ausgerechnet in der Westminster Central Hall, nur einen Steinwurf vom Konferenzzentrum entfernt und von seinem derzeitigen Standort keine fünf Minuten zu Fuß. Er legte das Magazin zurück ins Regal und machte sich auf den Weg. Entweder war es erneut ein Schuss in den Ofen … oder ein Wink des Schicksals.
An der Central Hall zahlte er seinen Eintritt und mischte sich unter die vielen Menschen, die sich in den engen Gängen drängten. Die angebotene Musik schien überwiegend Heavy Metal zu sein, nicht ganz das, was er erwartet hatte. Die Kundschaft, jung, mit fettigen Haaren und in Jeanskluft, hörte sich auf ihren Walkmans Kassetten an, bevor sie sich entschied, etwas zu kaufen oder nicht. Seltene LPs waren an Wände gelehnt, einige der Preise bewegten sich im dreistelligen Bereich. Eine junge Frau, ihrem Aussehen nach ein Heavy-Metal-Fan, erregte Aufmerksamkeit und provozierte Kommentare, während sie
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